Auf DVD/Blu-ray: Hin und weg

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Die jährliche Fahrradtour, sie gehört bei den sechs Freunden einfach dazu: den Drahtesel packen, durch die Landschaft radeln, rumblödeln und selbst gestellte Aufgaben lösen. Dieses Mal soll es nach Belgien gehen, so haben es Hannes (Florian David Fitz) und seine Frau Kiki (Julia Koschitz) beschlossen. Beim Rest der Truppe stößt die Wahl des Zielorts auf nur wenig Verständnis. Bis Hannes mit der Wahrheit rausrückt: Er leidet wie sein Vater an einer unheilbaren Nervenkrankheit. Um nicht so unwürdig zu enden wie er, hat er im Nachbarland einen Sterbehilfe-Termin vereinbart. Der Rest der Truppe ist geschockt und will sofort alles abbrechen. Doch dann tun sie Hannes den Gefallen und begleiten ihn auf seiner letzten Reise.

AL-was? Als letztes Jahr die „Ice Bucket Challenge“ zu einem Phänomen avancierte, war plötzlich eine Krankheit in aller Munde, die vorher kaum einer gekannt haben dürfte. Auch „Hin und weg“ nimmt sich dieser eher seltenen Nervenerkrankung an, die zwar meistens Menschen zwischen 50 und 70 betrifft, einen aber schon in jüngeren Jahren erwischen kann. In der Regel bleiben einem nach Krankheitsausbruch nur noch wenige Jahre, eine Heilungsmöglichkeit wurde bislang nicht gefunden – eine ideale Voraussetzung also für ein bewegendes Drama also.

hinundweg

Insgesamt ist die filmische Aufbereitung auch geglückt, Regisseur und Ko-Autor Christian Zübert gelingt es, das schwierige Thema sensibel und doch eindringlich umzusetzen. Lediglich bei den Nebenhandlungen schwächelt „Hin und weg“ zuweilen etwas. Während die selbst erlegten Aufgaben der Gruppe teils charmant und entwaffnend albern sind, sind andere Nebenschauplätze der Tourteilnehmer recht überflüssig und führen den Film mitunter auf eine falsche Fährte.

Packend sind hingegen die raren Momente, in denen sich Zübert ohne Vorbehalte ins eigentliche Thema wirft, Trauer, Wut und Verzweiflung jedes Tor öffnet. Gerade in den Szenen zwischen Fitz und Volker Bruch als Hannes’ Bruder Finn dürfen die beiden Schauspieler zeigen, dass sie über ihr ansprechendes Äußeres hinaus auch richtig gute Charakterdarsteller sind. Spröde, ohne Musik oder inszenatorische Tricks, ohne Fallschirm wird die Geschichte auf ihre grundsätzliche Tragik heruntergebrochen.

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„Ich habe eine Scheißangst“ bricht es irgendwann aus Hannes heraus, als er von Kiki gedrängt wird, sein Innenleben mit ihr zu teilen. Und auch das gelingt Zübert gut: Zu zeigen, wie ein Mann, der immer so stark war, dem immer alles gelang, alles aus den Händen gleitet. Wenn ein solcher Mensch dann den eigenen Punkt für sein Ableben festlegen will, wirft das die üblichen ethischen Fragen zu Selbstmord und Sterbehilfe auf. Darf ich das? Wann ist der Punkt erreicht, an dem ein Leben es nicht mehr wert ist, fortgesetzt zu werden? Und wer entscheidet das eigentlich? Bei „Hin und weg“ ist das eindeutig: Der Film macht nicht nur auf eine fürchterliche Krankheit aufmerksam und erzählt die traurige Geschichte eines zu frühen Todes, sondern ist auch ein Plädoyer für Selbstbestimmung.

Fazit: Ein todkranker Mann möchte sein Leben beenden und bittet Freunde und Familie dabei zu sein. Aus dieser an und für sich unzumutbaren Situation wird bei „Hin und weg“ ein bewegendes und packend gespieltes Drama um Trauer, Wut und Selbstbestimmung, das lediglich bei einigen Nebenhandlungen schwächelt.

Wertung: 8 von 10

Regie: Christian Zübert // Darsteller: Florian David Fitz, Julia Koschitz, Johannes Allmayer, Victoria Mayer, Jürgen Vogel, Volker Bruch, Miriam Stein // VÖ: 26. März 2015