Geisterbars
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curt geht (nicht) aus: Geisterbars

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I want to be a host, not a ghost – Hilfe für die guten Geister der Gastfreundschaft

Halb leer, halb voll? Nein, komplett leer stehen die Gläser dieser Tage in der brachliegenden Barlandschaft Münchens in den Schränken. Konnte man sich im Spätsommer noch ein wenig an die widrigen Umstände gewöhnen, dreht der anhaltende Lockdown den Gastronomen und Barchefs mit einem zusätzlichen Alkoholverbot nun vollends den Hahn zu. Die Rettungsschirme? So jämmerlich wie die Schirmchen pappig-süßer Longdrinks ranziger Etablissements mit 70er-Charme. Dabei kann sich gerade München über seinen Ruf als Bar-Mekka freuen. Höchste Zeit zu handeln!

Ein Geist von vielen. Das Patolli, wo wir mit Barchef Marco Beier für unsere Ausgabe #86 unerwartet stilvolle Cocktails mit Bierspezialitäten kreiert haben. © Jochen Hirschfeld

 

Handeln, das will auch der Filmemacher, Fotograf und Cocktail-Liebhaber Jochen Hirschfeld, der zur Unterstützung der hiesigen Bar-Community kurzerhand die Geisterbars ins Leben rief. Denn obwohl sich die flüssige Szene dieser Stadt vorbildlich gibt, Konzepte vorlegt und vor Kreativität nur so strotzt, wischt man ihr erneut undankbar die Gläser vom Tisch. Verwaiste Schanigärten, vergebens aufgebaute Raucherzelte und kalte Wärmepilze malen ein trostloses Bild, dem Jochen Hirschfeld nun ein partizipatives Fotoprojekt widmen will.

Worum geht’s?

„Wenn ich durch die Straßen in unserem Viertel gehe, sehe ich die vielen liebevoll gebauten ‚Schanigärten‘ in den Parkbuchten. Alle verwaist wie kleine Geisterstädte. Ich habe das Projekt gestartet, um den guten Geistern der Gastfreundschaft zu helfen und sie ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.“

Die Geister, die ich rief…

Um das Bewusstsein für die anhaltend desolate Lage der Münchner Barlandschaft zu schärfen, teilt sich das Projekt in zwei Teile auf. Zum einen handelt es sich konkret um Fotoporträts der zu Geisterbars degradierten Wohlfühlorte. Es geht aber auch um die Gesichter, die Geister, dahinter wie etwa die Crew hinter dem Jaded Monkey oder Andi Till aus dem Pacific Times. Analog zum Leitspruch der Kulturszene „Ohne uns wird’s still“, sind auch Fotografen aus anderen Städten eingeladen, ihre Lieblingsbars wieder ins Leben zurück zu holen.

Maßgeschneiderte Verewigung

Auf der anderen Seite will Jochen Hirschfeld die Bars auch direkt finanziell unterstützen. Ohne viel Schnickschnack, vom Barfreund bis hin zu Unternehmen, Spirituiosenmarke oder Hersteller. Wie das geht? Mit der eigenen Cocktail-Kreation! Statt Take-Away oder Bottled-Cocktail, soll man sich selbst auf der Karte seiner Lieblingsbar verewigen. Maßgeschneidert und individuell. Da das Ganze jedoch seinen Preis hat, nämlich 500 €, bietet es sich also an, eine verschobene Firmenfeier auf diesem Wege nachzuholen, sich als Team zusammenzutun oder als Marke seine mediale Präsenz zu stärken. Hirschfeld setzt die Drinks im Anschluss professionell in Szene und streut das Ergebnis über diverse Kanäle. Sicher ist bei genügend Zuspruch aber auch mehr denkbar…

Und wer weiß? Vielleicht überdauert die ein oder andere Kreation gar die Geisterstunde. Oder spukt auch nach der Pandemie fort, als bittersüß-süffige Erinnerung an diese besondere Zeit.

Fakt ist, der letzte Tropfen wird bald versiegt sein, sollte sich nicht bald etwas ändern. Für eine Bar-Szene 2021 müssen auf lockere Trinksprüche endlich Taten folgen. Zwar ist der gemeine Gastronom hinlänglich als Kämpfernatur bekannt, doch irgendwann wird auch der letzte Boxer müde, wenn er außerhalb des Rings keine Unterstützung findet. Wer also schon immer von einem eigenen Cocktail geträumt hat oder seine Geisterbars als Fotograf oder anderweitig unterstützen möchte, der schreibt eine Mail an hello@ghostbars.de oder informiert sich über diesen Link!


Geisterbars – ein Projekt von Jochen Hirschfeld // hello@ghostbars.de // Instagram //  Homepage

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