Ungeschliffener, roher und authentischer Soul und Funk gefällig? Könnt ihr haben: The Poets of Rhythm veröffentlichen am 4. Oktober ihren musikalischen Blick retour – „Anthology 1992–2003“. curt hat vorab schon mal reingehört.
Wenn The Poets of Rhythm loslegen, ist eines so klar wie Kloßbrühe: Die Jungs kommen aus den USA, wenn nicht sogar mittenmang aus New Orleans. Doch Pustekuchen! Eigentlich könnten sich die Jungs auch „Die rhythmischen Dichter“ nennen, schließlich stammen sie aus Deutschland, ursprünglich aus München! Und wenn man sich auch absolut sicher meint, so entstanden die Aufnahmen wirklich und wahrhaftig nicht in den späten 60er-, Anfang 70er-Jahren. Wir hätten drauf gewettet!
Die Geschichte der Poets of Rhythm beginnt 1984, als Bo Baral zusammen mit seiner Familie aus Südafrika nach Bayern zurückkehrt und in der Münchner Waldorfschule JJ Whitfield kennenlernt. Es ist der Beginn einer äußerst kreativen Freundschaft: JJ spielt Gitarre in Schulbands, Bo versucht sich erfolgreich als Sänger und Perkussionist. Zusammen erstehen sie einen Tascam 4-Spur-Recorder und experimentieren mit geliehenen Keyboards und Drum-Machines am eigenen Sound. Sie reisen nach Orleans, sammeln unermüdlich seltene 45er-Vinylscheiben und gehen vollends auf in ihrer Liebe zum Deep Funk.
Ihre Jugendliebe hat bis heute Bestand, den damaligen Idolen wie George Clinton, James Brown, The Meters oder Eddie Bo sind sie treu geblieben. Bis die Münchner sich allerdings tatsächlich als The Poets of Rhythm formieren, sind sie als Hotpie & Candy und The Soul-Saints zugange. Erst 1992 veröffentlichen sie unter dem heutigen Namen ihre erste Single „Funky Train/Hotpie’s Popcorn“.
Mit ihrer Anthologie beweisen Bo, JJ und ihre Mannen, dass der Oldschool-Sound mitnichten ausgedient hat. Ganz im Gegenteil: Für all jene, die es nicht sauber und akkurat mögen, sondern kantig und krachend, ist das Album eine sprudelnde Quelle der Funk-Freude!
TEXT: Mirjam Karasek