Jackass Bad Grandpa Rezension DVD curt München

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Jackass: Bad Grandpa

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Es war einmal ein Mann, der unbedingt Schauspieler werden wollte, was dem Rest der Menschheit aber reichlich egal war. Johnny Knoxville hieß er und scheiterte an seinem Anspruch, gute Rollen zu ergattern. Oder überhaupt Rollen. Und so entschloss sich der verhinderte Darsteller, seinen Ruhm anderweitig und auf eigene Faust zu erlangen. Und ohne Rücksicht auf Verluste. Man könnte doch als Selbstversuch einmal verschiedene Abwehrmechanismen wie Taser an ihm ausprobieren, und er schreibt dann darüber einen Artikel.

Jedes ernstzunehmende Magazin lehnte den Vorschlag natürlich ohne zu zögern ab. Doch zum Glück nahm sich das Skateboardmag „Big Brother“ selbst nicht wirklich ernst. Dessen Redakteur Jeff Tremaine unterstützte Knoxville bei seinem Vorhaben, Regisseur Spike Jonze – ein Freund Tremaines – half später, das Konzept aus der Artikelreihe ans Fernsehen zu verkaufen. Heraus kam 2000 die wahnwitzige MTV-Stuntshow „Jackass“.

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2014 ist diese Sendung zwar schon lange Geschichte, „Jackass“ wurde 2002 nach der dritten Staffel eingestellt, doch der Name ist Freunden derben und oft körperlichen Humors natürlich noch immer ein Begriff. Ein Grund dafür ist, dass noch immer in regelmäßigen Abständen Filme produziert werden, die auf der Show basieren. So auch „Jackass: Bad Grandpa“, der insgesamt siebte Teil der Reihe. Anders als bei den Vorgängern verfolgten die Gründerväter Knoxville, Tremaine und Jonze hier jedoch ein anderes Konzept. Geblieben sind die Stunts und die Sketche, neu ist, das um sie herum eine – wenn auch sehr dünne – Rahmenhandlung entwickelt wurde.

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Gleich zu Beginn muss der vulgäre, lüsterne und überaus schamlose Rentner Irvin Zisman (Knoxville) zwei Nachrichten verkraften, eine gute und eine schlechte. Die gute: Seine Frau Ellie (Catherine Keener) ist tot. Die schlechte: Tochter Kimmie (Georgina Cates) muss wegen ihrer fortlaufenden Drogenvergehen in den Knast. Es ist jedoch weniger der Gefängnisaufenthalt, der Irvin zu schaffen macht, und auch die Drogensucht ist ihm tendenziell gleichgültig. Nein, das eigentlich Schlimme ist, dass der 86-Jährige sich um seinen 8-jährigen Enkel Billy (Jackson Nicoll) kümmern soll. Genauer ringt Kimmie ihm das Versprechen ab, den Jungen zu seinem Vater nach North Carolina zu bringen. Große Lust darauf hat Irvin nicht, während des Roadtrips entwickelt der selbstsüchtige Opa aber doch noch Gefühle für den kleinen Billy.

Eine Geschichte hat „Jackass: Bad Grandpa“ also, die in der Hand von „richtigen“ Filmemachern vielleicht sogar eine rührende Tragikomödie hätte werden können. Hier verpufft jeder Anflug von Emotionalität aber sofort, da wir nie die Illusion richtiger Charaktere erreichen. Dafür ist das Konzept „wir laufen mit einer versteckten Kamera herum und filmen die Reaktionen der anderen“ dann einfach zu offensichtlich. Wenn Irvin später Gefühle entwickelt, dann wirkt das so, als wären wir als Zuschauer diesmal Ziel der Scherze geworden.

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Doch auch wenn der Versuch, aus „Jackass“ einen herkömmlichen Film zu machen, nicht wirklich geglückt ist, die einzelnen Gags sind es dafür teils umso mehr. Natürlich muss man den Humor schon teilen können, der auch nur jede Andeutung von Subtilität unter einem grob gehauenen Berg von Obszönitäten und Fäkalwitzen begräbt. Tut man das, wird man häufiger lachen, als man es vielleicht tun sollte, zum Beispiel bei der grandiosen Verunglimpfung eines Schönheitswettbewerbs für kleine Mädchen oder der vermeintlichen Trauerfeier für Ellie. Vor allem die entsetzten Blicke der Anwesenden, die keine Ahnung haben, dass sie in einem Film sind und gefilmt werden, sind Gold wert. Ob man diese Szenen nicht besser einzeln gezeigt hätte, anstatt sie dramaturgisch verbinden zu wollen, steht wieder auf einem anderen Blatt. Vielleicht hätte man so die Durchgänger vermieden, die „Jackass: Bad Grandpa“ immer mal wieder plagen. Aber am Ende nimmt man auch die in Kauf, um die nächste Unverschämtheit von Irving zu sehen.

Fazit: Ein „Jackass“-Film, der tatsächlich ein Film sein will, mit Handlung, Charakteren und Emotionen? Das ist neu und auch nur wenig überzeugend. Dafür sind die typisch derben Sketche teils brüllend komisch.

Wer den Film letztes Jahr im Kino verpasst hat, kann also jetzt zu Hause seinen Spaß haben – und mit etwas Glück sogar auf unsere Kosten. Anlässlich des Verkaufsstarts verlosen wir je eine DVD und Blu-ray der Anarchokomödie. Glücksritter sollten uns daher eine Mail schreiben mit Name, Anschrift und Betreff „Jackass: Bad Grandpa“. Schickt all das an willhaben@curt.de und verratet uns: Was war der schlimmste Streich, den ihr mal jemandem gespielt habt?

Unsere Verlosung ist beendet, die DVDs wurden versandt.

TEXT: Oliver Armknecht