Der Herbst steht vor der Tür, und mit ihm der Soundtrack für all jene, die in der Dunkelheit Trost finden. Die Nerven, die Könige des deutschen Noise-Rock und Post-Punk, kehren mit ihrem sechsten Studioalbum Wir Waren Hier zurück und liefern erneut die düstere Begleitmusik für graue Tage. Am 14. November werden sie im Technikum auch bei uns in München wieder live zu sehen sein.
Seit ihrer Gründung 2010 in Esslingen haben sich Die Nerven einen festen Platz im deutschen Musik-Underground erkämpft. Ihr Durchbruch gelang mit dem Album FUN, das 2014 von Jan Wigger als „eine der wichtigsten deutschsprachigen Platten dieses Jahrzehnts“ betitelt wurde. Von da an ging es steil bergauf: Roskilde, Sziget, Melt! – die Band wurde zu einem fixen Bestandteil der europäischen Festivallandschaft. Ihre treibenden, gesellschaftskritischen Texte und die raue, unverblümte Ästhetik trafen den Nerv der Zeit. Nun, 2024, kehren sie mit Wir Waren Hier zurück und beweisen erneut, dass sie gekommen sind, um zu bleiben.
Wir Waren Hier ist keine musikalische Revolution, und genau das macht es so stark. Die Band bleibt ihrem Stil treu: düstere Gitarrenriffs, bedrückende Lyrics, ein Sound, der den Hörer einhüllt und nicht mehr loslässt. Max Riegers kratzige Stimme scheint zwischen Resignation und Zorn zu oszillieren, besonders im nihilistischen Track Achtzehn, der mit den Worten „Ein Hoch auf die Jugend, zum Glück ist sie vorbei“ endet. Der Song steht exemplarisch für das, was Die Nerven so meisterhaft können: Eine schwere Melancholie in den Raum stellen, ohne dabei in platte Klischees zu verfallen.
Besonders bemerkenswert ist auch der Track Schritt für Schritt zurück. Hier trifft ein pulsierender Rhythmus auf dunkle The Cure-Referenzen, während der Text die Hörer tief in persönliche Abgründe zieht. Doch auch in all der Dunkelheit schimmern immer wieder Momente der Schönheit und Hoffnung durch – wie ein schwaches Licht in einem endlosen Tunnel. Man könnte meinen, Die Nerven haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Elend der Menschheit in schillernde Musik zu verpacken.
Und dann wäre da noch der Titelsong Wir Waren Hier, der wie eine düstere Bestandsaufnahme unserer Welt wirkt. Die Lyrics malen das Bild einer Gesellschaft am Rande des Zusammenbruchs, doch Die Nerven halten uns den Spiegel vor, ohne moralisch zu werden. Es ist diese emotionale und musikalische Intensität, die die Band so einzigartig macht – eine der besten Bands des Landes eben.
Wer also am 14. November im Technikum dabei sein will, darf sich auf eine intensive, fast kathartische Erfahrung freuen. Die Nerven live zu erleben, ist nichts für schwache (hihi) Nerven – aber genau das ist der Reiz. Die Band zieht einen in ihren Bann, lässt einen nicht los und man geht danach aus dem Konzert mit dem Gefühl, etwas Echtem und Rohem beigewohnt zu haben. Und genau das ist in einer oft oberflächlichen Musikwelt hierzulande fast schon unbezahlbar.
Live: Die Nerven > Homepage // 14. November 2024 // Technikum // Beginn 20 Uhr // VVK 30,60 EUR zzgl. Gebühren