Augustzeit ist Urlaubszeit! Bitter wenn man selbst keinen bekommt und Tag für Tag ans Büro gekettet ist. Oder noch schlimmer: Die lieben Kollegen durften mal wieder weg und ihr habt als Trostpflaster deren Arbeit auf eurem Schreibtisch. Da kann einem schon mal das Lachen vergehen. Damit genau das nicht passiert, versorgen wir euch in unserem nächsten Film-Special mit aktuellen Komödien und verraten euch, welche davon wirklich lustig sind und welche eher nicht.
„$9.99“
Eigentlich hätte man meinen können, die ganze Welt wüsste inzwischen, dass „42“ die Antwort auf so ziemlich jede Frage ist. Nur bis nach Australien scheint das nicht durchgedrungen zu sein. Und so hält sich Dave an eine andere vielversprechende Zahl: $9.99. Genau soviel kostet nämlich sein Selbsthilfe-Ratgeber über den Sinn des Lebens, den er aufgrund einer Flyerwerbung gekauft hat. So wie er sind auch die anderen Figuren des Episodenfilms auf der Suche nach Antworten, Bedeutung, Halt. Daves Bruder Lenny versucht zum Beispiel alles, damit er für seine neue Flamme „weicher“ wird. Wirklich alles. Der alte Albert wiederum freundet sich mit einem sarkastischen Engel an. Und Ron kifft mit imaginären Däumlingen, um über seine gescheiterte Beziehung hinwegzukommen.
Das Besondere an dem israelisch-australischen Stop-Motion-Animationsfilm ist, dass es hinter den unscheinbaren Knetmassefiguren und der teils grotesken Geschichte gewaltig menschelt. Eine Antwort auf die Sinnsuche wird in dem Episodenfilm nicht gegeben, aber genau das macht $9.99 so wirkungsvoll. Wenn sich die Figuren nach Beziehungsende, Arbeitslosigkeit oder dem Tod des Partners an die verrücktesten Einfälle klammern, dürfte jeder mitfühlen können, der selbst einmal in dieser Situation war. Und diese Mischung aus Alltäglichem und Absurdem ist oft unglaublich witzig, manchmal traurig, aber vor allem immer eines: warmherzig.
Regie: Tatia Rosenthal; VÖ: 16. August 2013
„Loving Ibiza – Die größte Party meines Lebens“
Trost oder Masochismus? Sich eine Menge Urlauber auf Ibiza anzuschauen, während man selbst zu Hause hockt, kann schon recht frustrierend sein. Andererseits laden die Bilder auch zum Träumen ein, denn zu sehen gibt es bei „Loving Ibiza“ mehr als genug. Das gilt für die fast schon zu perfekte Landschaft genauso wie für die Hauptdarsteller. Kevin beispielsweise ist ein bekannter Fußballspieler und ein Bild von einem Mann. Klar, dass der eine nicht minder attraktive Frau an seiner Seite braucht. Und eben die findet er in Elza: Modelcontestgewinnerin und geistig auf der Höhe eines Backsteins. Wesentlich gewitzter ist da die bodenständige Lizzy, die für Elza eine Geburtstagsparty organisieren soll, sich dabei aber dummerweise in Kevin verliebt.
Dieses vorsichtige Annähern des Stars und des Nobodys verläuft leider komplett nach Schema F, originelle Einfälle sucht man hier vergebens. Wenn der niederländische Kassenschlager durch etwas überzeugt, dann sind das neben der Optik am ehesten noch die Nebencharaktere. Vor allem der Versuch von Jacky und Irma, zwei Urlauberinnen in den 40ern, noch einmal die große Liebe zu erleben, ist zwar geschönt, aber doch irgendwo rührend und sympathisch. Dafür mangelt es der Komödie an wirklich witzigen Stellen, am Ende bleibt von der „größten Party meines Lebens“ recht wenig zurück. Elektrofans können dennoch aufhorchen, denn der bekannte niederländische DJ Armin van Buuren („Intense“) steuerte nicht nur die Musik bei, sondern übernahm auch eine kleine Gastrolle.
