House of Cards Rezension DVD curt München

Auf DVD/Blu-ray
House of Cards – Das Original

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Wer meinte, es gebe nichts Furchterregenderes als die Rache einer verschmähten Frau, sollte einmal die Bekanntschaft von Francis Urquhart machen. Der ist nach außen hin die Verkörperung des ehrwürdigen, englischen Gentleman. Doch wehe, du wagst es, dem Politiker in die Quere zu kommen.

Wem der Titel bekannt vorkommt, wird wahrscheinlich von der amerikanischen Serie gehört, die als eines der derzeitigen Aushängeschilde amerikanischer Serienkunst gilt. Was viele dabei nicht wissen: „House of Cards“ ist nicht neu, sondern eine Adaption der englischen Miniserie von 1990 bzw. dem gleichnamigen Roman von Michael Dobbs. Der war einst selbst erfolgreicher Politiker in England und arbeitete sowohl unter Thatcher als auch auch ihrem Nachfolger John Major für die britische Regierung. Wenn ein solcher Insider einen Roman über Intrigen und schmutzige Machenschaften in der Politik schreibt, ist das natürlich pikant – und sehr, sehr unterhaltsam.

House of Cards Rezension DVD curt München

Auf drei Staffeln brachte es das Original. In der ersten wird erzählt, wie Francis Urquhart den Vorsitzenden seiner Partei wegpusht, um selbst Premierminister zu werden. In Staffel zwei ist er längst an der Spitze etabliert, bekommt es aber mit einem mächtigen Feind zu tun: Der neu ernannte König ist so gar nicht mit der rücksichtslosen Politik seines Landes glücklich und fordert daher, wieder mehr Geld in Sozialausgaben zu stecken. Für Urquhart steht damit fest, der König muss weg! Das Abschlusskapitel wiederum zeigt den selbstverliebten Staatsmann während seiner letzten Amtszeit, als er es mit einem parteiinternen Konkurrenten zu tun bekommt und zusätzlich von einer hässlichen Geschichte in der Vergangenheit eingeholt wird.

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Seit dieser Woche ist auch die letzte der drei Staffeln auf Deutsch erhältlich, und Freunde gepflegten Taktierens und bösartiger Machtspiele sollten hier auf jeden Fall zugreifen. Grundsätzlich steht jede der Staffeln für sich, doch am besten fängt man von vorne an. Zum einen gibt es immer wieder Anspielungen auf die Vorgänger, außerdem ist die erste Serie dank satirischer Elemente die beste der drei. Beispielsweise wird Urquhart bei seiner Machtergreifung von allen als freundlicher, etwas steifer Traditionalist angesehen. Doch hinter diesem unscheinbaren Äußeren verbirgt sich ein skrupelloser Machtmensch, der selbst langjährigen Freunden einen Dolchstoß versetzt. Und dieser starke Kontrast ist immer wieder für Lacher gut. Später, vor allem in den beiden Folgestaffeln, wandelt sich „House of Cards“ jedoch zu einem reinrassigen, durchaus spannenden Thriller.

House of Cards Rezension DVD curt München

Bemerkenswert auch, wie „House of Cards“ den Zuschauer zu einem Mitwisser macht: Immer wieder wendet sich Urquhart der Kamera zu, kommentiert das Geschehen, so als wäre er in Begleitung eines Reporterteams, dem er die Hintergründe erzählt. Warum er diese Seitenkommentare macht, wird jedoch nie verraten, die Kamera nie als solche in die Geschichte gebaut. Dadurch erinnern diese Einschübe an Nebenanmerkungen in Theaterstücken etwa bei Shakespeare, so wie auch die Figur des Urquhart aus einem verloren gegangenen Stück des Barden hätte stammen können.

Fazit: Das Original von „House of Cards“ die Vorlage überzeugt bis heute durch fiese Intrigenspiele und eine Hauptfigur, die ihren skrupellosen Machtwillen hinter einem unscheinbaren Äußeren verbirgt.

Wertung: 8 von 10

TEXT: Oliver Armknecht