„Bastiiii“ dröhnt es seit geraumer Zeit durch einen Großteil der deutschen Radiolandschaft. Ein Name, den man sich merken sollte – nur bitte richtig. Der Trend zur französischen Betonung zieht sich talauf- und abwärts und wird ohne Hinterfragen von sämtlichen Medienvertretern übernommen. Das geht sogar so weit, dass man als „Wissender“ von Musikredakteuren angeschnauzt wird, dass es „Bastillen doch in der Apotheke gäbe“. Dabei verlangt des Rätsels Lösung noch nicht einmal viel Hirnakrobatik, nur die Frage: „Warum sollte sich eine britische Band französisch aussprechen?“ Sänger Dan Smith des Londoner Quartetts Bastille bringt es auf den Punkt: „Wir sprechen uns Bastille aus, weil wir englisch sind. Mir wäre es peinlich, auf uns mit schlechtem französischen Akzent zu verweisen. Bei unserem ersten Auftritt in Paris habe ich jedoch mit mir gehadert. Ich wollte nicht, dass mich das Publikum auslacht oder sogar von der Bühne buht, und habe mich in Sachen Aussprache dann einfach dazu bekannt, sehr britisch zu sein.“ Eine besondere Beziehung zu Frankreich, außer Smiths Geburtstag am französischen Bastille-Tag und einigen Konzerten, gibt es nicht.
Ein „englischer“ Bandname sollte aber auch auf internationaler Ebene besser funktionieren. Im Herbst befinden sich Bastille auf Europatour, ehe es im Frühjahr auf einen kurzen Abstecher nach Südafrika und danach nach Amerika geht. Mit dabei das „neue“ Album „All This Bad Blood“, eine Sammlung aller bisher aufgenommenen Songs inklusive der neuen Single „Of The Night“, eine Cover-Version des 90er-Corona-Klassikers „The Rhythm Of The Night“. In gewisser Weise ist dieses Cover das Resultat des Pfeifferschen Drüsenfiebers, das sich Smith im Januar 2011 zuzog. Er erklärt: „Während der Aufnahmen unseres Albums musste ich mich für einige Woche ausklinken. Ich war etwas nervös, da es noch einige Zeit dauerte, bis unser Album veröffentlicht werden würde, und ich wollte an etwas arbeiten, dass Spaß macht, ganz ohne Druck. Daher wählten wir einige Songs aus, von denen ich dachte, dass Leute sie kennen, über die sie aber auch nicht täglich stolpern würden. So fiel die Wahl auf einige skurrile ältere Songs, die ich als wirklich gute Songs betrachte, egal wie kitschig sie zu jener Zeit waren. Sie hatten große Refrains und eingängige Hooks.“ Diese Tracks, wie etwa City Highs „What Would You Do?“, wurden wie Bastille-Songs aufwendig produziert und klingen keineswegs originalgetreu.
Smith, der nach seinem englischen Literaturstudium eigentlich Filmkritiker werden wollte, vermag es mit seiner melancholischen Stimme, eklektisch gesetzten Tempowechseln und Synthesizer-Elementen komplexe Popmelodien mit Tiefgang zu kreieren. Ständig präsent: sein Faible für den amerikanischen Regisseur David Lynch, das vor allem in Videos wie „Bad Blood“ und „Pompeii“ bezeichnend ist.
„Generell bin ich aber hoffentlich ein besserer Musiker
z als Filmkritiker“, sagt Smith lachend. Höre ich da etwa einen Radiomoderator „Exactement!“ rufen.
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TEXT: Ines Punessen