Drei Top-10-Alben, eine ganze Reihe von Singles unter den ersten dreißig und auch die letzte stieg prompt auf Platz zehn ein – den Erfolg muss Revolverheld erst mal einer nachmachen. Und wie wir alle wissen: Erfolg macht träge. Sprich, die Versuchung ist groß, erst mal nichts zu ändern, um beim notorisch wankelmütigen Publikum auch ja niemanden zu verschrecken. Das Merkel-Prinzip eben. Entsprechend misstrauisch darf man dann sein, wenn eine erfolgsverwöhnte Band von sich behauptet, „Immer in Bewegung“ zu sein.
Tatsächlich fängt das Album mit dem äußerst schmissigen Titellied an. Textlich banal, aber musikalisch mitreißend hätte es durchaus so etwas wie der perfekte Sommer-Ohrwurm werden können, wäre er ein paar Wochen vorher erschienen. Auch bei anderen Liedern drücken die vier Jungs aufs Gaspedal, sprechen von Aufbruch und neuen Ufern. Bei „Neu anfangen“ und „Lass uns gehen“ etwa wird nicht nur das Tempo angezogen, auch musikalisch wird hier ein bisschen mehr herumexperimentiert. Zusammen mit dem Opener bilden sie damit die Glanzpunkte der zwölf Tracks.
Umso erstaunlicher, dass an anderen Stellen so vehement in die entgegengesetzte Richtung gesteuert wird. „Das kann uns keiner nehmen“ und „Bands deiner Jugend“, aber auch „Sommer in Schweden“ richten den Blick nach hinten, schwelgen in Nostalgie, alten Erinnerungen. Das wirkt schon etwas befremdlich bei einer Besetzung, die erst Anfang dreißig ist und für eine Verklärung diesen Ausmaßes damit eigentlich zu jung sein sollte. Und auch bei den obligatorischen Schmachtfetzen („Deine Nähe tut mir weh“, „Worte die bleiben“) wird eine Menge Vergangenheitsbewältigung betrieben. Von Schwung ist da nichts mehr zu spüren, von Bewegung genauso wenig, weder inhaltlich noch musikalisch. Denn an diesen Stellen pendelt sich alles im mittleren bis niedrigen Tempo an.
Das ist als Einzeltitel noch in Ordnung, zumal sich bis auf die Kuschelrockschnulze „Ich lass für dich das Licht an“ der Kitsch zum Glück in Grenzen hält. Auf Dauer sind die vielen besinnlichen Lieder dann aber doch etwas träge und verschwimmen zu einer kaum zu unterscheidenden Masse. Auch textlich fehlen die Akzente ein wenig, wirklich originelle oder auch kritische Einfälle fehlen.
Fazit: Insgesamt ist „Immer in Bewegung“ dem Titel zum Trotz dann doch eher ein gefälliges Album geworden, das niemanden wirklich weh tut und an einem trüben Sonntagnachmittag wunderbar im Hintergrund laufen kann. Die Gefahr, die eigenen Fans zu verprellen, wurde hier also gekonnt umgangen und der ein oder andere Top-30-Erfolg wird sicher auch noch dabei rausspringen. Ein Neuanfang sieht aber anders aus.
Wer die Revolverhelden live in München sehen will, muss sich zwar noch ein bisschen gedulden, aber dann … Am 19. März 2014 treten sie in der TonHalle auf!
TEXT: Oliver Armknecht