True Detective DVD Rezension curt München

Auf DVD/Blu-ray: True Detective

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Es gibt Anblicke, die bieten sich selbst erfahrenen Polizisten nur einmal im Leben. So wie der der ermordeten jungen Frau. Sicher, Leichen gehören zum Geschäft dazu, nur werden die normalerweise nicht mit eigenartigen Symbolen bemalt. Von dem aufgesetzten Hirschgeweih ganz zu schweigen.

Die Detectives Rustin Cohle (Matthew McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson) machen sich 1995 auf die Suche nach dem Mörder der Prostituierten und finden auch tatsächlich den Schuldigen. Oder vielleicht doch nicht? Siebzehn Jahre später – die beiden haben ihren Job längst an den Nagel gehängt – werden die beiden selbst von der Polizei zu dem alten Fall befragt, denn ein neues Mordopfer wurde in einer ganz ähnlichen Pose zurückgelassen.

True Detective DVD Rezension curt München

Braucht es wirklich noch eine weitere Krimiserie? Gibt es nicht eh schon viel zu viele Ermittler, die wöchentlich über die Mattscheibe huschen? Mag schon sein, aber mit denen hat „True Detective“ nur wenig gemeinsam. Größter Unterschied ist das deutlich verlangsamte Tempo. Hasten andere von Fall zu Fall, haben Rust und Marty acht Folgen Zeit, um das Rätsel des Ritualmords zu lösen. Doch dieses ausgesprochen großzügige Zeitfenster nutzt Serienerfinder und Drehbuchautor Nic Pizzolatto nicht nur für die Mördersuche, sondern auch um Land und Leute vorzustellen, vor allem aber seine beiden Detectives.

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„Touch darkness and darkness touches you back“ prangt groß auf dem Cover, und das darf man dann auch tatsächlich wörtlich nehmen. Helden gibt es hier keine, man wird sich sogar schwer damit tun, überhaupt für eine Figur so etwas wie Sympathie zu entwickeln: Der eine Cop ist sozial gestört und hat ein Alkoholproblem, der andere ist cholerisch veranlagt und hält nicht viel von Treue. Natürlich gab es schon immer kaputte Polizisten in Film und Fernsehen, aber Pizzolatto ging noch einen Schritt weiter. Die Unerträglichkeit des Seins findet hier kein Gegenmittel, keine Antworten. Höchstens die Flucht: Einsamkeit, Alkohol, Tod.

Düster sind aber nicht nur die Geschichte und die Hauptfiguren, auch beim Drumherum tauchen wir tief ein in die Sümpfe Louisianas. Unterfüttert von einer Musik aus der Feder des legendären Produzenten T Bone Burnett, die mal Country, mal Blues, dann nur wummernder Horrorscore ist, sehen wir großartige Bilder von der weiten Natur. Und allein schon für Folge vier lohnt es sich, „True Detective“ einmal gesehen zu haben, dessen sechsminütige, völlig schnittfreie Actionsequenz schon jetzt Fernsehgeschichte geschrieben hat.

True Detective DVD Rezension curt München

Dabei vergisst man dann auch, dass die eigentliche Geschichte zwar interessant erzählt ist – es gibt einen Erzählstrang 1995 und einen von 2012, die ständig ineinander übergreifen – für sich genommen aber völlig banal ist. Die Dialoge sind nicht von dieser Welt, die Ermittlung beiläufig, oft sogar willkürlich. Hier gibt es keine großen Rätsel und – abgesehen vom Finale – nicht einmal wirklich Spannung. Aber „True Detective“ will eben keine normale Krimiserie sein, sondern ist in erster Linie Charakterstudie, ein Hinabgleiten in die Abgründe der menschlichen Seele und die damit verbundene Suche nach Erlösung.

Fazit: Krimifreunde müssen sich hier komplett umstellen: Rätselknacken ist nicht, die Mördersuche gerät hier zu einer oft willkürlichen Nebensache. Doch die Charakterstudie zweier kaputter Cops ist atmosphärisch und schauspielerisch brillant.

Wertung: 8 von 10 


 

Regie: Cary Joji Fukunaga; Darsteller: Matthew McConaughey, Woody Harrelson, Michelle Monaghan; VÖ: 4. September 2014