Bastard DVD

Auf DVD/Blu-ray: Thriller Special – Teil 1

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Advent, Advent, die Sicherung brennt. Wenn zum Ende des Jahres alle ein bisschen näher zusammenrücken und sich die Großfamilie ankündigt, sorgt das bei dem ein oder anderen doch für gewisse Spannungen. Dass es aber auch angenehmere Methoden gibt, das eigene Nervenkostüm etwas zu strapazieren, zeigen wir euch in einem dreiteiligen Special über aktuelle Thriller. Und zu gewinnen gibt es auch diesmal wieder reichlich.

„Bastard“
Dass Kindheit und Unschuld nur einer Legende zufolge miteinander verknüpft sind, beweist der Blick auf einen alltäglichen Schulhof. Weniger alltäglich ist aber, mit welcher Raffinesse und Bosheit die Schüler Leon und Mathilda ihr Umfeld quälen: Diebstahl, Nötigung, Entführung, Mord – erlaubt ist so ziemlich alles. Schließlich wissen die beiden hochintelligenten Satansbraten, dass sie mit 13 Jahren als nicht schuldfähig gelten. Gesetze und Regeln sind bei einem solchen Duo also wirkungslos. Doch zum Glück steht ihnen mit der Kriminalpsychologin Claudia Meinert eine Frau gegenüber, die ebenso skrupellos ist, wenn es um das Auffinden des verschwundenen Nikolas geht. So skrupellos sogar, dass man sich hin und wieder fragt, welche der Figuren eigentlich die meisten Psychosen mit sich trägt.

Für Hobbydetektive bietet diese Spurensuche zwar nur wenig Grübelmaterial, schließlich wird der Täter gleich zu Beginn verraten. Dafür bekommen wir ein packendes Psychoduell zwischen den Kindern und der Polizistin geboten. Mit einer gewohnt überzeugenden Martina Gedeck in der Hauptrolle hält der Thriller trotz klarer Ausgangssituation bis zum Ende seine Spannung, denn die Hintergründe der Tat erschließen sich erst relativ spät. Manchmal schrammt „Bastard“ bei diesem Eintauchen in die Vergangenheit nur knapp an kitschiger Küchenpsychologie vorbei. Den Rest der Zeit ist der deutsche Film aber so bemerkenswert perfide, dass man oft mit offenem Mund auf den Bildschirm starrt und sich das Geschehen selbst erfahrenen Genrefreunden ins Gedächtnis brennt.

Regie: Carsten Unger; Darsteller: Martina Gedeck, Markus Krojer, Beate Maes, Stephan Schad, Antonia Lingemann; VÖ: 8. November 2013

„Odd Thomas“
Wer seine Thriller gerne in Buchform hat, wird früher oder später schon über seinen Namen gestolpert sein: Dean Koontz. Über 450 Millionen Exemplare hat der amerikanische Autor seit seinem Romandebüt 1968 bislang verkauft, das ein oder andere ging dabei sicher aufs Konto seiner „Odd Thomas“-Reihe. Derzeit umfasst diese sechs Bände, der erste wurde hier nun verfilmt. Hauptfigur ist besagter Odd, der seinem Namen alle Ehre macht, Andererseits, wer wäre nicht seltsam, wenn er Tote und bizarre Monster sehen könnte, die mitten unter uns wandeln? Anders als etwa bei „Sixth Sense“ nimmt der junge Mann sein Schicksal aber recht sportlich und macht das Beste draus: Er hilft der Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen. Und ein solches scheint sich in seinem kleinen Heimatstädtchen anzukündigen. Mehr noch, es häufen sich die Anzeichen, dass ein regelrechtes Massaker bevorsteht. Aber wie, wo und warum?

Mystery trifft Thriller trifft Krimi, dazu noch viel Humor und eine Liebesgeschichte – klingt überladen? Ist es zum Glück aber nicht. Tatsächlich schafft „Odd Thomas“ lange Zeit das Kunststück, gleichzeitig wohlig leicht und dabei doch spannend zu sein. Die Charaktere sind sympathisch, die Special Effects gehen in Ordnung und man rätselt selbst fleißig mit, was denn da für dunkle Machenschaften am Werk sind. Die Auflösung ist leider nicht ganz so clever wie der Weg dorthin, da lieferte Koontz in seiner Vorlage dann doch nur Standard-Blockbustermaterial ab. Laune macht der Film aber auch so. Tatsächlich hat man nach den anderthalb Stunden gut Lust, doch den Weg zum Buchhandel anzutreten. Eine filmische Fortsetzung wird am Ende zwar deutlich angekündigt, ist derzeit aber leider (noch?) nicht geplant.

