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Im Gespräch: Sebastian Bezzel

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Einige werden ihn vielleicht aus dem Fernsehen kennen, etwa im Tatort aus Konstanz oder als Sicherheitsmitarbeiter in der Serie „Danni Lowinksi“. Andere werden ihn bestimmt in der Filmkomödie Schwere Jungs von Marcus H. Rosenmüller gesehen haben. Ab Donnerstag läuft ein weiterer urbayerischer Film von ihm im Kino an: Dampfnudelblues, die Verfilmung des gleichnamigen Regionalkrimis und Bestsellers von Rita Falk. Wir haben uns vorab mit dem Schauspieler getroffen und über seine Erfahrungen beim Dreh und zukünftige Pläne unterhalten.

Du warst ja schon in mehreren „Tatorts“ und auch anderen Krimis zu sehen. Was hat dich daran gereizt, jetzt auch noch im „Dampfnudelblues“ mitzuspielen?

Ich hab beim Drehbuchlesen schnell gemerkt, dass „Dampfnudelblues“ was anderes ist. Ich sehe den Film vorrangig nicht als Krimi und auch nicht als Komödie. In der Presse wird er zwar immer als „Bayerische Krimikomödie“ bezeichnet und das ist auch okay. Aber es ist für mich auch eine Milieu- und Sozialstudie. Was mich bei Filmen immer am meisten interessiert sind die Figuren. Und hier gibt es bis in die kleinsten Rollen lauter tolle Figuren mit einer Geschichte. Deshalb hat mich Franz schon sehr gereizt, weil der auch eine schräge Figur ist, so wie er lebt, so wie seine Geschichte war. Und er muss sich mit so vielen Figuren um ihn herum auseinandersetzen. Das sind Freunde, das sind Verdächtige, das sind Leute, die er überhaupt nicht mag, Leute wie sein Bruder zum Beispiel. Da sind überall kleine Konflikte, alles lebt da.

Wie würdest du den Franz denn beschreiben?

Der ist sehr bei sich. Der ist unaufgeregt. Und der kann auch zufrieden sein mit was. Ich glaube, dass er zum Beispiel überhaupt nichts auf Hierarchien gibt, beruflichen Ehrgeiz hat er nicht. Ihm ist das völlig wurst, ob er jetzt Haupt-, Ober- oder was weiß ich für ein Kommissar ist. Für den ist das deshalb auch nicht schlimm, dass er zurück in die Provinz musste. Er hat aber einen aufrechten Ehrgeiz, wenn er mal irgendwo drin ist, so wie beim Höpflfall. Da kommt dann auf einmal eine andere Qualität von ihm. Dass er da auch so was Stoisches hat, etwas Stures, das find ich schon mal sehr gut.

Kannst du dich damit denn identifizieren oder ist die Rolle ganz weit weg von dir?

Da sind Sachen dabei, die ich total nachvollziehbar finde. Es sind aber auch Sachen dabei, die ich überhaupt nicht nachvollziehbar finde. Ein großer Unterschied ist, dass ich die Beatles total gerne mag. Und er hasst die. Aber das ist eigentlich bei jeder Figur so, dass es Sachen gibt, die man nachvollziehen kann, weil man die von sich aus mitbringt in so eine Figur. Und es gibt die Sachen, wo man sagt: Die sind jetzt ganz klar bei der Figur und die muss ich mir erst erarbeiten. Da muss ich erst einen Zugang finden. Und dieses Spannungsfeld, das ist auch immer der Reiz am Schauspiel.

Dampfnudelblues Kino

Du hast ja eben schon gemeint, dass du „Dampfnudelblues“ nicht vorrangig als Komödie siehst. Gerade am Anfang wird sicherlich viel gelacht. Doch mit der Zeit erfährt Franz lauter Einzelheiten aus dem Leben der Figuren, die alles andere als lustig sind. Kann man den Film da überhaupt noch als Komödie bezeichnen?

