Techno – Part eight: Ende des Monats erscheint Paul Kalkbrenners neues Album „Guten Tag“. curt hat für euch vorab reingehört.
Ich bin hin und her gerissen. Jeder, dem elektronische Musik am Herzen liegt, geht voreingenommen an das neue Album von Kalkbrenner heran. Die Begeisterung für „Berlin Calling“ wurde beim versuchten Live-Genuss gedämpft durch knallvolle Clubs mit rempelnden Fans und ewig gleichem Trackablauf. Spätestens, als die Hallen immer größer, die Tickets immer teurer und der Kult um Kalkbrenner maßlos wurde, war es vorbei mit meiner Liebe. Und trotzdem: Kalkbrenner hat dem Techno zu ungeahntem Hype verholfen. In jedem gefühlten zweiten Auto, das an einem vorbeifährt, wummert seine Musik. „Sky and Sand“ hält sich nun seit 125 Wochen in den Top 100 der deutschen Singlecharts.
Und jetzt das inzwischen achte Album. Die Anordnung der Tracks lässt vermuten, dass diese Reihenfolge live einbehalten werden wird. Die Synthie-Fanfare für den Auftritt zu Beginn. Dann ziehen die Tracks vorbei mit altbekannten Klängen: Schnipps, Klatsch neben Nz Nz und schwurbligem Wa Wou Wa Wou über monotonem Bass, dazu Melodieausschnitte der guten Laune. Diese kleinen Kalkbrenner-typischen Sounds gehen schnell ins Ohr. Aber woran es definitiv fehlt, sind die Steigerungen innerhalb der einzelnen Tracks, ein Aufbau hin zum Höhepunkt, der alles zum Überlaufen bringen würde. Ein wenig Bass raus, Bass wieder rein – damit bringt er die Wurstscheiben beim Metzger nebenan zum Wackeln, meinen Hintern nicht. Kurze Titel schweben ab und zu dazwischen, zum Runterkommen.
17 Tracks und eine knappe Stunde später ist plötzlich alles vorbei. Schnitt, aus, das war’s. Und dann bleibt leider kein Gefühl hängen, das einen den Play-Knopf noch einmal drücken lassen würde. Titel wie „Die Stabsvörnern“, „Der Buhold“ oder „Des Bieres Meuse“ verwirren mich, vielleicht bin ich zu unkreativ, um sie zu verstehen, oder sie wollen nicht verstanden werden, weil witzig.
Kalkbrenner bleibt jedenfalls seinem Stil treu: Die Fans werden es ihm danken und in Massen herbeiströmen. Apropos: Wer gerne mal mit den kreativen Leuten aus diesem Fanvideo auf Kalkbrenners offizieller YouTube-Seite feiern würde, kann am 21. Februar 2013 in der Olympiahalle für rund 60 Euro ein gemütliches Sitzkonzert genießen; für nur 10 Euro mehr darf man eng stehen.
Paul Kalkbrenner – Guten Tag // Label: Paul Kalkbrenner Musik/ Vertrieb: Rough Trade // VÖ: 30.11.2012
paulkalkbrenner.net
www.facebook.com/paulkalkbrenner
TEXT: Patricia Breu