„Wir sind nur Schauspielerinnen an einem Theater, das kein Theater ist. In einem Land, das kein Land ist. In einem Zuhause, das kein Zuhause ist.“
Kein geopolitischer Konflikt wird wohl häufiger in den Mittelpunkt des Weltgeschehens gerückt als der zwischen Israelis und Palästinensern. Getrennt von unterschiedlichen Anschauungen, Glauben, Interpretationen der Geschichte, aber geeint in dem Wunsch, im Land ihrer Väter zu leben, bedeutet das für beide Seiten kein Weg vor, kein Weg zurück.
Gefangen zwischen den beiden unnachgiebigen Polen ist es vor allem die Bevölkerung, die unter dem dauerkriegsähnlichen Zustand zu leiden hat. Die sich nach Frieden sehnt. Nach Freiheit. Einem Weg ganz ohne Waffengewalt hatte sich Juliano Mer-Khamis verschrieben, der mitten im palästinensischen Flüchtlingslager von Jenin ein Theater leitete, das für alle offen war, auf Missstände aufmerksam machen sollte und auch noch den plakativen Namen „Freedom Theatre“ trug.
Ein Film über Mer-Khamis und dessen Werk sollte den waffenlosen Kampf noch weiter ins Land tragen, wurde aber jäh unterbrochen, als er im April 2011 erschossen wurde – direkt vor eben jenem Theater, das eigentlich den Frieden propagierte. Seine Freunde, Schüler und Kollegen entschlossen sich daraufhin, den Film dennoch, vielleicht sogar gerade deswegen fortzusetzen. Das Ergebnis ist eine wilde Mischung der unterschiedlichsten Stile, Aussagen und Stimmungen. Da wechseln beispielsweise Interviewaufnahmen mit Theateraufführungen, Animationssequenzen mit Musikvideos.
Auch inhaltlich wird munter hin und her gesprungen. In erster Linie ist „Art/Violence“ natürlich eine Hommage an den verstorbenen Gründer und dessen Ideen. Neben künstlerischen Themen werden aber auch die Rechte der Frauen gestreift und die Versuche der Selbstverwirklichung. Nur Politik, die wird größtenteils ausgeklammert und wenn wird sie nur wenig differenziert angegangen.
Passend dazu versucht sich das Ensemble an Samuel Becketts „Warten auf Godot“, den großen Klassiker des absurden Theaters. Inmitten der Bomben, der Angriffe, des Hasses steht eine kleine Schar von Künstlern allein auf weiter Flur und wartet auf Frieden und Freiheit. Und die beiden Ideale, so scheint es, sind mindestens ebenso schwer fassbar wie die berühmte literarische Gestalt und die beständige Hoffnung darauf ebenso tragikomisch.
Wenn nicht heute, dann vielleicht morgen …
Fazit: „Art/Violence“ erzählt von einem kleinen Theater im palästinensischen Flüchtlingslager von Jenin, das auf seine Weise und nur mit Hilfe der Kunst gegen die Missstände ankämpft. Politik werden größtenteils ausgeklammert, dafür gibt es in dem Dokumentarfilm eine wilde Mischung der unterschiedlichsten Themen und Stilelemente.