Jan Delay

1. Oktober: Jan Delay & Disco No. 1 im Zenith

Zugegeben: Jan Delay hat schon bessere Alben als sein im Frühjahr erschienenes selbsternanntes Rockalbum Hammer & Michel abgeliefert. Doch selbst ein mittelmäßiges Album des Hamburger Urgesteins zieht bei einer Rampensau wie ihm notgedrungen eines nach sich: eine Tour voller großartiger und höchstwahrscheinlich unvergesslicher Konzerte. Am 1. Oktober machen er und seine Disco No. 1 im Zenith halt.

Ganz ehrlich: Wenn jemand die Genrekarte ausspielt, kommt mir für gewöhnlich die Leberkassemmel hoch: Rocker, die sich mit einer „Reggae-Nummer“ schmücken, Jazzer, die eine „Elektro-Komposition“ an den Mann zu bringen versuchen, und Hip-Hopper, die einen „echten Rock-Track“ auf ihr Album packen. Nichts wirkt anbiedernder als ein Musiker, der mit Gewalt aus seiner eigenen musikalischen Tradition ausbrechen will. Einer, bei dem das allerdings bisher erstaunlich gut geklappt hat, ist Jan Delay: Erst vom Hip-Hop zum Reggae, dann vom Reggae zum Funk, und jetzt, nun ja: vom Funk zum Rock. Das Problem dabei: Meisterte der Hamburger bisher den Genresprung jedes Mal mit Bravour, hat er diesmal die Latte ein wenig gerissen. Denn Rock ist weniger ein Musikstil als eine Haltung, eine totalitäre Lebensart – und das musste auch Jan Delay erfahren: Trotz aller Mühen gelangen ihm und seiner Band, der Disco No. 1, zwar einige gute Songs („Liebe“, „Scorpions-Ballade“ oder der leicht prollige Stadionschunkler „St. Pauli“), aus einem Guss ist das Album beileibe jedoch nicht.

Die gute Nachricht: Auf seinen Konzerten ist das, gelinde gesagt, scheißegal. Denn dort vermischen sich ungefähr 20 Jahre seines Schaffens zu einem Konglomerat aus altbekannten Formen und neuen Ausprägungen. Heißt: Live reißt Jan Delay jeden Genrevorhang nieder und ist nur noch eines – der beste Entertainer, der in diesem Moment im Umkreis von 200 Kilometern zu finden ist.

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Dabei begleitet wird er übrigens, zumindest in München, von den momentan unvermeidlichen Moop Mama. Dass einer ihrer großen Hits ebenfalls „Liebe“ heißt, mag ein Zufall sein, passt jedoch allein schon vom hohen Anspruch der Texte bestens ins Bild – vom Groove ganz zu schweigen.

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 Jan Delay & Disco No. 1 // Support: Moop Mama // 1. Oktober // 20 Uhr // Zenith // VVK 36,90 Euro zzgl. Gebühren