Vor der Show im Atomic Café im Dezember 2013 scherzte er auf Deutsch, es wird „langweilig und nicht so laut, weil akustisch und alleine“. Doch der Laden war voll und die Leute sangen mit. Am 26. Februar kommt er ins Feierwerk – in Begleitung seiner Band. Wir haben mit ihm im Vorfeld gesprochen.
William Fitzsimmons, ein guter Bekannter in der Konzertsczene Deutschlands, bewundert für seinen Humor und geliebt für seine emotionsbeladenen Songs. Der ehemalige Psychotherapeut trifft damit nicht nur junge Herzen, sondern liegt ganz im Trend einer vom Burnout gebeutelten Gesellschaft, die sich nach Ruhe sehnt.
Ich bin ein sehr fröhlicher Mensch – nein – ich bin zufrieden – das bin ich! Fröhlich ist zu schwach ausgedrückt. Das klingt so als ob Du ein ‚Snickers’ ist und darüber glücklich bist – 10 Sekunden lang und danach fühlst du dich beschissen. Ich liebe die Ruhe und Zufriedenheit. Ich weiß, dass es um mich herum oft ganz anders aussieht, aber ich kann damit umgehen. So mag ich das.
Kannst du dir vorstellen wieder als Psychotherapeut zu arbeiten?
Du meinst, wenn ich als Musiker scheitern würde? Na ja, ich mochte die Arbeit und ich glaube, ich war gut! Am Anfang vielleicht nicht so. Wenn man etwas beginnt, ist man nie perfekt. Ich mochte es sehr mit Menschen zusammenzusitzen und über ganz persönliche und intime Dinge zu sprechen. Ich habe zu der Zeit immer gut geschlafen, denn es ist wirklich harte Arbeit, sich die Sorgen von anderen anzuhören. Oder sogar von jemanden, der Selbstmordgedanken hat.
Hast du damals schon mit Musik gearbeitet?
Wir haben im Krankenhaus Entspannungsübungen mit Musik, vielmehr Klängen wie Meeresrauschen, gemacht. Für mich hatte damals Musik einen anderen Stellewert. Es bedeutete heim zu gehen und Musik zu machen, oder nach der Arbeit Gitarre zu spielen. Ich kann erst heute beides miteinander verbinden, so dass es für mich einen Sinn ergibt.
Bist du nun der Therapeut für deine Zuhörer?
Ich sage den Leuten nicht wie sie sich fühlen sollen. Es ist nicht therapeutisch, sondern musikalisch. Manchmal fühle ich mich einsam und dieses Gefühl kann ich in meinem Song ausdrücken. Wenn jemand ähnliche Gefühle hat, kann er sich damit identifizieren und sich sogar besser fühlen. In der Psychotherapie nennen wir das ‚normalisieren’ oder auch ‚Universalität’. Allein zu wissen, dass jemand ähnliche Gefühle hat, kann schon helfen, denn es zeigt, dass man nicht alleine ist. Das ist dann tatsächlich Therapie.
Du therapierst dich quasi selber und deine Zuhörerschaft gleich mit?
So könnte man das sagen. Ich will nicht arrogant rüberkommen. Ich finde es großartig auf diese Art und Weise zu helfen. Das haben mir sehr sehr viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe, bestätigt. „Danke Mann, das hat mir geholfen!“ Ich freue mich darüber!
Es heißt, die Songs auf dem neuen Album hast du geschrieben wie deine allerersten?
Genau so war es. Wenn du anfängst Songs zu schreiben, weißt Du nicht wo die Reise hingeht. Doch je länger Du das machst und je mehr Erfahrung Du hast, desto bewusster kannst Du den Vorgang steuern. Du weißt, was auf einem Festival funktioniert oder in einem TV Spot. Das ist gefährlich und verlockend. Es ist nichts Falsches daran, wenn ein Song gut auf einem Festival funktioniert oder sich in einem McDonalds Spot gut anhört. Doch wenn Du es bewusst drauf anlegst, dann sitzt Dein Herz am falschen Fleck.
Du hast vor fast neun Jahren dein erstes Album gemacht. Was hast du über die Musikindustrie herausgefunden?
Das ist eine gute Frage – Als Musiker gehst Du immer in Vorleistung. Noch vor ein paar Jahren hatte ich eine schwere Zeit. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Da ist die Kunst, und dort das Geld. Genauso ist es mit den Leuten in der Industrie. Die einen legen mehr Wert auf die Kunst, die anderen mehr auf’s Geschäft. Es wird immer Musiker geben, die sich zurücklehnen, sobald sie ihre Schäfchen im Trockenen haben. Ich für meinen Teil setze mich damit auseinander und versuche ehrlich zu sein, jedoch in dem Bewusstsein, dass ich meine Familie ernähren muss.
Musiker berichten, dass ihre Kreativität leide, wenn Sie zum Beispiel von der Plattenfirma unter Druck gesetzt würden oder zu viel tourten. Wie ist das bei dir?
Das ist tatsächlich kein Klischee. Wenn ein Album nicht funktioniert oder Du scheiterst, dann versuchst Du natürlich etwas zu ändern. Wenn Du dann damit Erfolg hast, hast Du Angst, dass der Erfolg wieder ausbleibt.
Trifft das auf das neue Album „Lions“ zu? Die ersten beiden Alben hast Du noch zuhause produziert und diesmal warst Du in einem professionellen Studio und es waren etliche Gastmusiker dabei. Auch werden deine Songs immer fröhlicher!?
Beim letzten Album „Gold in the Shadow“ wurde ich von Leuten beeinflusst, die vor allem schnelles Geld machen wollten. Das Album ist ok, ich mag einige der Songs sehr. Doch eigentlich war ich noch nicht bereit gewesen für ein neues Album. Dafür liebe ich dieses umso mehr. Diesmal konnte ich machen was ich wollte. Ich musste mir keine Sorgen machen, wie ein Song im Radio klingen, ob er drei oder zehn Minuten lang sein oder welche Instrumente ich verwenden würde. Alles war fantastisch, egal, ob es alt oder neu klang!
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Das Interview führte Angela Sandweger