Schreck lass nach: Es ist mal wieder so weit und wir haben uns für euch schlau gemacht, was die aktuellsten Horrorfilme eigentlich so taugen. Vier davon stellen wir euch näher vor, und da ist von Grusel über Splatter bis zu Fun mal wieder alles dabei.
„Haunter – Jenseits des Todes“
Wer in der Berufswelt angekommen ist, weiß wie schwer das Routinerad auf einem lasten kann. Jeden Tag an denselben Ort gehen, dasselbe tun, von denselben Leuten umgeben sein – da kann einen schon das Gefühl beschleichen, in einer Endlosschleife gefangen zu sein. Bei Lisa ist das noch einmal ein bisschen schlimmer, sie erlebt den Tag vor ihrem 16. Geburtstag immer wieder neu. Sofern man hier überhaupt von „erleben“ sprechen kann, denn sie und ihre Familie sind längst tot, davon ist Lisa überzeugt. Während sie noch herumrätselt, warum sich der Tag ständig wiederholt und niemand außer ihr das merkt, hört sie Stimmen aus dem Keller, die sie rufen. Sind sie der Schlüssel, um das alles zu beenden? Und wer ist dieser blasse Mann, der plötzlich auftaucht und sie davor warnt, noch weiter herumzuschnüffeln?
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„Und täglich grüßt das Murmeltier“ trifft „The Others“ – die Bestandteile sind bekannt, die Kombination ist neu. Die spannende Frage bei „Haunter“ ist, in welcher Verbindung Lisas Familie zu den Stimmen steht und wie das Mädchen den anderen helfen kann. Schließlich sind die eigenen Möglichkeiten etwas beschränkt, wenn du in einem Haus und in einem Tag gefangen bist, und tot auch noch dazu. Für den Fall, dass das dem Zuschauer nicht reicht, baute „Cube“-Regisseur Vincenzo Natali noch eine Reihe typischer Geisterschlossmomente ein und bediente sich da großzügig im reichhaltigen Genrerepertoire. Knarrende Türen, wispernde Stimmen, nächtliche Schritte vor dem eigenen Zimmer, Gesichter in Spiegeln – gesehen hat man das alles schon, aber es funktioniert, geboten wird eine atmosphärisch dichte Schauermär.
Wertung: 7 von 10
Regie: Vincenzo Natali; Darsteller: Abigail Breslin, Peter Outerbridge, Michelle Nolden, Peter DaCunha, Stephen McHattie; VÖ: 22. Mai 2014
„100 Bloody Acres“
Wenn uns Horrorfilme eins gelehrt haben, dann dass du niemals jemals dein Auto in einer abgeschiedenen, ländlichen Gegend schrotten solltest. Nun sind Sophie, ihr Freund James und Wesley aber weniger an cineastischen Erkenntnissen interessiert, sondern nur an einem Musikfestival. Als der Wagen auf dem Weg liegen bleibt, lautet die dringendste Frage daher erstmal: Wie kommen sie jetzt aufs Festival? Glück im Unglück: Der etwas verklemmte Reg kommt mit seinem Laster vorbei und lässt sich von Sophie – unter Zuhilfenahme ihrer körperlichen Reize – dazu überreden, sie mitzunehmen. Unglück im Glück: Reg und sein Bruder Lindsay betreiben einen kleinen Düngerladen und die geheime Zutat ihres neuen Verkaufsschlagers sind menschliche Überreste. Gut für das Gemüse, schlecht für die drei ahnungslosen Jugendlichen.
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Auch wenn es sich danach anhört, „100 Bloody Acres“ ist kein weiterer Redneck-Splatter. Blut wird hier zwar literweise verspritzt, das eine oder andere Körperteil fehlt am Ende und gestorben wird vor allem im späteren Verlauf kräftig. Doch das ist alles so überzogen und bewusst komisch inszeniert, dass auch weniger genregestählte Mägen bis zum Abspann durchhalten sollten. Ein Großteil des Films besteht ohnehin aus dem verbalen Schlagabtausch zwischen den Brüdern und den designierten Opfern, aber auch innerhalb der beiden Gruppen. Der ist dann auch durchaus amüsant und der eigentliche Grund, sich die australische Horrorkomödie einmal anzuschauen. Am manchen Stellen sind die karikierenden Elemente vielleicht etwas altbacken, grandios ist dagegen, wenn die Flucht vor den mörderischen Brüdern zwischenzeitlich in einen geschlossenen Themenpark führt.
