Nach Teil 1 folgt in logischer Konsequenz Teil 2: Hier stellen wir euch weitere vier Thriller in unserem Special vor.
„20 Minutes – The Power of Few“
Schon einmal darüber nachgedacht, wie sehr unsere Entscheidungen und Handlungen – und mögen sie noch so belanglos erscheinen – das Leben von anderen beeinflussen können? „20 Minutes – The Power of Few“ widmet sich diesem Thema und erzählt fünf Episoden, die alle während derselben 20 Minuten stattfinden und dennoch nach außen hin ohne Bezug zueinander stehen. Den Auftakt macht Cory, der Medikamente für seinen kleinen Bruder besorgen muss. Gleichzeitig nimmt Kurierfahrerin Alexa einen dubiosen Auftrag an und trifft dabei auf Dom, der auf der Flucht vor einigen Männern ist. Die Undercover-Cops Marti und Clyde verfolgen derweil zwei Agenten, die möglicherweise einen Bombenanschlag planen. Einen Plan verfolgen hingegen die beiden Stadtstreicher Doke und Brown sicher nicht, die ziellos durch New Orleans streifen. Die fünfte und letzte Geschichte wird wiederum aus den Augen der Männer erzählt, die Dom auf den Fersen sind.
Bei der letzten Episode laufen dann auch alle Fäden wieder zusammen. Schon vorher werden aber nach und nach die einzelnen Zusammenhänge aufgedeckt, wie wer wen beeinflusst. Darin liegt dann auch der größte Spaß des Thrillers, die Aha-Effekte, das plötzliche Verstehen. Man freut sich einfach tierisch, wenn man einzelne Szenen und Personen wiedererkennt oder sich wieder ein Puzzleteil zusammengefügt hat. Als Gesamtfilm hat „20 Minutes – The Power of Few“ also durchaus seinen Reiz. Das Problem ist nur, dass die einzelnen Episoden von schwankender Qualität sind. Vor allem die Folge mit den beiden Cops ist zwar actionreich aber so over-the-top und konfus, dass der Spaß auf der Strecke bleibt. Etwas Geduld muss man hier also schon mitbringen und eine Vorliebe für verwickelte Plots sowieso. Wer das kann, wird bei dem Episodenfilm aber immer wieder lohnende Momente finden.
Regie: Leone Marucci; Darsteller: Devon Gearhart, Christian Slater, Nicky Whelan, Christopher Walken, Jordan Prentice, Q’Orianka Kilcher, Jesse Bradford, Juvenile; VÖ: 15. Juli 2013
„Black Rock – Überleben ist alles“
Ein paar Tage ausspannen, weitab von der Zivilisation, nur mit sich und den beiden besten Freundinnen – so lautet der Plan von Sarah. Schon bald müssen die drei jedoch feststellen, dass sie nicht die einzigen auf der vermeintlich verlassenen Insel Black Rock sind. Stattdessen treffen die drei auf den ehemaligen Mitschüler Henry Wallace sowie zwei Militärkameraden. Drei Frauen, drei Männer, eine Insel, dazu eine Menge Alkohol, das sind nicht die schlechtesten Voraussetzungen für einen spaßigen Urlaub. Bis auf einmal alles schief geht und das gemeinsame Lagerfeuer in einer Katastrophe endet. Statt eines fröhlichen Miteinanders stehen sich die beiden Parteien nun als Jäger und Gejagte gegenüber. Doch wohin sollen die drei Frauen auf einer Insel schon fliehen?
Menschenjagden und Wälder, das ist eine ebenso etablierte wie beliebte Kombination für zünftige Thriller und Horrorfilme. Und was schon vorher funktioniert hat, ist auch bei „Black Rock – Überleben ist alles“ nicht verkehrt. Im Gegenteil: Der Einfall, die Jagd nicht nur in einen Wald zu verlegen, sondern in einen Wald, der ringsum von Wasser umgeben ist, gibt der Geschichte noch den Dreh der Unentrinnbarkeit. Weniger einfallsreich ist dagegen die Jagd an sich geworden. Bei den Actionszenen und den Verfolgungen fehlt es an zündenden Ideen, um aus dem Film mehr zu machen. Besser sieht es bei den Charakteren aus. Zumindest die drei Frauen zeigen Ansätze einer Persönlichkeit und sind auch ansprechend gespielt, dafür bleiben die drei Männer recht flach. Zudem fehlt es ihnen wie oft auch dem Film insgesamt an Glaubwürdigkeit, manchmal wird es fast schon albern. Das bedeutet nicht, dass „Black Rock – Überleben ist alles“ misslungen ist. Die Geschichte erfüllt ihren Zweck, die einzelnen Kameraeinstellungen sind sogar recht gelungen. Nur ist das Ganze trotz guter Ausgangsposition und ansprechender Schauspielerinnen zu konventionell und einfallslos, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Regie: Katie Aselton; Darsteller: Katie Aselton, Lake Bell, Kate Bosworth; VÖ: 19. Juli 2013
„Du hast es versprochen“
Ein Wispern, ein Huschen durch den Wald, verborgen hinter einer Mauer aus Schweigen; eigentlich war Hanna mit ihrer Jugendfreundin Clarissa und Tochter Lea auf die Ferieninsel gefahren, um zu vergessen. Den Alltag. Den Stress bei der Arbeit. Aber vor allem ihren Mann, der sie kurz vorher betrogen hat. Das klappt sogar recht gut, da die Ärztin viel zu sehr damit beschäftigt ist, all die Erinnerungen einzuordnen, die plötzlich wieder hochkommen. Erinnerungen an die Insel, wo sie als Kind ihren Sommerurlaub verbracht hat. Und Erinnerungen an ein Mädchen namens Maria, das früher wohl auch hier gelebt hat und Hannas Freundin war. Je mehr Bilder zurückkehren, umso mehr ist sie davon überzeugt, dass seit ihrer Kindheit ein dunkles Geheimnis auf der Insel begraben ist und alle außer ihr Bescheid wissen. Was ist damals vorgefallen zwischen ihr, Maria und Clarissa? Warum kann sich Hanna kaum an das Mädchen erinnern? Und was hat es mit der Ruine mitten im Wald auf sich?
