a Liar's autobiography

Auf DVD: „A Liar’s Biography“

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„A Liar’s Biography: The Untrue Story of Monty Python’s Graham Chapman“ von und über eben jenen schon verstorbenen Mitbegründer der Britischen Skurrillotruppe ist ein sehr komischer Film. Und dass nicht unbedingt in der Bedeutung von „lustig“ ergo Schenkelklopf.

Vorneweg muss wohl angemerkt sein, dass niemand ein „Best Of Monty Python“ oder ähnliches erwarten sollte – zwar sind außer Eric Idle alle alten Haudegen als Voice actors dabei (keine Ahnung ob in der Deutschen Version auch die alten Sprecher rangekarrt wurden) –, aber der Film ist auf jeden Fall „something completely different“.

a Liar's autobiography

Die Macher des Films, der weitgehend auf Chapmans Buch „A Liar’s Biography: Volume VI“ von 1980 basiert, entschieden sich, einen Animationsfilm zu machen. Dabei wurde jede Szene – meist ein Abschnitt aus Chapmans Leben – in einem anderen Stil kreiert; insgesamt arbeiteten 14 Animationsstudios am Gesamtwerk. Dabei kann man dann alles sehen: von sehr reduzierten, beinahe South-Parkesquen Scherenschnittanimationen bis hin zu modernstem CGI. Und obwohl allesamt technisch nicht schlecht umgesetzt sind, lauert hier dennoch schon ein Problem von A Liar’s Biography: Nicht alle Animationsstile passen zum Inhalt, manche wirken im Kontext etwas arg seltsam. Ob dass nun gewollt war oder nicht, sei dahingestellt.

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Weiterhin sind manche Abschnitte meiner Meinung nach vom Visuellen bzw. der Umsetzung stilistisch schlecht gewählt: Vor allem die Szene, in der dargestellt wird, wie Monty Python dareinst auf eben diesen ihren Namen kamen. Die Umsetzung zeigt dann ein paar animierte Affen, die um ein Auto herumhopsen und mit den Originalstimmen der Pythons reden: Dass mag gern surreal und verdreht gemeint sein, es wirkt aber eher etwas unbeholfen, kindisch und – bei größtenteils humoristischen Machwerken immer kacke – unkomisch.

Inhaltlich bietet der Film ansonsten natürlich sehr viel Unsinn: Es handelt sich ja schließlich um eine absichtlich zusammengelogene und überspitzte Biografie. Dennoch hat man durchaus das Gefühl, dass hier und da der „echte“ Graham Chapman durchwirkt. Besonders zwei Themen empfand ich als sehr dominierend: Chapmans Auseinandersetzung mit seiner Sexualität (er beschreibt sich selbst als „a raging poof“) und seine immer schwerer werdende Alkoholabhängigkeit. Da ist’s dann auch gern mal nicht mehr lustig: Hier wird eine durchaus tragische, vom Erfolg zerrüttete und umherirrende Seele gezeigt (und wieder verfehlen manche Animationsstile hier den Ton).

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Probleme mit der Dauerthematisierung von Chapmans Homosexualität (laut eigener Aussage fühlte er sich zu 70 % schwul) hatte ich dabei weniger – manch eine Rezension wirft dem Film rech unverblümt vor, von dem Thema gar nicht mehr wegzukommen. Man sollte halt nicht vergessen, dass die Story schon eine Weile her ist und Sexualität in den 1970s anders behandelt wurde als heute (bzw. halt nicht, Homophobie ist ja immer noch weitläufig gesellschaftlich akzeptiert).

Was den Film auf jeden Fall etwas weniger fahrig und zusammengeschwurbelt erscheinen lässt, war für mich die in den Bonusfeatures enthaltene „Making of featurette“, in der Zeitzeugen das Ganze etwas erläutern und hier und da Zusammenhänge ergänzen bzw. Wahrheiten zu den erlogenen Geschichten addieren. Auch sehr schön ist der Fakt, dass dank alter Audiobuchaufnahmen von Chapman der Meister höchstselbst stimmlich vertreten ist; ergo niemand seinen Part einsprechen musste.

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Insgesamt ein durchaus sehenswerter Film für Fans, wenngleich er bei mir einen etwas zerfahrenen, teil eben stilistisch fehlgeleiteten Eindruck hinterlassen hat. Aber Chapman hätte das wohl alles lieber gehabt als einen 101 Biografiestreifen, der sich faktisch und stilistisch zusammennimmt. Absinthgenuss und Sportzigaretten mögen mir das Ganze bei Ansehen auch nähergebracht haben – dem nüchternen Hirn bleiben manche Teile der Liar’s Biography ggf. verschlossen (aber fragt mich nicht, ich müsste ihn mir ja noch mal anschauen).

Wertung: 18 of 25 Million Unexpected Spanish Inquisitors

TEXT: Philipp Dahlmanns