Wertung: 6 von 10
Regie: Colin Cairnes, Cameron Cairnes; Darsteller: Damon Herriman, Angus Sampson, Anna McGahan, Oliver Ackland, Jamie Kristian; VÖ: 22. Mai 2014
„The Human Race – The „Race or Die“ Tournament“
Folge den Pfeilen, oder du stirbst.
Bleibe auf dem Pfad, oder du stirbst.
Wenn du überrundet wirst, stirbst du.
Berühre nicht das Gras, sonst stirbst du.
Lauf oder stirb.
Ja, Spielregeln sind wichtig und jeder sollte sich an die halten, damit alle die gleichen Chancen haben. Dass die Strafe auf Missachtung aber so drakonisch ausfällt wie hier, ein bisschen übertrieben ist das schon. Und das mit der Chancengleichheit ist ohnehin nicht gegeben, schließlich tummeln sich unter den 80 Teilnehmern genug mit körperlichen Nachteilen: Alte, Kinder, Gehörlose, eine Schwangere, sogar ein Mann mit nur einem Bein ist dabei. Als die Leute ahnen, dass ihr Überleben nur durch den Tod der Anderen gewährleistet wird, beginnen manche, die Regeln zu ihrem eigenen Vorteil zu nutzen. Und bei allem bleibt die Frage: Was soll das Ganze überhaupt?
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Nicht nur die Geschichte ist ungewöhnlich, auch sonst weicht „The Human Race“ von ausgetretenen Pfaden ab. Wenn die anfangs mühsam eingefügte Figur gleich als erstes verreckt, wird klar: Geschont wird hier niemand. Die Qualität des interessanten Einstiegs kann aber leider nicht bis zum Schluss gerettet werden. Wenn die Todesszenen später zu einem reinen Selbstzweck werden, wandelt sich der originelle Genrevertreter zu einer recht billigen Splatterorgie. Schön wäre es außerdem gewesen, wenn „The Human Race“ auch mit einer Art Aussage geendet hätte, doch so plötzlich der Film begonnen hat, so abrupt hört er auch wieder auf. Eine (groteske) Erklärung für das mörderische Rennen gibt es, dazu auch ein paar schön-befremdliche Bilder, auf eine groß angelegte Rahmenhandlung sollte aber besser keiner hoffen.
Wertung: 5 von 10
Regie: Paul Hough; Darsteller: Eddie McGee, Paul McCarthy-Boyinton, Trista Robinson, T. Arthur Cottam; VÖ: 19. Mai 2014
„Here Comes the Devil“
Das kommt davon, wenn man seine Aufsichtspflicht verletzt. Verständlich ist es schon, wenn Felix und Sol mal ein bisschen Ruhe und Zeit für sich brauchen. Als deren Kinder Sara und Adolfo aber nicht von der Erkundung eines nahegelegenen Hügels zurückkommen, bereuen sie die Entscheidung, machen sich und den anderen schreckliche Vorwürfe. Aber noch mal Glück gehabt: Am nächsten Morgen bringt die Polizei die beiden Vermissten wieder wohlbehalten zurück. Oder vielleicht doch nicht? Ein wenig eigenartig ist ihr Verhalten ja schon, weswegen ein Kinderpsychologe meint, sie hätten dort oben eine traumatische Erfahrung gemacht. Auf der Suche nach der Wahrheit, machen die Eltern daraufhin eine Entdeckung, die ihre schlimmsten Ängste bestätigt – und sogar noch übertrifft.
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Eigenartig ist nicht nur das Verhalten der Kinder, der Film ist es auch. Viel passieren tut nicht, gerade die erste Hälfte ist bewusst ruhig gehalten. Und wird es dann doch mal expliziter, sieht das Ergebnis recht billig aus. Dennoch, ganz los lässt einen der mexikanische Independentstreifen nicht. Wenn schon nicht mit seinen Splatterszenen, so erzeugt „Here Comes the Devil“ nämlich durch seine metallisch-rumorende Musik reichlich Atmosphäre. Damit einher geht eine fortwährende Ungewissheit, was denn nun als nächstes passiert. Drama, Sexploitation, Rachethriller, Okkulthorror – hier ist von allem ein bisschen dabei. Spannend ist das nicht immer, befremdlich, manchmal sogar verstörend aber schon. Besonders da einen hier das ungute Gefühl beschleicht, dass das Böse nicht auf einsamen Hügeln lauert, sondern in uns selbst.
Wertung: 6 von 10
Regie: Adrián García Bogliano; Darsteller: Francisco Barreiro, Laura Caro, Alan Martinez, Michele Garcia; VÖ: 30. Mai 2014
TEXT: Oliver Armknecht