9. Oktober
curt präsentiert: Deafheaven @ Feierwerk

Hört man sich den ersten Track auf Deafheavens neuestem Werk Ordinary Corrupt Human Love an, erinnert er an eine in Prog-Rock übersetzte Version des Hummelflugs. Doch schon wenige Minuten später wandeln sich die 7:19 Minuten von You Without End ins Gegenteil und lassen, sobald George Clarke im Hintergrund zum Mikrofon greift, einen Schwarm schwarzer Hornissen aufsteigen. Dabei ist es trotz allem eine manische Gedämpftheit, die das vierte Album der Metal-Shoegazer von Deafheaven so extrem klingen lässt. Aus jeder Ritze triefen aus diesem 7 Song starken Opus tiefer Schmerz und zerreißende Verwirrtheit. Schmerz, der am 8. Oktober auch wieder live im Feierwerk vorgetragen werden will. Mit ihrem bis dato erfolgreichsten Output ist Deafheaven eine brillante Kollision von Schönheit und Verzweiflung gelungen.

Bereits mit ihrem zweiten Album Sunbather gelang dem multidirektionalen Monstrum aus Tränen und Teer mit dem Namen Deafheaven eine Sensation, als sie das bis dahin leicht angestaubte Genre des Black Metal zu neuen Ufern führte. Den einen viel zu glatt, den anderen auf keinen Fall true genug und von wieder anderen frenetisch bis hysterisch gefeiert, kombiniert das Quintett aus San Francisco klassisches gequältes Gekreische mit Blast Beats, kräuselt sich durch dicken Shoegaze-Nebel und überführt diese Melange ganz unbeschwert in wilde Prog-Rock-Spielereien oder wahlweise geduldige Post-Rock-Himmelfahrt. Dieser bunte Stil-Mix, den Deafheaven bemerkenswert leicht aus dem Musikantenknochen schütteln, eignet sich dabei nur schwer zur tagtäglichen Degustation. Dennoch sind Deafheaven sofort unverkennbar. Sie kreieren Orte, an denen ernste Themen wie Liebe und Verlust, emotionale Apokalypse und Existenz wie durch ein Vergrößerungsglas verstärkt werden. Eine geradezu dämonische Introspektive drängt sich dem Hörer immer wieder aufs Neue auf.

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Aber auch für Deafheaven ungewohnte Elemente finden auf Ordinary Corrupt Human Love ihren Platz im Spotlight, wenn etwa ein eher flach gestimmtes Piano auf Meeresrauschen und Slide-Guitar trifft. An anderer Stelle überraschen einen klar eingesungene wie eingesprochene Passagen, die einen harten Kontrast zur ohrenzerfetzenden Exzentrik von Clarkes Stimmorgan schaffen. Der Song Night People wartet sogar mit Lead-Vocals der ebenfalls auf dem Qualitäts-Label Sargent House lauernden Düster-Sirene Chelsea Wolfe auf. Nachdem auf ihr nicht minder rastloses und intensives Album New Bermuda eine Phase der Depression, kreativer Ermüdung und allerlei Substanzen folgte, ist es aber auch nicht weiter verwunderlich, dass ihnen hiermit eines ihrer fragilsten Stücke gelingt. Lebendiger denn je, lässt die Band auch im Jahr 2018 große Klangwelten entstehen und wieder in sich zusammenfallen. Ob sie den Metal retten, bleibt Debatte. Schlimmer als mit Papa Emeritus, äh, Cardinal Copia kann es das Genre vermutlich kaum mehr treffen.

Und während man bei Deafheaven am besten damit beraten ist, sich einfach der tosenden Böe hinzugeben, ist es jenes Aufeinandertreffen von Extraordinärem und Beliebigem, was diese Band so erfolgreich macht. Für all die Einflüsse, die ihre Musik heraufbeschwört, würde man diese Songs niemals mit irgendeiner anderen Band verwechseln. Deafheaven besitzen die Fähigkeit, ungeteilte Aufmerksamkeit zu erregen, besonders die Aufmerksamkeit derer, die normalerweise keine Musik dieser Gangart hören. Gleichermaßen sind sie aber auch eines der erfolgreichsten Beispiele für eine Band, die Black Metal als Ausgangspunkt nutzt und damit in völlig anderen Sphären landet. Am 9. Oktober führt sie ihr derzeitiger Siegeszug jedoch erst einmal in die heilige Halle des Feierwerks: Deafheaven auf Eidabnahme in der Kranhalle.

Unsere Verlosung ist beendet, die Gewinner wurden informiert.


curt präsentiert: Deafheaven > Homepage // Support: Inter Arma // 9. Oktober 2018 // Kranhalle (Feierwerk) // Beginn 21 Uhr // VVK 25 EUR zzgl. Gebühren