Und schon wären wir wieder am Ende unseres Specials angekommen. Doch dafür haben wir uns zum Finale noch einmal vier recht ungewöhnliche Thriller für euch rausgesucht. Und zwei davon könnt ihr sogar gewinnen.
„Only God Forgives“
Eine Tiefsinnige Handlung? Das sucht man hier vergebens. Hauptfigur von „Only God Forgives“ ist der Amerikaner Julian der sich in Bangkok unter dem Deckmantel eines Boxclubs recht erfolgreich dem Drogenhandel widmet. Als sein Bruder Billy vor Ort ein junges Mädchen tötet, reist Crystal, die Mutter der beiden, ebenfalls nach Thailand, um von Julian Blutrache zu fordern. Der Rest des Films befasst sich mit dem Rachefeldzug der beiden Parteien. Auf der einen Seite die amerikanische Familie, auf der anderen Chang, ein nicht minder blutrünstiger Polizist. Viel ist das nicht, für einen B-Actionmovie hätte das aber gereicht. Nur dass Regisseur Nicolas Winding Refn etwas ganz Anderes hier vorhatte. Was das war, bleibt aber auch gut anderthalb Stunden später sein Geheimnis.
Ein Grund für diese Undurchdringlichkeit sind die Charaktere. Schon in Refns letztem Film „Drive“ waren die Dialoge eher sparsam angelegt, bei „Only God Forgives“ setzt er dem noch eins drauf. Da wird zuweilen sekundenlang ein Gesicht in Großaufnahme gezeigt, ohne dass jemand etwas tut oder sagt. Wenn schon nicht die Sprache, dann sind doch die Handlungen dafür umso expliziter. Auch hier wird die schon im Vorgänger vorhandene Brutalität genommen und bis ins Absurde übersteigert. Exekutionen, Verstümmelungen, Folter – all das ist hier vertreten. Wollte Refn vielleicht einfach nur schockieren? Vielleicht. Und doch drängt sich der Eindruck auf, dass diese Gewaltszenen nicht echt sind. Wie so vieles in „God Only Forgives“ nicht echt wirkt. Fühlte man sich schon in „Drive“ immer wieder wie in einem Traum, haben wir uns hier endgültig von der Realität verabschiedet, wie wir sie kennen. Das beliebte Urlaubsziel Thailand mutiert zu einem grotesken, alptraumhaften Abbild. Aber einem Alptraum mit grandioser Optik.
Regie: Nicolas Winding Refn; Darsteller: Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas, Yayaying Rhatha Phongam, Vithaya Pansringarm; VÖ: 18. November 2013
„Memory Effect“
Bestimmen wir unsere Erinnerungen oder bestimmen die Erinnerungen uns? Doch wie auch immer der Zusammenhang genau aussehen mag, klar ist dass Gedächtnis und Persönlichkeit sich gegenseitig beeinflussen. Das macht sich gerade auch bei Menschen mit traumatischen Erfahrungen bemerkbar. Um diesen Menschen zu helfen, arbeitet der Wissenschaftler Tom an einer Maschine, mit der wir in die Erinnerungen anderer einsteigen können. Um dieses Gerät bauen zu können, braucht er jedoch Geld. Das Justizministerium ist bereit, ihm dieses zu geben, verlangen im Gegenzug aber, dass Tom ins Gedächtnis des verurteilten Mörders Tony einzutauchen. Die Aufgabe; herausfinden, was in der Mordnacht wirklich passierte. Tatsächlich gelingt ihm der Besuch, doch das Experiment geht schief und Tom findet den Ausgang nicht mehr. Und so ist der Wissenschaftler in den Erinnerungen des anderen gefangen und muss nach einem neuen Weg suchen, da wieder rauszukommen.
Nein, ganz neu ist die Idee hinter „Memory Effect“ nicht. Schon „Inception“ und Konsorten spielten mit der Möglichkeit, das Bewusstsein von anderen Menschen mit Hilfe von Maschinen hautnah zu erkunden. Während die Kollegen aber meistens Träume als Forschungsobjekt benutzten, sind es hier eben Erinnerungen. Die sind zwangsweise weniger surreal und bieten somit weniger fürs Auge. Dafür erlauben sie einen persönlicheren Zugang und brauchen auch kein ganz so großes Budget. Dass der Independentfilm bei den Special Effects nicht mit den Großen aus Hollywood mithalten kann, fällt auf die Weise auch gar nicht weiter auf. Zum Ende hin ist die Geschichte ein bisschen konstruiert, aber auch so ist der Science-Fiction-Thriller spannend und gefällt mit seiner Abwandlung eines bekannten Themas.