Natürlich. Die Komödie und der Kriminalfilm sind die zwei Formen, die man grob hat, um diese Geschichte zu erzählen. Ich finde es aber generell ganz wichtig, dass es in einer Komödie tragische Elemente gibt, oder traurige Elemente. Beispielsweise diese Figur Höpfl ist ein total armer Mensch. Ein Zwangsneurotiker, der ganz einsam ist und der im versteckten Kämmerlein seine Fantasien auslebt. Und das auch so nach und nach zu entdecken, das ist schon heftig. Wie geht man damit um? Es heißt ja, Chirurgen und Sanitäter haben den absolut schwärzesten Humor überhaupt. Die müssen ja auch damit umgehen, mit dem ganzen Wahnsinn, der sie umgibt. Mit diesen traurigen Geschichten, die ihnen ständig um die Ohren fliegen.

So wie bei Franz. Als der seinem Vorgesetzten von den Hintergründen des Falls erzählt, sagt der nur: „Ja, das ist nicht schön. Aber es kommt vor.“

Genau! Ich hab da nie so drüber nachgedacht, dass das eigentlich einer der zentralen Sätze ist des Films. Aber du hast recht. „Das ist nicht schön, aber kommt vor.“ Das ist wahrscheinlich auch eine ganz gute Zusammenfassung des Falls.

Hast du die Bücher von Rita Falk eigentlich auch selbst gelesen?

Nachdem ich die Rolle sicher hatte, hab ich mir natürlich die Bücher gekauft und hab dann auch noch mal im Internet recherchiert und gesehen: Oh-oh, das ist jetzt gefährlich, da gibt es einen Riesenkult drum. Da gibt es eine Riesenfangemeinde. Daraufhin hab ich gesagt: Gut, jetzt lass ich’s. Ich hab so ein bisschen quergelesen aber gar nicht viel. Meine Instanz war das Drehbuch, damit ich mir für mich noch eine Freiheit bewahre, damit ich nicht schon zu sehr von dem Ganzen, was man hier und da so liest, beeinflusst werde. Als der Film abgedreht war, hab ich aber angefangen, die ganzen Bücher zu lesen. Weil dann stand mein Eberhofer. Jetzt kann ich! Jetzt bin ich frei! Jetzt hab ich die Figur für mich etabliert, also auch bei mir etabliert. Ich hoff, dass das dann auch beim Publikum so ankommt. Es wird aber bestimmt auch viele geben, die das nicht so sehen.

Und schon ein bisschen nervös wegen der Reaktion der Fans?

Nee, das heißt Ja. Ich hab sowas natürlich noch nicht gehabt und ich hoffe natürlich, dass das aufgeht und nicht alle aufstehen und „Oh Scheiße!“ schreien. Das ist klar. Aber ich bin auch nicht nervöser als bei anderen Filmen, wo man hofft, dass es gut funktioniert und dass es ankommt.

Also keine besondere Situation, nur weil es eine Bestsellerverfilmung ist?

Nö, es hat ja auch positive Seiten. Ich hab eine Freundin in Berlin, die hat mir vor drei Jahren oder so gesagt: „Ich habe einen bayerischen Krimi gelesen. Da gibt es eine Figur, die müsstest du spielen.“ Das hab ich später wieder total vergessen. Und irgendwann sage ich ihr, dass ich einen Film drehe, der „Dampfnudelblues“ heißt. Und sie: „Spielst du den Eberhofer? Das war die Figur, von der ich dir sagte, die müsstest du spielen!“ Das ist ja auch schön, also dass mich Leute darin gesehen haben, als ich selbst davon noch gar nichts wusste. Rita Falk war auch mehrfach am Set und hat mir signalisiert, dass sie mich immer in dieser Rolle gesehen hat und sich darüber freut, dass ich sie spiele.

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Rita Falk hat ja neben dem „Dampnudelblues“ noch mehr Krimis mit Franz Eberhofer geschrieben, die ebenfalls sehr erfolgreich waren. Gibt es schon Pläne, auch die zu verfilmen?

Gesprochen wird darüber, ja. Aber jetzt schaun wir mal, wie der erste Film ankommt. Ich glaub schon, dass da noch weitere folgen werden. Was auch super ist, denn die Rolle macht wirklich viel Spaß. Franz ist eine tolle Figur und ich glaube, da kann man wirklich noch was draus machen. Und die anderen Fälle sind auch gut. Wenn ich zum Beispiel „Winterkartoffelknödel“ nehme, da sind wunderbare Motive und Sachen drin. Und auch wieder ganz traurige Figuren, die einem eigentlich nur leidtun und trotzdem lustig sind.

Das Interview führte Oliver Armknecht.