Burn-out? Nein, so viele Risiken Koralnik (Benno Fürmann) in seinem Leben auch eingehen muss, dieses gehört weniger dazu. Wenn schon, dann ist eher Bore-out eine reelle Gefahr, denn seit nunmehr acht Jahren wartet er auf einen Einsatz. Seinen ersten Einsatz.
Denn auch wenn sein Arbeitgeber – die Europäische Union – ihm immer wieder versichert, wie wichtig er bei der Terrorabwehr ist, so besteht sein Alltag doch mehr aus Warten, Langeweile und Training, immer in der Hoffnung, doch eines Tages gebraucht zu werden. Doch als dieser Tag tatsächlich kommt, fangen die eigentlichen Probleme erst an: Koralnik hat die Zufallsbekanntschaft Rosa (Mavie Hörbiger) zum Abendessen eingeladen. Und die darf nichts von seiner geheimen Tätigkeit erfahren.
Polizisten, Agenten und Killer müssen echte Männer sein, ausgestattet mit Nerven aus Drahtseilen und übermenschlichen Kräften, Schnelligkeit und der Fähigkeit, jeden jederzeit an jedem Ort über den Haufen schießen zu können. Meistens zumindest. Immer wieder finden sich jedoch in der Filmgeschichte Beispiele, wo diese vermeintlichen Alphakerle kräftig durch den Kakao gezogen werden – von „Der rosarote Panther“ über „Austin Powers“ bis zu „7 Psychos“. Und auch „Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss“ nimmt die tödliche Aufgabe seines Protagonisten so gar nicht ernst, zur Freude der Zuschauer.
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Anders als bei den bekannten Parodien ist es hier jedoch weniger der waffentragende Protagonist, der zur Zielscheibe des Spotts wird. Der Humor beruht bei „Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss“ vielmehr auf dessen absurder Situation. Wie geht jemand damit um, auf einen Ernstfall zu warten, der nie auftritt? Wie lebt man ein Leben, das mit niemandem geteilt werden darf? Gerade zu Beginn wartet die Krimikomödie mit einer Reihe wunderbarer Einfälle auf: Nachdem die offiziellen Aufträge ausbleiben, macht sich der pflichterfüllte Koralnik proaktiv auf die Suche und wird dabei zunehmend paranoider. Gleichzeitig führt er eine ganz eigene Form des Selbstgespräches, als Mittel gegen die Vereinsamung. Auf diese Weise karikiert Regisseur und Ko-Autor Florian Mischa Böder nicht nur regelversessene Behörden und deren Mitarbeiter, auch die hysterischen Aktionen gegen den Terror werden pointiert aufs Korn genommen.
Nach diesem sehr vielversprechenden Auftakt verliert „Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss“ jedoch lange seine Stärken aus den Augen. Die übertriebene Spielweise von Mavie Hörbiger passt sicher zu den Überzeichnungen des Films, trägt jedoch mit dazu bei, dass aus der schwarzhumorigen Satire im weiteren Verlauf ein eher harmloser Roadmovie wird. Erst zum Ende hin, wenn die Geschichte ihren Biss wiederfindet, erreicht sie auch wieder ihre anfängliche Klasse. Unterhaltsam ist sie trotz dieser Durchhänger schon, die knapp anderthalb Stunden sind recht schnell vorbei, genügend Lacher gibt es auch. Aber insgesamt wäre da doch noch mehr drin gewesen als eine nur gute Krimikomödie.
Fazit: Was macht ein arbeitsloser Auftragskiller? Die Antwort darauf ist eine streckenweise wunderbare Satire auf selbstverliebte Behörden und Terrorhysterie. Zwischendurch wird es aber deutlich schwächer, wenn die Krimikomödie zu einem altbackenen Roadmovie wird.
Wertung: 7 von 10
Regie: Florian Mischa Böder // Darsteller: Benno Fürmann, Mavie Hörbiger, Wolf Roth // Kinostart: 13. November 2014