Die gebürtige Hamburgerin hat sich bislang durch Dokumentarfilme wie „Die große Pyramide“ einen Namen gemacht. Dass Frauke Finsterwalders erster Spielfilm Finsterworld, der diese Woche im Kino startet, absolut sehenswert ist, haben wir euch schon verraten. Heute stellen wir euch die Regisseurin etwas genauer vor, fragen sie, wie sie auf die vielen schrägen Ideen gekommen ist, und wie die Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann, dem Autor Christian Kracht verlief.
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Dein Spielfilmdebüt steckt voller schräger Figuren und absurder Momente. Wie seid Christian und du auf diese gekommen?
Die Figuren basieren einerseits auf wahren Begegnungen. Den Fußpfleger Claude zum Beispiel habe ich wirklich einmal kennen gelernt. Das Original war nur viel unheimlicher. Claude im Film ist ja sehr sympathisch. Andere Figuren kommen aus unseren Beobachtungen. Inga und Georg beruhen auf einem Paar, das wir mal in Uruguay gesehen haben, die über mehrere Tage versuchten per Telefon einen Hubschrauber zu bestellen und die ganze Zeit Kreditkartennummern durchgaben. Aber alle Figuren in „Finsterworld“ haben natürlich am Ende Eigenschaften, die aus unserem Innersten kommen, die also so sind wie wir. Und das ist dann natürlich auch sehr lustig, diese Avatare auf eine absurde Reise zu schicken.
Warum habt ihr euch entschieden, die Geschichte als Episodenfilm ohne wirkliche Hauptfiguren zu realisieren?
In „Finsterworld“ sollte es nie um eine einzige Geschichte gehen, sondern um ein Grundgefühl, also mehr ums große Ganze. Und das kann man durch episodisches Erzählen einfach am Besten erreichen.
In dem Film wartet hinter der schönen Fassade oft das Abgründige. Ist „Finsterworld“ noch ein Porträt von Deutschland oder schon Dystopie?
Der Film ist weder das eine, noch das andere. Er ist vor allem mein persönlicher, manchmal komischer Blick und beschreibt meine persönlichen Gefühle zu Deutschland. Er spielt aber auch mit dem Bild, das die Menschen im Ausland über die Deutschen im Kopf haben. Ich lebe ja nicht in Deutschland und bekomme das oft ab.
Eine eurer Figuren ist die Dokumentarfilmerin Franziska Feldenhoven, die sich weigert, über Afrika einen Film zu drehen. Wie viel von dir steckt in dieser Figur?
Ich habe ja vorher Dokumentarfilme gemacht und ich verstehe natürlich das technische Problem der Franziska. Sie dreht einen Film, bei dem die Figuren sich selbst spielen. Man kann die Menschen vor der Kamera im Dokumentarfilm nicht kontrollieren und muß sehr geduldig sein und am Ende kommt etwas anderes heraus, als man vorher dachte. Aber persönlich näher bin ich der Figur des Fußpflegers Claude.
Du hast das Drehbuch zusammen mit deinem Mann geschrieben. Ist diese Mischung von Beruf und Privatem nicht schwierig, wenn es zu künstlerischen Differenzen kommt?
Differenzen hat man ja meist, weil beide mit ihrem überbordenden Künstlerego besser sein wollen als der andere. Wir haben uns es ja ausgesucht, zusammen zu schreiben und dieses Ego zur Seite geschoben. Wenn man dem anderen zuhört, und sich gemeinsam auf den intuitiven Weg begibt, dann gibt es eigentlich keinen Streit. Das Schreiben war ein großer Spaß.
Herzlichen Dank an Frauke Finsterwalder für das Gespräch.
Das Interview führte Oliver Armknecht.