Die Leiden des jungen Werther Münchner Volkstheater
Foto: Arno Declair

17. Juli: „Die Leiden des jungen Werther“ im Volkstheater

„Ich habe eine Bekanntschaft gemacht, die mein Herz näher angeht.“ Natürlich eine verhängnisvolle, die Werther in den Tod treibt.

Fünf junge Menschen stehen auf der Bühne, die sich nach und nach als Werther, Lotte, Sophie, Albert und Wilhelm zu erkennen geben. Sie alle erzählen ihre eigene Geschichte und doch ist es ein und dieselbe: die Geschichte einer unglücklichen Liebe.

Die Leiden des jungen Werther Münchner Volkstheater
Foto: Arno Declair

Die Liebesgeschichten sind vielschichtig und die Gradwanderung zwischen Liebe, Hass und Wahnsinn stellt sich als eine sehr schmale heraus. Der Zuschauer wird zum Spielball der Charaktere und zwischen deren individuellen Gefühlswelten hin und her geworfen. Mal möchte man Werther schütteln und ihm vor Augen führen, wie lächerlich sein leidenschaftlich-dramatisches Empfinden ist. Im nächsten Moment aber möchte man ihm die Pistole reichen, damit er sich selbst erlösen kann. Auch Lotte glänzt durch indifferentes Verhalten und erscheint als überdrehtes, flirtendes Mädchen voller Lebenskraft, das am Ende allerdings wie ein zerbrechliches Wesen mit verheulten Augen auf der Bühne steht.

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Der Selbstmord Werthers ist auch in dieser Inszenierung des Volkstheaters zentrales Thema – wie sollte es auch anders sein bzw. wer hätte etwas anderes erwartet? Ebenso wie die stets diskutierte Frage, ob dazu Mut oder Feigheit gehört. Die Inszenierung von Jan Gehler schafft es jedoch, diese bereits unendlich oft gestellte Frage kurzweilig, mitreißend und zeitgenössisch zu beantworten.

Die Leiden des jungen Werther Münchner Volkstheater
Foto: Arno Declair

Das Bühnenbild ist einfach, klar und übersichtlich, wie man es von einem modernen Theaterstück erwartet. Werther in Jeans, Hemd und Ankle Boots wirkt nicht befremdlich, sondern unterstreicht vielmehr die Zeitlosigkeit des Themas, des Stücks, Goethes.

Fazit: Wer also Lust hat auf lebendige Dialoge, alltagstaugliche Kostüme und ein Stück, mit dem man sich auch heute identifizieren kann, der ist beim Werther im Volkstheater genau richtig.

TEXT: Annika Liebeknecht

„Die Leiden des jungen Werther“ nach Johann Wolfgang von Goethe, Regie: Jan Gehler, Bühne: Sabrina Rox, Kostüme: Katja Strohschneider, Musik: Jan Maihorn
Besetzung: Werther: Pascal Riedel, Lotte: Mara Widmann, Albert: Sohel Altan G., Sophie: Lenja Schultze, Wilhelm: Justin Mühlenhardt