Science Fiction, das bedeutet riesige Schlachtschiffe, ferne Planeten und bizarre Aliens. Ja, schon, aber eben nicht nur. Tatsächlich bietet kaum ein Genre eine Vorlage für derart unterschiedliche Filme. Aus diesem Grund präsentieren wir euch vier Streifen, die nur eins gemeinsam haben: Es kommt in der Geschichte Technik zum Einsatz, über die wir selbst nicht verfügen. Und zu gewinnen gibt es natürlich auch dieses Mal etwas.
„Ender’s Game – Das große Spiel“
Millionen Menschen starben, als vor 50 Jahren insektenähnliche Aliens namens Fornics die Erde überfielen. Mit vereinten Kräften konnten die Invasoren zwar zurückgedrängt werden, doch seither herrscht die Angst vor einer möglichen Rückkehr der Aggressoren. Um dieses Mal besser gewappnet zu sein, werden auf der ganzen Welt Kinder zu Soldaten ausgebildet. Kinder, so die Hypothese, hören beim Kämpfen stärker auf ihre Intuition. Und das ist ein Vorteil, wenn der Gegner eine fremde Spezies ist, die anders denkt, fühlt und handelt als man selbst. Ender Wiggin ist eines dieser Kinder, das auf einer speziellen Kampfschule für einen potenziellen Einsatz als Truppenführer trainiert wird. Da er dabei ein beachtliches Talent beweist, soll er nach all der Theorie in einer Akademie im Weltraum endlich auch ein wenig Praxiserfahrung sammeln – denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Fornics wieder zuschlagen.
Gewaltverherrlichung oder doppelbödige Gesellschaftskritik? „Ender’s Game – Das große Spiel“ macht es einem nicht leicht, eine eindeutige Antwort zu finden. Und wenn beim überraschenden Ende einiges auf den Kopf gestellt wird, zeigt die Romanadaption, dass in ihr inhaltlich mehr steckt, als man zunächst vermuten möchte. Bis es so weit ist, muss man sich jedoch ein wenig durch die erste Hälfte quälen. Vor allem das Bootcamp im All verzichtet auf keines der Klischees, die einem zu diesem Thema einfallen können. Aufgelockert wird der Film aber immer wieder von kleinen Trainingsgefechten in einer schwerelosen Kuppel. Die sind nicht nur taktisch interessant, sondern auch hübsch anzusehen. Überhaupt wusste Regisseur Gavin Hood das hohe Budget gut anzulegen. Gerade der Endkampf im Weltraum macht einiges her, aber auch die Landschaftsaufnahmen der fremden Planeten und Enders bizarre Träume einiges fürs Auge. Kein Meisterwerk, aber ordentliche Unterhaltung.
Wertung: 6 von 10
Regie: Gavin Hood; Darsteller: Asa Butterfield, Harrison Ford, Viola Davis, Abigail Breslin, Ben Kingsley; VÖ: 6. März 2014
„Jin-Roh“
Kaum ein Märchen wurde vergleichbar oft verfilmt wie „Rotkäppchen“, und das über alle Genregrenzen hinweg. Doch so frei wie hier wurde nur selten mit dem Ursprungsmaterial umgegangen. Der böse Wolf ist eine Spezialeinheit, die Großmutter Mitglied einer Untergrundorganisation und das Rotkäppchen ein Bombenkurier. Auch sonst hat „Jin-Roh“ nur wenig Märchenhaftes an sich: Wir befinden uns in einem alternativen Japan der 1950er, das Land wurde von den Deutschen besetzt und es herrscht ein erbitterter Machtkampf zwischen mehreren staatlichen und paramilitärischen Gruppierungen. Als Kazuki Fuse bei einem Einsatz zögert, eines der Rotkäppchen zu erschießen, kommt es zu einer verheerenden Explosion. Doch Fuse überlebt und lernt bei seinen anschließenden Nachforschungen die Schwester der Attentäterin kennen.
Zwei Realfilmadaptionen gab es bereits von Mamoru Oshii der sich entschied, seinen Manga auch als Anime auf die große Leinwand zu bringen. Diesmal beschränkte sich der Altmeister zwar aufs Drehbuch und überließ die Regie Hiroyuki Okiura, doch der Qualität hat es nicht geschadet. Okiura verstand es, bei seinem Solodebüt das düstere Geschehen in eher schlichten, dafür realistischen und ungemein stimmungsvollen Bildern einzufangen. Actionfans seien jedoch gewarnt: Der Politthriller zeichnet sich durch seine bedrückende Atmosphäre aus, weniger durch Schusswechsel. Die gibt es und sind auch spannend inszeniert, finden jedoch größtenteils am Anfang und Schluss statt, der restliche Film konzentriert sich auf die beiden Hauptfiguren. Da aber auch diese ruhigen und dialoglastigen Passagen fesseln, dürfen sich Animefans freuen, dass der Klassiker mit reichlich Verspätung nun doch mal auf Scheibe erscheint.
