MGMT

Gehört: MGMT – „MGMT“

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„Now, let’s have some fun!“

Als MGMT 2007 mit ihrer Debütsingle „Time to Pretend“ das erste Mal Radio und Clubs aufmischten, schienen Message und Situation klar zu sein: Da haben zwei College-Jungs die alten Platten auf dem Speicher entdeckt, machen eine Mischung aus Glamrock und psychedelischen Soundtrips – irgendwo zwischen David Bowie und Spacehog – und haben eine ganze Menge Spaß dabei. Und das Publikum gleich mit, machten das Album „Oracular Spectacular“ und vor allem die Single „Kids“ zu einem Überraschungshit.

Nur Benjamin Goldwasser and Andrew VanWyngarden, den beiden Gründungsmitgliedern von MGMT, verging recht bald der Spaß, immer wieder auf die nicht ganz ernst gemeinten Singles reduziert zu werden. Da hatte man dann doch etwas andere Ambitionen. Und so ließ man deshalb drei Jahre später bei „Congratulations“ der ernsten, experimentellen Seite freien Lauf, eine Tendenz, die sich jetzt auch beim dritten Album fortsetzt.

Doch keine Sorge, auf einem Weltverbesserungsselbstfindungstrip sind MGMT dann doch nicht. Wer seinen Liedern Titel wie „Good Song No. 2“ gibt (die aktuelle Single), zeigt, dass Humor reichlich vorhanden ist. Doch ist der doppelbödiger und böser, als die fröhlich auf und ab hopsenden Kiddies auf den Konzerten vermutlich ahnen. Hinter dem freundlich schimmernden „Plenty of Girls in the Sea“ etwa wartet eine nicht ganz so freundliche Abrechnung mit dem Streben nach Freiheit.

„The trick is in trying to stay free
When it’s never that great to begin with”

Ohnehin wird es ab dem fünften der zehn Lieder richtig düster, was sich auch hier an den Titeln zeigt: „Your Life is a Lie“, „A Good Sadness“ oder „I Love You Too, Death“ lauten dann die schwärmerisch-unheilvollen Tracks. Fun? Nein, den sollte man hier besser nicht mehr suchen. Doch wer der Partylieder wegen das neue Album kauft, wird da ohnehin nur noch mit einem Ohr zuhören. Denn in der zweiten Hälfte bewegen sich MGMT weg von Hooks, von eindeutigen Songstrukturen und üben sich stattdessen im Erschaffen von fremden Klangwelten und atmosphärischen Musikreisen.

Das hat seinen Reiz, definitiv, funktioniert aber besser jenseits von Tanzflächen oder Partys. Kopfhörer auf, Augen zu, lautet hier die Ansage. Wer auch dafür zu haben ist, kann sich hier wunderbar fallen lassen und auf einem sich ständig ändernden Soundteppich aus verfremdeten Schlagzeugen, Gitarren und Orgeln dahintreiben lassen, wie aus einer anderen Zeit. Oder einer anderen Welt. Ganz leer gehen aber auch die Ohrwurmjäger nicht aus. „Alien Days“, die erste Auskopplung, nimmt nicht nur textlich die gewollt seltsame und nicht ganz irdische Musik der New Yorker vorweg. Eingebettet in einen Kinderchor, sphärische Synthieklänge und mit dem gewohnt relaxten Gesang von Andrew ist der Opener einer der zugänglichsten Beiträge des Albums.

Doch der einfachste und für viele damit sicher auch der beste Track versteckt sich hinter „Introspection“. Anders als es der Titel einem glauben machen will, haben wir es hier nicht mit einem grüblerischen Einsiedlersong zu tun. Vielmehr gefällt das Lied mit eingängiger Melodie ohne überladene Arrangements, gerade heraus angelegt und mit viel Hippiesfeeling. Kein Wunder, denn dabei handelt es sich – und auch das ist bezeichnend für das dritte Album von MGMT – um ein Cover, und zwar des wenig bekannten Faine Jade. Und das war, genau, ein Musiker aus den 1960ern.

TEXT: Oliver Armknecht