Im Gespräch: Scott Matthew

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Mitten im schönsten Soundcheck reinplatzen: Gut, dass Scott Matthew und seine Musiker so liebe Menschen sind und einem daraufhin statt der Tür den Backstage-Bereich der Muffathalle zeigen. Es ist eben von der ersten Sekunde an schwer, sich Scotts Charme zu entziehen – egal ob er gerade singt oder nicht. Dass ihm jemand das Herz brechen kann, scheint unglaublich. Und doch ist es gerade der Liebeskummer, der ihm als Inspiration für seine Lieder dient. So auch bei seiner bisher fünften CD.

Warum trägt das neue Album den Titel His Here Defeat?
Bevor ich das Album aufnahm, hatte eine Schaffenskrise. Wieder einmal am Ende einer Beziehung angelangt, war es mir plötzlich und zum ersten Mal in meinem Leben unangenehm, meine Gefühle vor anderen auszubreiten. Wie ich es in meinen Songs tue. Es war furchtbar: Ich war auf Tour und konnte plötzlich nicht mehr singen. Und da habe ich gemerkt, wie viel mir die Musik bedeutet. Kaum hatte ich das erkannt, kam meine Stimme zu meiner großen Erleichterung zurück. This Here Defeat ist das Resultat.

Wie kommt es, dass erstmals eine E-Gitarre in deinen Songs zu hören ist?
Bisher habe ich mich auf akustische Gitarre, Ukulele, Cello und Piano beschränkt. Das mit der E-Gitarre hat sich so ergeben. Als ich an This Here Defeat arbeitete, kam Jürgen Stark, ein Freund aus Berlin, dazu. Mit seiner E-Gitarre. Ich finde, er hat den Songs gegeben, was ihnen vorher fehlte. Und ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Überhaupt: Musik mit Freunden zu machen ist großartig. Ein anderer „normaler“ Job käme für mich gar nicht infrage. Ich habe dazu einfach kein Talent.

Willst du in Zukunft experimentierfreudiger werden was die Wahl der begleitenden Instrumente betrifft?
Jetzt, wo ich meine Regel, nur akustische Instrumente zu verwenden, einmal gebrochen habe, bin ich anderen Einflüssen gegenüber offener. Aber eins weiß ich sicher: Ich werde niemals Popsongs schreiben. Dazu bin ich einfach nicht der Typ.

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Was macht für dich ein gutes Publikum aus?
Es muss eine Verbindung da sein zwischen den Zuhörern und mir. Ein Verständnis für meine Musik. Ich weiß, dass meine Songs teilweise harte Kost sind, aber ich versuche, die Stimmung zwischendurch immer wieder aufzulockern. Wenn das Publikum das zu schätzen weiß ,ist alles gut. Dann schöpfe ich aus jedem Konzert neue Energie. Und die hält sich dann die Waage mit den Anstrengungen, die mit einer Tour verbunden sind.

Was entgegnest du Leuten, die dich als „traurigen Kerl“ abstempeln?
Auch wenn man es den meisten meiner Songs nach nicht erwarten würde, aber ich reiße zwischendurch gerne mal einen Witz. Ehrlich: Ich lache gerne. Manchmal glaube ich, die Leute sind darüber sehr erleichtert, wenn sie mich treffen – vielleicht weil es ihnen zeigt, dass ich wirklich nicht den ganzen Tag in einer Ecke sitze und weine.

Worauf freust du dich am meisten nach der Tour?
(Lacht) Auf meine Wohnung in New York, meinen Fernseher und Game of Thrones.

>> Scott Matthew

Fotos: Achim Schmidt