Nichts ist mehr so wie es einmal war für Jacob Fuller (Robert Patrick), seitdem seine Frau gestorben ist. Um der Trauer und seiner Glaubenskrise zu entkommen, schnappt sich der ehemalige Pastor seine beiden Kinder Katie (Madison Davenport) und Scott (Brandon Soo Hoo) und fährt mit ihnen an Bord eines Campingwagens durchs Land.
Zu ihrem großen Unglück kreuzen sich ihre Wege dabei mit denen der gefürchteten Gecko-Brüder Seth (D. J. Cotrona) und Richie (Zane Holtz), die nach einem Überfall auf der Flucht sind und versuchen sich nach Mexiko durchzuschlagen. Einer ist ihnen dabei dicht auf den Fersen: Freddie Gonzalez (Jesse Garcia). Der jagt das Gangsterduo nicht nur, um die gestohlenen 30 Millionen zurückzuholen, sondern auch um den Tod seines Partners zu rächen.
Der Kultfilm „From Dusk till Dawn“ als Serie, kann das gut gehen? Ja kann es: Robert Rodriguez gelang dieses Kunststück, indem er die Geschichte des Erstlings noch mal erzählt. Fans werden deshalb viele bekannte Elemente und Charaktere wiederfinden, aber auch Unterschiede. Neu hinzugekommen ist etwa die Figur des Rangers Gonzalez, der als Gegenspieler der Gecko-Brüder für Duellcharakter und jede Menge Spannung sorgt. Vor allem aber wurden die Hintergründe der Vampire deutlich erweitert. Damit einher geht eine leichte Verschiebung, weg vom humorigen Splatter hin zu verstörendem, „echten“ Horror. Blut fließt dennoch eine Menge, spätestens wenn die ungeplante Gecko-Fuller-Allianz die legendäre Bar Titty Twister erreicht.
Doch auch darauf muss man hier lange warten, erst in der sechsten von zehn Folgen steht die Männergrube auf dem Programm. Vorher? Wird über die Charaktere gesprochen, lang und ausführlich. Manchen wird das sicher zu lange dauern, zumal der Erzählton ruhiger ist, weniger geprägt von markigen Sprüchen. Langweilig wird es in „From Dusk till Dawn“ dennoch nicht, da Rodriguez die lange Vorgeschichte in Episoden erzählt, die alles andere als chronologisch angeordnet sind. Immer wieder tauchen wir mittels Flashbacks tiefer in die Vergangenheit ein oder sehen Szenen, deren Anfang erst später gezeigt wird. Das ist manchmal etwas verwirrend, zumal auch nicht immer alles tatsächlich zu Ende erzählt wird, aber es ist ein effektives Mittel, um den Zuschauer bei der Stange zu halten.
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Nicht zu Ende erzählt trifft dann auch auf die Serie als solches zu. Viele Fragen bleiben am Ende von Staffel 1 unbeantwortet, es bleibt das Gefühl zurück, dass die eigentliche Geschichte gerade erst angefangen hat. Glücklicherweise ist Staffel 2 aber längst in Arbeit, sodass wir hoffentlich bald erfahren dürfen, wie es denn nun weitergeht. Bekannt ist jetzt schon, dass die meisten Schauspieler auch dieses Mal mit dabei sein werden, was durchaus eine positive Nachricht ist: Gerade Zane Holtz als zum Wahnsinn neigender Richie hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Der Rest des größtenteils unbekannten Cast hat zwar weniger interessante Rollen, fügt sich aber nahtlos in das gute Gesamtbild ein.
Fazit: Weniger Action und Splatter, dafür mehr Hintergrundgeschichte und alptraumhafter Horror: „From Dusk till Dawn“ hält sich inhaltlich zwar weitestgehend an den Kultfilm, geht erzählerisch und atmosphärisch aber einen etwas anderen Weg. Gelungen ist die Neuinterpretation auf alle Fälle, wenngleich sie sich schon recht lange mit der Vergangenheit aufhält und dennoch nicht alles zu Ende erzählt.
Wertung: 7 von 10
Regie: Robert Rodriguez u.a. // Darsteller: D. J. Cotrona, Zane Holtz, Eiza Gonzalez, Jesse Garcia, Madison Davenport, Brandon Soo Hoo, Wilmer Valderrama, Robert Patrick, Jake Busey // VÖ: 27. März 2015