Dampfnudelblues Kino

Im Kino: Dampfnudelblues

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Mehr als 300.000 Leser können sich nicht irren – ebenso viele Exemplare hat Rita Falk nämlich von ihren Regionalkrimis bislang verkauft. Man mag sich über die Flut an Neuerscheinungen in diesem Bereich ärgern oder das Genre insgesamt belächeln, aber eines ist eindeutig: Die Verkaufszahlen geben den Autoren recht. Und so werden diese auch weiterhin mal mehr mal weniger klassische Kriminalfälle aushecken, sie mit viel Lokalkolorit anreichern und mit allerlei skurrilen Figuren bevölkern – Figuren wie Franz Eberhofer.

Dampfnudelblues Kino

Franz (Sebastian Bezzel) ist Polizist, ein bisschen phlegmatisch, manchmal aber auch – wenn er sich gerade an etwas verbissen hat – geradezu besessen ehrgeizig. Regeln sind in solchen Momenten dann weniger sein Ding und Anweisungen schon einmal gar nicht. Seinen Vorgesetzten ist natürlich vor allem Letzteres ein Dorn im Auge und so wird er, nach einem kleinen Zwischenfall, in die Provinz versetzt. Die Aufgaben dort sind überschaubar und die Verbrechen sind es auch. Wenn er dann mal einen Einsatz hat, fallen die meist nicht sonderlich spannend auf. Okay, an der Wand von Rektor Höpfl (Robert Palfrader) prangt groß: „Stirb du Sau“. Aber als Schulleiter gehört das zum Berufsrisiko, wer soll da schon eine kleine Morddrohung ernst nehmen?

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Ernst wird die Geschichte dann aber dennoch, todernst sogar: Höpfl wird am Bahnhof gefunden, in alle Richtungen verstreut, nachdem ein Zug dessen Körper überrollte. War es Selbstmord? Oder doch Mord? Der Polizei wäre natürlich ein Selbstverschulden lieber. Das bedeutet weniger Papierkram und weniger lästiges Herumfahren. Franz hat jedoch seine Zweifel an der offiziellen Darstellung und ermittelt auf eigene Faust. Zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen Rudi Birkenberger (Simon Schwarz), der für seine etwas unorthodoxen Ermittlungsmethoden seinerzeit sogar den Dienst quittieren musste, kommt er so langsam der Wahrheit immer näher. Und die ist nicht schön.

„Nicht schön“ trifft dann auch den Film als solchen ganz gut. Nicht schön, aber lustig. Dafür sind vor allem die Figuren verantwortlich: Vom ständig Tabak schnupfenden Polizeidienststellenleiter über Franz’ Drogen anbauenden Vater bis hin zu den ungeniert spionierenden Nachbarn von Höpfl ist „Dampfnudelblues“ bis in die kleinsten Rollen gefüllt mit kauzigen Charakteren. Das bringt den Film schon recht nahe an die notorisch exzentrischen Krimivertreter aus England wie „Inspector Barnaby“, die ebenfalls sehr von ihren Figuren leben. Anders als dort ist der eigentliche Fall in der bayerischen Provinz aber eher einfach gehalten. Versierte Schnüffelnasen werden recht schnell hinter das Geheimnis kommen, stattdessen richtet sich Falk mit ihrer Geschichte an Leute, die beim Grübeln gerne etwas Spaß haben.

Und den hat man als Zuschauer sicherlich, nicht nur wegen der Vorlage, sondern auch daran, wie die Schauspieler sie zum Leben erweckt haben. Gerade Sebastian Bezzel – übrigens ein Wunschkandidat von Rita Falk – sieht man an, wie viel Spaß er an seiner Rolle hatte. Aber auch der Rest der Schauspieler verkörpert ziemlich ansprechend das private und berufliche Umfeld des Polizisten. So ansprechend, dass man sich schon jetzt darauf freuen kann, wenn das Ensemble für einen eventuellen zweiten Teil wieder zusammenkommt. Der ist zwar noch nicht entschiedene Sache, aber wenn es nach dem Hauptdarsteller geht, ist da auf jeden Fall noch Raum (mehr dazu in unserem Interview).

Dampfnudelblues Kino

Fazit: Einfacher Fall, verschrobene Figuren, viel Lokalkolorit – „Dampfnudelblues“ ist ein gelungenes Beispiel für den besonderen Charme der Regionalkrimis. Gerade zu Beginn sorgen die gut gespielten Charaktere für viele Lacher, bevor die Geschichte zum Ende recht traurige Züge annimmt. Erfahrene Krimifans werden sich aber eventuell mehr Verwicklungen wünschen.

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TEXT: Oliver Armknecht

>> Hier geht’s zum Interview mit Sebastian Bezzel