Regie: Nir Paniry; Darsteller: Sasha Roiz, Jenny Mollen, Dominic Bogart; VÖ: 5. Dezember 2013
„Violet & Daisy“
Sie sind jung, hübsch, ambitioniert – die besten Voraussetzungen also für typische Karrierefrauen. Wenn da nur nicht ihr eher weniger typische „Beruf“ wäre: Killerinnen. Eigentlich interessiert sie ihr neuester Auftrag wenig, dafür aber, was sie sich mit der Entlohnung leisten können: das neueste Outfit ihres Idols Barbie Sunday. Und so nehmen die beiden besten Freundinnen doch noch den Auftrag an. Was soll schon passieren? Violet und Daisy haben schon so viele Menschen unter die Erde gebracht, da sollte das neue Ziel keine wirklichen Probleme bereiten. Tut es auch nicht, noch weniger als sonst. Genau genommen gar keine. Michael will nämlich sterben, ist überaus freundlich zu den beiden, bringt ihnen sogar Kekse und Milch. Was die beiden so dermaßen aus dem Konzept bringt, dass sie erst mal da bleiben, um seine Geschichte zu hören.
Der erste Eindruck, den man bei „Violet & Daisy“ gewinnt ist: Oh, da hat aber jemand viele Filme von Quentin Tarantino oder Robert Rodriguez geschaut. Zwei junge Mädels, die als Nonnen verkleidet einen ganzen Haufen Verbrecher über den Haufen schießen, dazu noch ein paar kesse Sprüche – fertig ist der nicht originelle, aber doch bekömmliche Cocktail. Überraschend dabei ist aber, dass später noch ganz andere Zutaten mit in den Mixer geworfen werden. Der schon zu Beginn sich andeutende Humor wird später noch einmal kräftig aufgedreht und entlädt sich in allerlei absurder Situationen. Und auch der Thrillerteil wird beibehalten. Hinzu kommen jedoch auch leise, rührende Momente, in denen wir mehr über die Hintergrundgeschichte der drei erfahren. Wider allen Erwartungen funktioniert diese wilde Mischung richtig gut. Und da sich auch die drei Hauptdarsteller wunderbar einfügen, sieht man dann gerne darüber hinweg, dass das Ergebnis nicht sonderlich tiefsinnig ist.
Regie: Geoffrey Fletcher; Darsteller: Alexis Bledel, Saoirse Ronan, James Gandolfini; VÖ: 25. Oktober 2013
„Cottage Country“
Verwandte können schon verdammt nervig sein, nicht nur an Weihnachten, sondern auch unter dem Jahr. Wenn es nach Todd ginge, hätte er die Hütte seiner Familie das Wochenende lieber für sich gehabt, damit er seiner Cammie in trauter Zweisamkeit einen Antrag machen kann. Aber dabei hat er die Rechnung ohne seinen Nerv tötenden Bruder Sallinger und dessen minderbemittelte Freundin Masha gemacht. Die beiden nisten sich nämlich zeitgleich dort ein und verhindern so das Aufkommen auch nur des geringsten romantischen Gefühls. Dafür steigt in Todd eine ziemliche Wut hoch. Als es zwischen den beiden Brüdern mal wieder zum Streit kommt, tötet er Sallinger und muss sich anschließend nicht nur mit Gewissensbissen rumschlagen, sondern auch mit der Frage: Wohin mit der Leiche?
Komödien, in denen sich die Hauptfigur mit dem Verschwindenlassen einer lästigen Leiche beschäftigen muss, gab es ja schon einige. Und auch „Cottage Country“ wählt zunächst erst einmal den Weg über den Humor. Ähnlich wie „Violet & Daisy“ oben belässt es der Film aber nicht dabei und mischt auch Elemente von Horrorfilmen und eben Thrillern darunter. Erstaunlicherweise ist er dabei gar nicht mal schlecht und streckenweise spannender als vergleichbare Genrezwitter. Dass er nicht so gut unterhält wie die Abenteuer der beiden Killerinnen hat zwei Gründe: 1. Die Witze sind eher altbacken. Man schmunzelt, ja, ein richtiges Lachen will aber eher selten aufkommen. 2. Die Figuren sind so dermaßen unsympathisch, dass man ihnen schon nach wenigen Minuten den (Film-) Tod wünscht. Insgesamt tut „Cottage Country“, was er soll, mehr aber auch nicht.
Regie: Peter Wellington; Darsteller: Malin Akerman, Tyler Labine, Daniel Petronijevic, Lucy Punch; VÖ: 29. November 2013
Der kanadische Schauspieler ist spätestens seit „Drive“ einem größeren Publikum bekannt. Dabei hat er schon vorher eine Reihe cooler Filme gedreht. Einer von ihnen hat ihm sogar eine Oscarnominierung als bester Hauptdarsteller eingebracht. Wenn ihr den Titel wisst, schickt uns eine E-Mail mit der Antwort, Name und Adresse und Betreff „Ryan Gosling“ an willhaben@curt.de. Gewinnen könnt ihr 1 DVD von „Only God Forgives“, Poster und T-Shirt zum Film sowie eine DVD von „Memory Effect“. Mitmachen lohnt also!
Unsere Verlosung ist beendet, die Gewinne wurden verschickt!
TEXT: Oliver Armknecht