In der Realität ist Theater Fiktion. Aber manchmal eben auch nicht.
Was haben ein Drogendealer, ein besessener Schuhmacher, ein Exil-Kubaner auf der Flucht und eine amerikanisch-schweizerische Jazz-Jodlerin gemeinsam? Ganz einfach: Sie müssen alle einmal essen. Und das tun sie, gemeinsam, diese Woche in der Muffathalle. Warum euch das interessieren sollte? Auch das ist einfach: Ihr könnt dabei sein und zusehen, sofern ihr vorher brav eine Eintrittskarte gekauft hat. Aber was euch dort erwartet, das ist schon sehr viel schwieriger zu beantworten.
Klar ist nur, dass die vier unter der Regie der Künstler Mirco Talierco und Monica Gomis dort aufeinandertreffen und sich über ihr „bewegtes Leben“ austauschen werden. Nun hätte man daraus natürlich auch eine TV-Talkrunde mit hohem Betroffenheitsfaktor und schicker Ledergarnitur machen können. Wollte man aber nicht. Stattdessen loten die beiden Münchner Theatermacher das Terra incognita zwischen der felsigen Realität und der blumigen Fiktion aus, bauen die Erlebnisse ihrer vier Gäste in das Stück ein, verbinden Biografisches mit Tanz und Improvisation.
Erwarte das Unerwartbare könnte man dazu sagen, denn hier gab es kein wochenlanges Proben, kein Vorsprechen. So wie es eben auch im Leben der vier Protagonisten keine Vorbereitung für ihre ungewöhnlichen Erfahrungen gab. Wer genau dieses Fehlen von Netz und doppeltem Boden schon immer spannender fand als die bewährte Vollkaskounterhaltung, sollte also mal vorbeischauen und sich ganz real vom bewegten Leben bewegen lassen.
„Bewegtes Leben“ // 4.+5. September // 20.30 Uhr // Muffathalle / / 16 Euro bzw. 12 Euro (erm.) zzgl. Gebühren