Gehört: Suuns – Felt

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Send me those drugs. Suuns sind zurück und veröffentlichen nach dem grandiosen „Hold/Still“ (2016) ihr nun viertes Album über Secretly Canadian. Auf „Felt“ klingen die Neo-Psychedelia Brutalisten aus Montreal erschreckend analog.

Doch fürchtet euch nicht, denn der ambitionierte Vierer um Vocalist und Mann an der Klampfe, Ben Shemie, wäre nicht er selbst, wenn ihre auffällig poppige Single „Watch You, Watch Me“ nicht doch auf einen klassischen Refrain verzichten würde. Statt Millennial Whoop (ja, gibt’s wirklich – google that shit!) erwarten einen die gewohnt asymetrischen Abfahrten, die allmählich ins Repetetive abdriften. Definitiv ein Markenzeichen der Sound-Querulanten aus Quebec und auch hier in Hülle und Fülle enthalten. Aber auch die fiebrige Angespanntheit, die ihre Musik auszeichnet, ist geblieben.

Für die zweite Auskopplung „Make It Real“ setzen Suuns ebenfalls auf Altbewährtes und holten für die visuelle Darstellung ihre langjährige Kollaborateurin Sabrina Ratté mit ins Boot. Ratté, vom Namen her sicher einigen eher unbekannt, genießt seit Jahren hohes Ansehen im Bereich Collage und 3D-inspirierte Fotokunst. Und so wird ein jeder, der das Live-Erlebnis Suuns bereits zu Gesicht bekommen hat, unweigerlich auch ihrem Werk verfallen sein:

„This project was also the opportunity to experiment further with some of my personal techniques where I map photographs (or in this case video of the band) onto 3D structures. I’ve worked with Suuns on a previous music video about five years ago, and did many visuals for them in live settings.“, verrät uns Ratté.

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Doch auch was die Studioaufnahmen angeht, sind sich die unausprechlichen Suuns treu geblieben. Ort der sonischen Begegnung waren wieder einmal die berüchtigten Breakglass Studios, die schon ihren ersten beiden Werken zu Leben verhalfen. Zeit hat sich das Art-Punk-Quartett für die Aufnahmen zu „Felt“ jedoch gelassen und ganze fünf hochpotente Aufnahmesessions einberaumt. Die monatelange Akribie und das minutiöse Tüfteln haben sich ausgezahlt. Vieles klingt vertraut und doch gelingen Suuns zusammen mit St.-Vincent-Producer John Congleton eine Art Wiederauferstehung. Der aus 11 Songs bestehende Phoenix trägt hier und da neues Gefieder unter seiner Ascheschicht, was den audiophilen Hochgenuss, der auf „Felt“ geboten wird, weiter abrundet. Die Strobos flirren beharrlich, während es sich die Klapperschlange aus Synthies, Beats und Saitengezupfe mit dem manischen Sprechgesang aus der Röhre in bedrohlicher Abwehrhaltung da hinten in der Ecke alles andere als gemütlich macht.

Den neuen Elan nutzen Suuns sogleich dazu, auch ihre erste Tour in den Staaten zu absolvieren, ehe sie im April für drei Termine nach Deutschland kommen. Eine Therapiestunde in München steht noch aus, sollte aber nicht lange auf sich warten lassen.

08.04.2018 Köln – Gebäude 9
09.04.2018 Hamburg – Molotow
10.04.2018 Berlin – Festsaal Kreuzberg

Suuns – Felt // Secretly Canadian/ Cargo Records // VÖ: 02.03.2018 // Facebook