Regie: Johan Nijenhuis; Darsteller: Jan Kooijman, Sanne Vogel, Lone van Roosendaal, Simone Kleinsma; VÖ: 19. August 2013
„Mademoiselle Populaire“
Jeder Mensch hat irgendwo sein persönliches Talent: Manche mögen geborene Leistungssportler sein, andere begabte Köche, und wieder andere schreiben tolle Artikel – oder meinen es zumindest. Auch Rose hat eine besondere Fähigkeit: Sie kann tippen, sehr schnell sogar. Leider ist sie dafür eine lausige Sekretärin. Doch ihr Chef Louis hat einen anderen Verwendungszweck für die schöne Angestellte: Rose soll für ihn die Meisterschaften als schnellste Tippse gewinnen, dafür trainiert und sponsert er sie. Schon bald stellen sich tatsächlich erste Erfolge ein. Nur einen Punkt hatte der smarte Chef nicht bedacht: Verborgen hinter Wettkämpfen, Disziplin und Eifer entwickeln sich Gefühle, die über eine bloße Mentor-Schüler-Beziehung hinausgehen.
Dass „Mademoiselle Populaire“ streckenweise richtig sehenswert ist, liegt weniger an der vorhersehbaren Geschichte als vielmehr an dem Drumherum. Drehbuchautor und Regisseur Regis Roinsard verlegte die Handlung einfach ins Frankreich der späten 50er und sorgt so für einen richtig schönen Retro-Charme. Ob bei Kostümen, Inneneinrichtung, Autos oder den fiktiven Radiowerbungen, hier wurde darauf geachtet, ein authentisches 50er-Jahre-Gefühl zu kreieren. Toll auch die beiden Hauptdarsteller, die die nicht sonderlich tiefsinnigen Figuren mit Leben füllen. Und so ertappt man sich dabei, dass man der anfangs naiven Rose bald die Daumen drückt, wenn sie mit anderen um die Wette tippt und dabei zum Star aufsteigt. Zumal der französische Film die Geschichte immer mit dem nötigen Augenzwinkern angeht, selbst dann, wenn er bei Roses späteren internationalen Auftritten tief in die Länderklischeekiste greift.
Regie: Regis Roinsard; Darsteller: Romain Duris, Déborah François; VÖ: 15. August 2013
„Stand Up Guys“
Der eine braucht Hilfsmittel für mehr Standfestigkeit im Bett, der zweite schnupft Medikamente gegen hohen Blutdruck, der dritte kommt ohne Atemmaske nicht einmal mehr aus dem Altersheim – die beste Zeit liegt für Val, Doc und Hirsch eindeutig schon hinter ihnen. Das ist vor allem im Fall von Val tragisch, weil der die letzten 28 Jahre für einen Mord im Knast verbracht hat. Und als wäre das nicht genug, hat sein bester Freund Doc den Auftrag, ihn direkt nach seiner Entlassung umzubringen; schließlich war Vals Opfer seinerzeit der Sohn eines Obergangsters, der ihm das bis heute nicht verziehen hat. Ein paar Stunden hat der zum Tode verurteilte noch, bis seine Galgenfrist abläuft. Nicht viel, aber doch genug für die drei, noch einmal so richtig die Sau rauszulassen.
Wenn Al Pacino, Christopher Walken und Alan Arkin zusammenkommen, um in die Jahre gekommene Auftragskiller zu spielen, dann lässt das auf Großes schließen. So ganz werden die hohen Erwartungen dann aber leider nicht erfüllt. Das liegt jedoch weniger an den soliden Leistungen der Altstars, sondern daran, dass sie nicht wirklich etwas zu tun bekommen. Geschossen wird hier wenig, dafür umso mehr geredet und geblödelt. Drei Killer im Ruhestand, die über körperliche Wehwehchen sprechen, zwischendurch kräftig austeilen und über die Gangster von heute meckern: Zeitweise wirkt „Stand Up Guys“ wie eine Mischung aus „Cockneys Vs. Zombies“ und „Killing Them Softly“ und muss sich nicht wirklich hinter den beiden verstecken. Denn sympathisch und amüsant ist der Film auf jeden Fall – aber eben nicht mehr.
Regie: Fisher Stevens; Darsteller: Al Pacino, Christopher Walken, Alan Arkin; VÖ: 23. August 2013
TEXT: Oliver Armknecht