What is Deutsch-Pop, but the strangest of Genres?
Nur gut, dass es neben Menschen, Leben, Tanzen, Welt doch noch so etwas wie Tiefgang gibt. Auf eine solche Tauchfahrt begeben sich filip aus München und mengen dem oft mit argwöhnischen Augen betrachteten Genre des deutschen Pop eine gute Prise Persönlichkeit und Ehrgeiz bei. Mit Bild veröffentlicht die junge Band aus München um Frontmann Philipp Riederer ihre erste EP, die beweist, warum die vier Jungs nur knapp am letztjährigen Sprungbrett-Contest-Pokal vorbeigeschrammt sind.
Mit viel Herzblut im Schicksalsjahr 2020 auf eigene Faust produziert, hat sich der Singer-Songwriter Philipp Riederer getraut, die gängigen Bilder der Folk angehauchten Pop-Musik noch ein ganzes Stück größer zu malen. Auf der Debüt-EP Bild reiht er zu Bandstärke erwachsen nun fünf geradlinig eingespielte Pop-Songs aneinander und überzeugt mit einer Charakterstärke, die Konsorten von Forster bis Giesinger allzu oft vermissen lassen. Ein Rezept, mit dem filip seit 2017 die kleinen großen Bühnen der Republik bespielte, knapp vier Jahre später als Quartett aber endlich Größeres vorhat.
DIY lautet das Kredo mit dem filip zu den Siegern der Herzen avancieren. Fernab von Haus-Maus-Reimen und platter Naivität, die den radiotauglichen Schmalz ansonsten lagen, präsentieren Bassist René Rüddenklau, Schlagzeuger Fabian Merbeler und Tausendsassa Daniel Sander an Gitarre, Klavier und Backing-Vocals eine entwaffnende Direktheit, die auf den Funkwellen des Landes oftmals ihresgleichen sucht.
Sympathisch, ehrlich und direkt. Mehr Küchenphilosophie als Sokrates, aber in keinster Weise peinlich und ohne fingerdicken Schmalz überzeugen die fünf Gemälde auf Bild mit vergleichsweise erwachsenen Gedanken über Selbstfindung, Zwischenmenschlichkeit und einem klaren „Ja!“ zum Leben. Vom Schlafzimmer zu Spotify und schließlich straight ins Radio beweisen filip, dass es für Deutsch-Pop tatsächlich noch einen Funken Hoffnung gibt. Dass dieser Funke aber gerade aus München kommt, freut uns umso mehr.
Gehört: filip – Bild EP // 2. April 2021 // Homepage
Foto: Kathrin Heinzle