Künstler ohne Vergangenheit

9. März: IV. KoVent – Du Kanst!

Du Kanst! Kreativität spüren und umsetzen – und dass dies mehr als in die Hände klatschen und „Yeah!“ schreien sein kann, zeigen die „Künstler ohne Vergangenheit e.V.“ beim IV. KoVent am 9. März in der Schwabinger Repüblik.

Weil Steffi jetzt aufschreit: „Oh Suppa, wieder einer diesen geilen Flashmobs – I like it!“, sei darauf hingewiesen, dass Bill Wasik, der als Erfinder des Begriffs „Flashmob“ gilt, 2006 rückblickend erklärte, es sei ihm bei seiner Idee gar nicht um neue Formen der Massenmobilisierung gegangen, vielmehr wollte er den Konformismus einer hippen Jugend denunzieren, die sich für jeden Nonsens einspannen lässt, sofern er nur irgendwas mit Medien zu tun hat.

Wie beispielsweise „Aktionen zur Kreativitätsfindung“ ablaufen könnten, zeigte schon vergangenes Jahrtausend „King Mob“ im Swinging London, wo er als falscher Weihnachtsmann in Kaufhäuser ging, um das Spielzeug aus den Regalen direkt an Kinder zu verschenken. Die herbeigerufene Polizei musste den Kindern die Waren wieder abnehmen, die dann ungläubig dabei zusahen, wie der Weihnachtsmann verhaftet wurde.

Peter Weiss verdichtete diese Situation in der „Ästhetik des Widerstands“, indem er dem Sexualpädagogen Hodann in den Mund legte: „Die Antworten der Kunst seien immer ungeheuerlich gewesen, denn, als einzige, wagten sie es, die Thesen der Zeit zu widerlegen, stets seien sie, auch im Schutz der Verkleidung, ihrer Gegenwart vorausgeeilt und hatten den Zerrbildern die Wahrheit entgegengestellt.“

Dass Kunst das Gegenteil von Konsum ist, propagiert auch die Stil- und Intelligenz-Ikone Vivienne Westwood mittels ihrer „Active Resistance to Propaganda“-Kampagne (kurz AR, auf deutsch: „Kauft weniger!”), mit der sie die zugekleisterten Sinne der Konsumenten zu befreien erhofft. Ihr Resümee zur Dauerberieselung der Werbung: „Da die Menschen immer mehr konsumieren, kommen sie immer weniger zum Denken und werden deshalb immer dümmer.“

Dazu bleibt Steffi erstmal die Spucke weg, weil Kunst Erkenntnisprozesse und das Infragestellen von eindimensionalen Positionen befördern kann. Da trifft es sich gut, dass an einem Samstagabend der KoVent mit keltischer Kunstmeditation dem konsumfreudigen Münchner Publikum hilft, Kreativprozesse und Reflektionen im Urban Environment anzustoßen, um mit Geschlossenheit Kunstidentitäten zu finden. Go for it!

Du Kanst! – IV. KoVent der „Künstler ohne Vergangenheit e.V.“, am Samstag den 9. März ab 20 Uhr in der Schwabinger Repüblik, Ursulastraße 6.

Eintritt frei!

TEXT: KLAUS JOSBERGER