Wertung: 7 von 10
Regie: Hiroyuki Okiura; VÖ: 28. März 2014
„Implanted – Die Erinnerung lügt“
Stell dir vor, du wachst eines Tages auf und kannst dich an nichts erinnern. Oder sagen wir besser: Du hast Erinnerungen, mit denen du aber nichts anfangen kannst. Was tust du? Im Fall von Ethan Galloway sieht der Plan folgendermaßen aus: rumlaufen, rumfragen, rumstochern. Wirklich erfolgreich ist diese Methode aber nicht, denn keiner will ihm etwas Konkretes sagen. Nicht einmal sein Vater. Der ist renommierter Neurologe und behauptet, seinen Sohn nach einem Unfall durch eine Operation gerettet zu haben. Was das für ein Unfall war und worum es sich bei dieser Operation handelte, das verrät er ihm jedoch nicht. Also bleibt Ethan nichts anderes übrig, als gegen den Willen und ohne dessen Wissen Nachforschungen anzustellen. Und eine dieser Spuren führt ihn zu Camilla. Tatsächlich scheint die ihn zu kennen, so wie irgendwie jeder den Jungen kennt. Warum aber hat Ethan dann keine Ahnung, wer sie ist?
Gedächtnisschwund und die damit verbundene Suche nach der Wahrheit, das ist bei Thrillern eine bewährte Kombination. Hinzu kommt hier das nicht minder beliebte Spiel mit der unzuverlässigen Wahrnehmung. Sind die Erlebnisse von Ethan real oder eingebildet? Einige Kniffe, um diesen Effekt zu erzielen, sind ganz gut gelungen. Die ständig wechselnden Orte, zeitlich nicht immer zuordenbare Szenen, der starke Einsatz von Zeitlupen, all das gibt „Implanted“ einen leicht surrealen Charakter. Im Vergleich dazu sind die übertrieben seltsamen Dialoge weniger gut gelöst. Das ist schade, denn die Geschichte an sich ist gut. Eingebettet in den Science-Fiction-Rahmen der neuartigen Operation wird hier eine spannende Wahrheitssuche mit einem bewegenden Familiendrama verknüpft. Und spätestens beim Ende werden sogar überraschend existenzielle Fragen über die Bedeutung von Erinnerungen gestellt.
Wertung: 6 von 10
Regie: Thomas Verrette; Darsteller: Justice Leak, Robert Pralgo, Elizabeth Keener; VÖ: 21. März 2014
„Zero Gravity“
Whale Watching einmal anders. Seitdem Forscher per Sonden Leben unter der vereisten Oberfläche des Jupitermonds Europa entdeckt haben, träumten sie davon, dieses einmal aus nächster Nähe zu sehen. Und genau das will der milliardenschwere Unternehmer Walter Moffitt ermöglichen: Die Astronauten Michael Forrest und Nathan Miller sollen mit dem Raumschiffs „One Life“ zum fernen Mond reisen und einen Blick auf die walähnlichen Lebewesen werfen. Da aber selbst mit der modernsten Technologie eine solche Reise Jahre dauert, werden die beiden in einen Tiefschlaf versetzt. Doch gleich zu Beginn wird „One „Life“ durch einen Meteoriten beschädigt, Nathan stirbt und Michael muss einen Weg finden, das Raumschiff zu reparieren. Als größere Herausforderung stellt sich dabei heraus, jahrelang allein in einem Raum zu verbringen, ohne dabei durchzudrehen.
Ein Film namens „Zero Gravity“? Ernsthaft? Na, das hört sich aber mal nach einem billigen Trittbrettfahrer an. Doch damit würde man dem Science-Fiction-Film unrecht tun. Nicht nur, dass er schon vor dem letztjährigen Blockbuster gedreht wurde und der Originaltitel ein ganz anderer ist („Astronaut: The Last Push“). Er ist auch noch richtig gut. Klar, das Budget ist sehr gering, was gerade am Anfang deutlich ins Auge springt. Später ist man aber viel zu sehr damit beschäftigt, bei Michaels Abenteuer mitzufiebern. Auch wenn sich fast der gesamte Film in diesem einen Raum abspielt, bleibt die Spannung auf einem konstant hohen Niveau. Dabei ist „Zero Gravity“ zu gleichen Teilen Thriller (Wird er es schaffen?) und menschliches Drama (Wie geht man mit jahrelanger Isolation um?). Wer damit leben kann, dass hier letztendlich kaum etwas zu „sehen“ ist, findet einen kleinen, feinen Genrevertreter, in dem nicht die Technik, sondern der Mensch im Mittelpunkt steht.
Wertung: 7 von 10
Regie: Eric Hayden; Darsteller: Khary Payton, Lance Henriksen, Brian Baumgartner; VÖ: 28. März 2014
Zurück aus dem All wird es Zeit, sich wieder irdischen Belangen zu widmen. Der Post zum Beispiel. Eine von 3 DVDs von „Ender’s Game“ könnte schon bald auf dem Weg zu euch sein. Schreibt uns dafür eine Mail mit Betreff „Ender’s Game“ an willhaben@curt.de mit Name und Anschrift und ihr nehmt an der Verlosung teil. Wissen wollen wir dafür aber von euch: Wie stellt ihr euch Leben auf einem anderen Planeten vor?
Die Verlosung ist beendet, die DVDs wurden verschickt!
TEXT: Oliver Armknecht