Foto: Johannes Mairhofer

Flüstergesang – Die leise Kunst

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Irgendwo in einem Münchner Café sitzt ein Pärchen vor ihren Latte Macchiato. Es treten zwei hübsche Frauen an ihren Tisch. „Dürfen wir Ihnen etwas ins Ohr flüstern?“, fragen sie.

Das Pärchen ist verwirrt. „Kommt natürlich drauf an was“, lacht er. „Aber nicht zu laut“, erwidert sie besorgt. Die beiden dunkelhaarigen Schwestern treten links und rechts ans Ohr der jungen Frau. Man sieht, wie sich die Münder der Sängerinnen bewegen, aber man hört nichts. Die anfängliche Verunsicherung der jungen Frau weicht langsam aus ihren Gesichtszügen und geht in einen Ausdruck vollkommener Entspannung über.

Ich will Musik nur noch so hören

So lautet das Fazit der Café-Gäste, die zufällig eine Kostprobe vom Flüstergesang der Schwestern bekommen haben. Normalerweise treten die gebürtigen Münchnerinnen nicht in öffentlichen Räumen auf. „Die Leute sind eher mistrauisch. Sie haben Angst, dass wir ihnen irgendwas verkaufen wollen.“ Deshalb haben sich die Flüsterschwestern auf private Veranstaltungen spezialisiert: Hochzeiten, Firmenevents oder ein romantisches Candlelight-Dinner. Da kann es schon vorkommen, dass sie an einem Abend für über 300 Gäste flüstern. „Es ist ein schöner Moment. Persönlich, aber trotzdem auf Distanz“, verrät Anina. „Dieses entspannte Gefühl setzt sich durch die ganze Gesellschaft fort.“ Am Gesichtsausdruck der Gäste erkennen sie, wem sie schon ins Ohr geflüstert haben und wem nicht.

fluesterschwestern
Foto: Johannes Mairhofer

Eine neue Kunstform als Lottogewinn

Entdeckt haben Anouschka und Anina den Flüstergesang durch Zufall. Sie waren auf dem Geburtstag einer Freundin ihrer Eltern eingeladen. Und saßen am Kindertisch mit lauter 12-Jährigen. „Da sind wir ganz albern geworden und wollten irgendwelchen Schmarrn mit ihnen machen.“ Da die beiden eine Theater- und Gesangsausbildung absolviert haben, lag Singen natürlich nahe. Das macht auch Kindern Spaß. Aber lautes Singen lasse die anderen Gäste immer verstummen, erklärt Anouschka: „Deshalb haben wir den Kindern einfach von links und rechts ganz leise ins Ohr gesungen.“ Das hat funktioniert. Und es war so leise, dass die Erwachsenen tatsächlich nichts gehört haben. Aber sie sind neugierig geworden. Auch am Erwachsenentisch waren alle begeistert und haben den Schwestern zu ihrem „Lottogewinn“ gratuliert. „Klar haben wir uns gefreut, dass wir was Neues entdeckt haben, aber wir wussten nicht so richtig, was wir damit anfangen sollten.“ Die Idee, den Flüstergesang für Veranstaltungen anzubieten, sei erst mit der Zeit entstanden.

Ein Herz und eine Seele

Anina und Anouschka sind ein eingespieltes Team. Während sie flüstern, sehen sie sich nicht. Zwischen ihnen ist der Kopf desjenigen, der zuhört. Deshalb haben sie weder Blickkontakt, noch können sie sich gegenseitig hören oder einander Zeichen geben. Trotzdem klappt ihr Duett immer. Die Texte für ihre kurzen Liedchen dichten sie selbst. Dabei gehen sie auch auf Wünsche des Kunden ein. Während sie die Geräusche von außen natürlich wahrnehmen, hört der Besungene nur ihre beiden Stimmen. Das Gehirn verbindet die unterschiedlichen Töne dann automatisch miteinander. Das ist etwas ganz anderes, als wenn man Musik über Ohrstöpsel hört.

Hier ist eine Kostprobe der Flüsterschwestern:


Ab dem 13. November treten Anouschka und Anina mit ihrem neuen eigenen Stück „Schwesternterz“ im Heppel&Ettlich auf. >> flüstergesang.de