Regie: Stephen Sommers; Darsteller: Anton Yelchin, Addison Timlin, Willem Dafoe; VÖ: 10. Dezember 2013

„The East“
Auge um Auge, Zahn um Zahn. Nicht erst seit der Finanzkrise und Fukushima macht sich in der Bevölkerung ein Gefühl der Ohnmacht breit, ein Gefühl, dass die da oben in den Vorständen ohnehin machen können, was sie wollen, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. Die Terrorgruppe The East hat dem den Kampf angesagt, und das wortwörtlich: Ob Pharmaunternehmen oder Ölimperium, in Guerillaaktionen lässt die Organisation die Verantwortlichen am eigenen Leib erleben, was diese anderen antun. Die ehemalige FBI-Agentin Sarah Moss soll dem ein Ende bereiten und schleust sich deshalb undercover in der Truppe ein.

Durch Sarahs Erfahrungen vor Ort wirft „The East“ einen Blick auf die persönlichen Beweggründe und lässt die einzelnen Mitglieder menschlich werden. Fast schon zu menschlich. Auch wenn der Film nicht unbedingt die Methoden der Terroristen gutheißt, sympathisiert er doch deutlich mit deren Zielen. Wer sich daran nicht stört und auch über diverse Logikfehler und eine überflüssige Romanze hinwegsehen kann, erlebt einen spannenden und gut gespielten Thriller, der viele heiße Themen anpackt. Dabei sind die eindrucksvollsten Szenen gar nicht mal die, wenn der Indiefilm unverantwortliche Manager attackiert, sondern wenn er mit einfachen Mitteln unseren täglichen Umgang miteinander und unsere Gewohnheiten hinterfragt. Auch wenn er zum Ende nicht mehr ganz so rund ist, diesem Thriller hätte man mehr Erfolg an der Kinokasse gewünscht.

Regie: Zal Batmanglij; Darsteller: Brit Marling, Alexander Skarsgård; VÖ: 15. November 2013

„The Company You Keep“
Wenn Robert Redford Regie bei einem Thriller führt, selbst die Hauptrolle übernimmt und eine Reihe von Altstars um sich schart, drängt sich das Bild einer gemütlichen Rentnerkaffeefahrt auf, Plätzchen und Wärmedecke inklusive. Tatsächlich wirkt es fast schon drollig, wenn der Mittsiebziger Redford sich Verfolgungsjagden mit dem FBI liefert und Vater einer jungen Tochter sein soll. Und das Schlimme: Er meint das nicht einmal ironisch. Aber dieses geballte Talent des Ensembles hat auch etwas Gutes, denn die Veteranen dürfen in einigen richtig intensiven Szenen dem Nachwuchs zeigen, warum sie zu den Großen ihres Faches zählen.

Ein ähnlich gemischtes Bild bietet sich auch bei der Geschichte um eine Gruppe Exterroristen, die sich im hohen Alter mit ihren Aktionen von einst auseinandersetzen müssen. Spannend ist „The Company You Keep“ über weite Strecken und man fiebert der Auflösung entgegen. Insgesamt ist die Romanverfilmung aber etwas zu lang geraten und mit zu vielen überflüssigen Nebencharakteren ausgestattet. Und auch das Ende hätte etwas spektakulärer ausfallen können. Manch einer wird sich da fragen: Wie, das war’s? Aber auch wenn Redfords Spätwerk vielleicht nicht der ganz große Knaller ist, sehenswert ist es auf jeden Fall, vor allem für Nostalgiker: Der Thriller wirft einen fast schon wehmütigen Blick zurück, auf eine Zeit, als amerikanische Jugendliche noch Ideale hatten und für sie kämpften. Und eine Zeit, als Hollywood für seine Filme nur zwei Dinge brauchte: spannende Geschichten und gute Schauspieler.

Regie: Robert Redford; Darsteller: Shia LaBeouf, Robert Redford, Susan Sarandon; VÖ: 12. Dezember 2013

Damit wären wir mit Teil eins bereits durch. Bevor wir mit Teil zwei weitermachen, dürfen sich drei glückliche Gewinner aber schon auf „Bastard“ freuen. Um eine der DVDs zu bekommen, brauchen wir Name und Anschrift von euch. Beides schickt ihr per E-Mail und mit Stichwort „Bastard“ an willhaben@curt.de. Eines wollen wir aber dafür von euch wissen: In welcher Romanverfilmung spielte Martina Gedeck letztes Jahr die Hauptrolle?

Die Verlosung ist beendet, die DVDs wurden an die Gewinner verschickt!

TEXT: Oliver Armknecht