Got to find away! Auch im bald vierten Jahr der Präsidentschaft von Donald Trump kann es aus Musikerkreisen nicht laut genug sein. Eine Band mit erheblicher politischer Sprengkraft sind dabei auch die Algiers aus Atlanta. Die Band um den Multi-Instrumentalisten Franklin James Fisher zielt dabei nicht plump auf das Oberhaupt der Vereinigten Staaten, sondern nimmt sich gleich die gesamte Gesellschaft zur Brust. Das Post-Punk Gospel-Quartett beschäftigt sich mit zwingenden Fragen wie kulturelle Autorität, Authentizität, Herkunft, bewaffnete Ignoranz und rassistischer Überheblichkeit. Ihr 2017 erschienenes Album „The Underside of Power“ rückte Algiers schließlich auch in den Fokus der Kritiker und Musikfans weltweit. Dieser Tage erscheint mit „There is No Year“ ihr nunmehr drittes Album via Matador Records. Am 24. Februar präsentieren wir die Show im Münchner STROM. Ein Geheimtipp!
Erst kürzlich haben Algiers ein gemeinschaftliches audiovisuelles Stück namens „Can the Sub Bass Speak?“ veröffentlicht. Die Installation ist eine Kollaboration mit dem Produktionsduo Randall Dunn und Ben Greenberg und spricht eine geladene Sprache. Freie Jazzpassagen von Algiers stehen dabei in hartem Kontrast zu den Visuals des preisgekrönten Filmemachers Sam Campbell und Typographen Farbod Kokabi. Gleichzeitig machte diese Zerstörung von Rassen- und Klassenpolitik Lust auf mehr: Ein neues Album musste her und hört nun auf den Titel „There is No Year“. Ein lang erwartetes Album, welches die Atlanteaner nun endlich von der Kette lassen. Der Panther faucht wieder, bäumt sich auf, zerlegt, konstruiert neu und regt zum Nachdenken an:
„This is not for the mercenary architects: the Jacks and Queens of simulated experience. This is for anyone who has found themselves on the sharp end of insidious, rhetorical prying: ‘Where are you from?’ ‘What are you?’ This is for anyone who has had their identity assigned and determined by the agents of patriarchy. This is for the Subaltern.“
Der Sound der Algiers lässt sich auch jenseits kreativer Entladungen nur schwer greifen. Industrial trifft auf soulige Gesangspassagen, wir hören ein wenig Post-Punk heraus, manch Song geht trotz meterhoher Soundwände direkt in die Hüfte. Ganze zwei Jahre tourten Fischer, Lee Tesche, Ryan Mahan und Matt Tong (Ex-Bloc Party) um den Globus, spielten u.a. als Support von Depeche Mode oder wahren auf dem Brecht- und Reeperbahn-Festival geachtete Meilensteine des Rahmen-Programms. Und mit Sicherheit liegt auch schon ein dicker Ordner mit ihrem Namen auf einem der vielen Schreibtische des FBI. Ihr drängender Sound wirkt auf Album Nummer Zwei noch ein ganzes Stück fiebriger, wenn schneidende Lyrics auf wummernde Synthesizer trifft. Angetrieben werden Algiers live vor allem durch ihre Rhythmussektion um Matt Tong und den völlig ausrastenden aber kongenialen Ryan Mahan.
Die Soundgewalt klingt nicht weiter verwunderlich, wenn man auf den Produzentenstuhl blickt, auf dem Randall Dunn von Sunn O))) Platz nahm. Post-Punk-R&B könnte man die auf „There is No Year“ zelebrierte Kriegsansage auch nennen, die bisweilen an Scott Walker, Iggy Pop, den Berlin-Bowie, Marvin Gaye und Fever Ray erinnert. Fakt ist: Algiers zeigen sich auf „There Is No Year“ als wichtige und laute Stimme in Zeiten politischen Irrsinns. Ein mehr als nötiger Finger in der Wunde, denn Bands wie Algiers braucht es leider mal wieder mehr denn je.
Die Gewinner unserer Kartenverlosung wurden informiert.
curt präsentiert: Algiers > Homepage // 24. Februar 2020 // STROM // Beginn 21 Uhr // VVK 23,80 EUR zzgl. Gebühren