Komödien und Dramen, manchmal auch eine Mischung aus beiden, dazu noch betuliche Krimis – wenn in Deutschland Filme gedreht werden, dann stammen sie meistens aus diesen Genres. „Du hast es versprochen“ ist keines davon, sondern ein reinrassiger Mystery-Thriller. Und ein gut gemachter noch dazu. Zwar nutzt Regisseurin Alex Schmidt nicht die Chance, dem Genre gleich auch einen eigenen Stempel aufzudrücken, sondern schielt recht unverhohlen auf Kollegen aus dem Ausland. Aber es heißt nicht umsonst: Besser gut geklaut als schlecht erfunden. Und so erzählt sie mit häufigen Flashbacks, stimmungsvollen Bildern und guten Schauspielern eine recht spannende Geschichte um Kindertraumata und Gespenstermär, die sich erst auf den letzten Metern auflöst. Glaubwürdig ist das genretypisch nur bedingt, dafür aber unterhaltsam.
Regie: Alex Schmidt; Darsteller: Mina Tander, Laura de Boer, Lina Köhlert, Katharina Thalbach, Max Riemelt; VÖ: 23. Juli 2013
„The Paperboy“
Manche Menschen sind so unsympathisch und widerwärtig, dass ihnen niemand hinterherweint, wenn sie sterben. Oder sogar ermordet werden wie in dem Fall von Sheriff Thurmond Call. So viele hätten einen Grund gehabt, ihm das Lebenslicht auszublasen, dass alle nur mit den Schultern zucken, als es eines Nachts tatsächlich passiert. Vor allem, da mit dem Kriminellen Hillary Van Wetter der perfekte Schuldige parat steht. Und doch, drei Menschen haben ein großes Interesse daran, dessen Unschuld zu beweisen. Da wäre Charlotte Bless, die ein Faible für Bad Boys hat und deswegen mit Hillary verlobt ist. Die Journalisten Ward Jansen und Yardley Acheman wiederum wittern in der Geschichte ihren großen Coup. Und so kehren die beiden zu Wards Heimatstadt zurück, wo eben jenes Verbrechen geschah. Dort lebt auch sein jüngerer Bruder Jack, der ebenfalls kräftig bei den Ermittlungen mitmischt. Sein Beweggrund: Charlotte. Denn in die hat er sich auf den ersten Blick unheilbar verliebt.
Ist Hillary wirklich der Schuldige? Und wenn nicht, wer war es dann? Krimifreunde werden sich bei dieser Beschreibung die Hände reiben, könnten am Ende aber dennoch enttäuscht sein. Zwar bleibt auch weiterhin die Suche nach dem Mörder die Antriebsfeder für alle Beteiligten, doch der Fokus liegt auf den größtenteils völlig kaputten Charakteren. Wenn „The Paperboy“ eine Daseinsberechtigung hat, dann dank Kidman und der vielen anderen sehr guten Schauspieler, die völlig hemmungslos und ohne Rücksicht auf ihr Ansehen die hässlichen Seiten ihrer Figuren nach außen kehren. Auch sonst wird der Zuschauer nicht unbedingt geschont, stellenweise wird es recht brutal. Zusammen mit dem stimmungsvollen Setting – die Sümpfe Floridas, heruntergekommene Hütten – entsteht so eine dichte, unangenehme Atmosphäre. Gäbe es nicht die Probleme mit der Handlung, die im Verlauf komplett den roten Faden verliert, hätte Regisseur Lee Daniels vielleicht sogar einen richtig guten Film auf die Beine gestellt. So aber bleibt ein Thriller, der durch seinen Fokus auf das Drumherum zwar beeindruckend ist, von dem inhaltlich aber kaum etwas zurückbleibt und der dadurch auch nie die Spannung aufbaut, die einem Kriminalfall eigentlich innewohnen sollte.
Regie: Lee Daniels; Darsteller: Zac Efron, Matthew McConaughey, Nicole Kidman, John Cusack, David Oyelowo, Macy Gray; VÖ: 18. Juli 2013
TEXT: Oliver Armknecht