Auf DVD/Blu-ray: Grzimek

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Eher aus der Not der Stunde heraus übernimmt Bernhard Grzimek (Ulrich Tukur) 1945 die Leitung des Frankfurter Zoos. Eigentlich ein Fall für die Abrissbirne macht der Tierarzt dank unermüdlichen Einsatzes und origineller Vermarktungsideen daraus eine Goldgrube. Doch das allein reicht dem großen Tierliebhaber nicht, sein Ziel ist es, die Fauna Afrikas für zukünftige Generationen zu retten. Zusammen mit seinem Sohn Michael (Jan Lennart Krauter) beginnt er deshalb, Dokumentarfilme zu drehen und auch im Fernsehen aufzutreten.

Während er so langsam ein Bewusstsein für Artenschutz schafft und ihm die Welt zu Füßen liegt, geht seine Ehe mit Hilde (Barbara Auer) derweil in die Brüche – die leidet nicht nur unter seinem Arbeitseifer, sondern auch seinen ständigen Affären.

Eine Fernsehsendung mit bis zu 70 Prozent Markanteil, ein Oscar für den besten Dokumentarfilm (für „Serengeti darf nicht sterben“), eine Reihe erfolgreicher Sachbücher – bis in die 80er hinein genoss der Tierschützer Bernhard Grzimek große Popularität, war zum Symbol eines nachhaltigeren Umgangs mit der Natur geworden. Einen dreistündigen Fernsehfilm über eine solche Institution zu drehen, da liegt der Verdacht nahe, dass hier ein filmisches Denkmal gesetzt werden soll. Teilweise ist „Grzimek“ das natürlich auch, gleichzeitig nutzte Regisseur Roland Suso Richter die satte Laufzeit, um auch einen Blick hinter die strahlende Fassade zu werfen. Und was er uns dabei zeigt, das ist nicht immer schön anzusehen.

Während der gebürtige Neissener schon früh ein erstaunliches Geschick beim Umgang mit Tieren bewies, fehlte ihm für seine Artgenossen jegliches Verständnis. Überraschend, manchmal sogar schockierend blind für das menschliche Empfinden rauschte Grzimek durchs Leben, verfolgte stur und ohne viel Kompromissbereitschaft seine eigenen Ziele und stürzte in einer Mischung aus Gleichgültigkeit und Egoismus andere Leute regelmäßig ins Unglück.

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Tatsächlich wird einem der Tierschützer, aber auch andere aus seinem Umfeld, im Laufe des Films so unsympathisch, dass einem die Anteilnahme später verloren geht. Und das ist bei einem Biopic vielleicht nicht die beste Voraussetzung. Schade auch, dass derart zugespitzt wurde, dass Aspekte, die eben weder dem Kampf für die Tiere noch seinem privaten Unglück zuzuordnen waren, komplett ignoriert wurden. Dass Bernhard und Michael viel Geld mit einer Fotoagentur verdienten fiel ebenso unter den Tisch wie zwei weitere Söhne.

Interessant ist „Grzimek“ dennoch, als Porträt eines bemerkenswerten Mannes, aber auch als eines der Geschichte des Tierschutzes. Was in den 50ern noch eine Gesellschaft war, der das Schicksal der Tiere völlig egal war, sah in den 80ern schon ganz anders aus. Da auch die Ausstattung gelungen ist, viele exotische Tiere gezeigt werden, teils auch Originalaufnahmen von Grzimek selbst, ist der Film nicht nur Tierfreunden zu empfehlen, sondern auch den Zuschauern, die mehr über die Entwicklung der letzten Jahrzehnte erfahren wollen.

Fazit: Auf der einen Seite ein verdienter Vorkämpfer für die Tiere, auf der anderen ein rücksichtloser Egoist – der bekannte Tierfilmer Bernhard Grzimek wird hier von beiden Seiten beleuchtet. Das wurde etwas überspitzt, einige Punkte seines Lebens komplett ignoriert, fasziniert aber als Porträt des Mannes selbst wie auch als Film über die Geschichte des Tierschutzes.

Wertung: 7 von 10

Regie: Roland Suso Richter // Darsteller: Ulrich Tukur, Barbara Auer, Katharina Schüttler, Jan Lennart Krauter // VÖ: 4. April 2015