Manchmal hält einen der fiese innere Schweinehund ja auf dem Sofa fest oder führt einen wie viel zu oft direkt in die Lieblingsboazn. Da braucht es schon einen guten Grund, um mal was Neues auszuprobieren. Wenn am 7. April das Tod & Teufel Theater zur Vorstellung von Ionescos „Nashörnern“ ins Heppel & Ettlich lädt, kommen sogar gleich drei gute Gründe zusammen: ein spannendes Künstlerkollektiv, das fesch renovierte Theater und das bezeichnend aktuelle Stück.
Seit mehr als vierzig Jahren machen die beiden Berliner Wolfgang Ettlich und Henry Heppel schon Theater in München – seit 2009 mit Sitz in der Feilitzschstraße an der Münchner Freiheit. Im letzten Sommer haben sie ihrem Laden mit einer großen Renovierungsaktion eine Frischzellenkur gegönnt. Auch der Drugstore, die Kneipe im Haus wird gerade umgebaut und steht kurz vor der Wiedereröffnung im neuen Glanz. In jedem Fall lohnt sich ein Besuch im Heppel & Ettlich, schließlich können Kleinkunst-Institutionen dieser Art nur bestehen, wenn sie fleißig besucht werden.
Mit der Aufführung der „Nashörner“ von Ionesco bietet sich hierfür ein wunderbarer Anlass. Der französisch-rumänische Schriftsteller Eugène Ionesco (1909-1994) gilt als wichtigster Vertreter des absurden Stücks. In „Die Nashörner“ übt er aufs schrägste und herrlichste Kritik an Massenbewegungen aller Art. Zuerst taucht nur ein einziges Nashorn in der Stadt auf – ein komischer Zwischenfall, alle sind sich darüber einig, dass so etwas nicht passieren sollte und verboten werden muss. Doch dann verwandeln sich schrittweise sämtliche Bewohner selbst in wütende und schnaubende Nashörner. Mit Sogwirkung entsteht eine Bewegung, der sich zuletzt nur der Protagonist Behringer entziehen kann.
Die Parabel auf gesellschaftliche Dynamiken ist bezeichnend aktuell. Damit fügt sie sich ideal in die aktuelle Spielzeit „Teufelskreis“ des „Tod & Teufel“-Theaters, die sich mit absurdem Theater beschäftigt. Erst seit einem Jahr formiert sich dieses Münchner Künstlerkollektiv. Jung und kreativ sind nur zwei seiner Markenzeichen. So wird aus Ionescos Stück für sieben Personen kurzerhand ein „rasantes Ein-Mann-Stück“. Dieser eine Mann ist Tom Ditz, 1985 in Baltimore, Maryland geboren, studierte Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Theaterwissenschaft an der LMU München, spielte bereits an den Münchner Kammerspielen oder im Gasteig und ist festes Ensemblemitglied des Münchner fast food Improtheaters. Man darf also durchaus gespannt sein, wie sich der Klassiker absurden Theaters im neuen Gewand darstellt.
„Die Nashörner“ von Ionesco // Tod & Teufel Theaterkollektiv > Homepage // Heppel & Ettlich > Homepage // Premiere: 7. April, weitere Vorstellungen: 9. April, 4. Juni, 6. Juni > Tickets