1. März
Haken + Between the Buried and Me

Obacht, Progger (und Proggerinnen!): Kalender raus, Rotstift zücken und für den 1. März (und evtl. den Folgetag) umgehend alle Termine absagen. Obwohl gerade mal ein Monat im neuen Jahr vergangen ist, ist es nicht gewagt, jetzt schon zu behaupten, dass an diesem Tag vielleicht DER Prog-Metal Leckerbissen des Jahres auf euch wartet. Denn keine Geringeren als die famosen Engländer von Haken und ihre urgewaltigen Brüder im Geiste von Between the Buried and Me aus North Carolina geben sich an diesem Abend im Rahmen ihrer Island In Limbo Co-Headliner-Tour ein Stelldichein in der Freiheitshalle an der Donnersbergerbrücke.

Zwei Tage später, am 3. März, werden Haken um Frontmann und Lockenkopf Ross Jennings der Welt ihr mittlerweile siebtes Studioalbum schenken. Von dieser Scheibe mit dem Namen Fauna und dem affenstarken Artwork wurden bis heute drei Singles veröffentlicht, bei deren Hörprobe jedem Haken-Fan das Herz übergegangen sein dürfte. Unverwechselbar und unvergleichlich präsentieren sich die Songs Nightingale, The Alphabet of Me und Taurus und zeigen erneut, dass Haken niemals stillstehen und immer überraschen. Die Härte und Aggressivität aus den Vorgängeralben Virus – passenderweise erschienen im Jahr 2020 – und Vector (2018) ist hier und da ein wenig gewichen, das Gleichgewicht von Metal wieder etwas in Richtung Prog verschoben. Nightingale, solide 7:23 lang, beginnt erwartungsgemäß mit Vogelgezwitscher, lässt in den Strophen jazzige Akzente aufblitzen. Dass die Band das Schreddern über Offbeats und Polyrhythmen verlernt hat, muss jedoch auch niemand befürchten, wie das Riff-Gewitter des Stakkato-artigen Mittelteils beweist. The Alphabet of Me beginnt hingegen sehr ungewohnt poppig, könnte sich dem Intro nach gar zu einem flachen Hitradio-Dudelliedchen entwickeln. Dann aber nimmt die Band sehr elegant die Kurve und überrascht mit der Haken-Interpretation des Leprous-Sounds. Ein völlig anderer Song als Nightingale und ein weiterer Beweis für die Wandelbarkeit einer der besten Prog-Gruppen dieser Tage. Taurus spricht dann wieder Freunde härterer Riffs an und lässt erahnen, auf was für eine extrem spannende Platte sich die Anhängerschaft mit Fauna freuen darf. Die musikalische Virtuosität der Saiten-Hexer Charles Griffiths und Richard Henshall, Drummer Ray Hearne, Basser Conner Green und dem nach dem Abgang Diego Tejeidas zurückgekehrten Bandgründer und Keyboarder Peter Jones leuchtet zweifellos auch 2023 hell am Prog-Firmament.

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Nicht viel anders verhält es sich diesbezüglich mit den US-Amerikanern von Between the Buried and Me, wobei Tommy Rogers (Gesang) und seine vier Kumpels noch eine kräftige Prise Wahnsinn dazumischen. Von manchen Zeitgenossen als „anstrengend“ empfunden, eröffnet sich dem Connaisseur beim Lauschen eines BTBAM-Tracks ein faszinierendes, bizarres Kuriositätenkabinett an musikalischen Ideen. Irre Loopings reihen sich in einer wilden musikalischen Achterbahn aneinander, dazwischen warten Fleischwölfe, Grusel-Puppentheater und Gummizellen aus Boss Nova, Jazz und Comics hinter jeder Ecke. Colors II lautet der Titel des jüngsten Albums (2021, abgesehen vom Live-Release The Great Misdirect vergangenes Jahr) des Ostküsten-Quintetts, selbstverständlich eine Reminiszenz an ihr legendäres 2007er Werk Colors. Es beginnt geradezu bürgerlich, mit sanften, ruhigen Klavierakkorden (Monochrome). Wenn nach gut einer Minute Gitarren und Drums im schunkelnden 4/4-Takt einsetzen, ahnt man noch nichts Böses, noch nicht mal unbedingt mit den ersten dezenten Double-Basses nach zwei Minuten. Nach zweieinhalb Minuten runzeln Unbedarfte erstmals die Stirn, nach drei Minuten erscheinen erste Schweißperlen und mit dem Übergang zu The Double Helix of Extinction trennt der erste der erwähnten Fleischwölfe die BTBAM-Spreu vom Weizen. Die „Halbzeitpause“ dieses Songs bildet eine dieser völlig unvorhersehbaren, stilistisch diametral abweichenden Interludien, die so typisch sind für BTBAM, bevor die Schraubzwingen wieder angezogen werden. Songstrukturen sind bei BTBAM generell oft schwer auszumachen, oder eine Wissenschaft für sich. 12 Songs mit insgesamt fast 1:20 Spieldauer, die darüber zum Teil fast unmerklich ineinander übergehen sprechen für sich. Diese Komplexität und die instrumentalischen Extreme der Band um Progmetal-Drummonster Blake Richardson erfordern Aufmerksamkeit, dann ist die Belohnung reichhaltig und schwerst befriedigend, und ein BTBAM-Konzert zutiefst beeindruckend.

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Die Gewinner:innen unserer Kartenverlosung wurden informiert.


HakenHomepage + Between the Buried and Me>Homepage// Support: Cryptodira // 01. März 2023 // Technikum (verlegt von der Freiheitshalle) // Einlass: 19 Uhr, Beginn: 19.20 Uhr // Tickets 37,15 Euro zzgl. Gebühren