Eine harte Nuss: Paul Tommek, seines Zeichens Nürnberger und Prokurist eines mittelständischen Medienunternehmens, ist zum Autor avanciert und will uns mit seinem ersten Buch „Zweiter Sieger“ zum Schmunzeln bringen. curt hat die Probe aufs Exempel gemacht.
Menschen zum Lachen zu bringen, ist wohl eines der schwersten Unterfangen, egal ob in Film, Buch oder gar im richtigen Leben. Mit Schaudern erinnert man sich an Möchte-gern-Partylöwen, die bemüht einen Witz nach dem anderen zum Besten geben und zum Dank bestenfalls höfliches Mundwinkelheben ernten. Auch bei Paul Tommeks Werk „Zweiter Sieger“ waren wir uns anfangs unsicher, ob der Pressetext hält, was er verspricht. „Mit liebevollem Humor“, so steht es auf dem Cover, „erzählt Paul Tommek von den kleinen Absurditäten des Alltags (…). Mit seinen Geschichten zeigt er, wie es gelingen kann, dem Leben ein Schmunzeln abzutrotzen (…).“ Ziel seines Buches sei es, so der Autor selbst, den Lesern ein „still vergnügtes Erheitertsein“ zu schenken. Das lassen wir uns doch gerne schenken und haben daher den Versuch gewagt.

Das Gute an Kurzgeschichten ist in jedem Fall, dass sie kurz sind und auch zwischendurch gelesen werden können: in der Rauchpause auf der Arbeit, zu Hause auf dem Klo, an der Bushaltestelle … Genau so sind auch wir an die insgesamt 20 „wahren“ Geschichten herangegangen. Und siehe da: Wir mussten tatsächlich schmunzeln, teils sogar lauthals lachen.
Wortvergnügen – der Name des Verlags ist auch bei Paul Tommek Programm. Er beherrscht sein Metier, ringt dem Alltag eines Jedermanns mit Sprachgewandtheit, Wortwitz und gutem Timing eine komische Seite ab – gerade und besonders dann, wenn die Situation eher zum Verzweifeln ist. Beispiel Sport im Alter: Nachdem ihm die Hausärztin den BMI einer Bowling-Kugel bescheinigt hat, meldet sich der Ich-Erzähler im Fitness-Studio an, um dort – wir ahnen es schon – aufs Übelste malträtiert zu werden … mit bisher unbekannten und vor allen Dingen schmerzhaften Erkenntnissen über seinen Körper. Auch schön: der Besuch beim Friseur – eine Innung, die aufgrund ihrer kreativen Namensgebung unter Sprachliebhabern sowieso einen ganz besonderen Stellenwert einnimmt. „Haarakiri“ und so! Trotz extrem kurzer – besser ausgedrückt, fehlender – Haarpracht gibt es einen Maschinenschnitt plus Haarwäsche, Kopfmassage, Kur und Augenbrauenbehandlung sowie eine saftige Rechnung.
Den Reiz der Geschichten über Burnout und andere piesackende Nadelstiche des Lebens macht sicherlich auch das Wiedererkennen aus. Es geht um kleine Schwächen von uns und anderen, die gemeinhin eher Sorgen bereiten, uns aus der Distanz betrachtet und bei gekonnter Überspitzung jedoch grinsen lassen. Es verwundert daher nicht, dass „Zweiter Sieger“ vom Magazin „Buchmarkt“ zum ersten Sieger bzw. zum Buch des Monats im Januar 2013 gekürt wurde.
Das curt-Fazit: Kleine und feine Kurzgeschichten für Zwischendurch, die uns im Sinne des Autors ein „still vergnügtes Erheitertsein“ schenken. Paul Tommek hat sich nicht nur bemüht, er hat sein selbst gestecktes Ziel in jedem Fall erreicht.
TEXT: Mirjam Karasek