Es scheint, als hätte die Hipsteria ihre Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht. Anders lässt sich die Abwesenheit der Szene-Crowd in manchen Institutionen der Münchner Ladenwelt nicht erklären. Auf die Gefahr hin, dass sich das ändert, hat curt für euch einen der schönen, traditionellen Läden gefunden – und Bewegung gefunden.
Interview: Patricia Breu, Fotos: Adrian Leeder
Seit wann gibt es die Giesinger Schuhwerkstätte?
Ich habe in Bosnien in einer Fabrik gelernt, aber nur die Schuhherstellung am Fließband. Ich bin dann extra am Wochenende zu einem privaten Schuhmacher gegangen, um das Reparieren zu lernen. Das Geschäft hier besitze ich seit 2009,
vorher hatte es zwei andere Besitzer. Der erste wohnte und arbeitete hier 15 Jahre lang, meinem Vorbesitzer Herrn Rodnicki gehörte die Schusterei 45 Jahre lang. Ich habe sie ihm mit Inventar abgekauft und das Geschäft seit 2010 eigentlich jeden Samstag umgebaut.
Was ist das Besondere an Ihrem Geschäft, dass es nach so langer Zeit immer noch existiert?
Ich habe Glück, dass das Geschäft in einer Nebenstraße liegt und es deswegen keineKonkurrenz gibt. Die Lage ist eigentlich nur für Schuhmacher oder Schneider geeignet. Der alte Schuhmacher hat das Geschäft aufgebaut, ich habe seinen Kundenstamm übernommen. Die Kunden kommen sogar bis aus Schwabing und Grünwald hierher. Vielleicht gibt es hier auchetwas Magisches. Das kann ich nicht erklären.
Was hat sich im Lauf der Zeit verändert?
Es kommen immer mehr junge Leute und Leute, die alte Schuhreparatur mögen. Die Leute sagen: „Es gibt nichts, was Herr Rasevic nicht machen kann. Er macht das 100 %ig.“
Welche sind Ihre Lieblingskunden?
Schöne Frauen!
Gibt es einen Gegenstand im Geschäft, den Sie ganz besonders gern mögen?
Ich mag das ganze Geschäft gern, denn ich habe es wie ein Wohnzimmer eingerichtet. Aber den Platz hier amFenster mag ich gern. Hier ist alles grün und am Nachmittag spiegelt sich die Sonne in den Fenstern gegenüber.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass alles weiter so läuft. Ich habe das Geschäft genau so, wie ich es wollte: tägliche Arbeit von morgens bis abends, ein gutes Schustergeschäft in einer Ecke der Stadt. Egal, wer zu mir kommt – Hauptsache, ich mache gute Arbeit.