john wick

Auf DVD/Blu-ray: John Wick

/

Nach dem Tod seiner Frau ist jede Freude aus dem Leben von John Wick (Keanu Reeves) verschwunden, Trost und Hoffung findet er nur noch in der kleinen Hundedame Daisy – ein letztes Andenken an die Verstorbene. Aber auch das wird ihm genommen, als Iosef Tarasov (Alfie Allen) das Tier tötet und auch noch Johns heiß geliebtes Auto stiehlt. Das jedoch war ein großer Fehler, denn der so unscheinbare Mann arbeitete lange Zeit als Auftragskiller für Iosefs Vater Viggo (Michael Nyqvist), und war einer der besten seines Faches. Daher weiß der inzwischen zum Verbrecherkönig aufgestiegene Russe auch, wozu John fähig ist, setzt ein hohes Kopfgeld auf seinen ehemaligen Schützling aus, um so das Leben seines Sohns zu schützen.

Ist die dünne Geschichte satirisch gemeint oder nicht, das ist hier die große Frage. Tatsächlich finden sich immer wieder Elemente, die darauf hinweisen, dass der Rachethriller nicht ganz so ernst genommen werden sollte. „Es war nur ein verdammter Hund“, bekommt John immer wieder zu hören, wenn er mal wieder Dutzende Menschen über den Haufen knallt. Dass Ursache und Wirkung in so gar keiner Relation stehen – wie in dem Genre üblich – ist hier also jedem klar, „John Wick“ badet sich geradezu in seiner absurden Übertreibung. Und das gilt dann auch für die zum Teil doch recht skurrilen Figuren und die Parallelwelt der Verbrecher, wo mit Goldmünzen gezahlt wird, ein Hotel als geschäftsfreie Zone fungiert und sich manche darauf spezialisiert haben, Leichenspuren zu beseitigen. Hinzu kommt, dass Wick die meiste Zeit über durch Kugelhagel um Kugelhagel tänzelt, Gegner links und rechts zu Boden fallen, er selbst aber allem gegenüber immun zu sein scheint.

Hier wird also schon recht offensiv mit den Klischees der B-Movies gespielt, ohne ganz zu verraten, wie der Film dazu steht. Allzu viel sollte man aber ohnehin nicht über „John Wick“ nachdenken, denn seine eigentliche Klasse zeigen die Regisseure Leitch und Stahelski bei der Optik. Wo andere Kollegen sich mit stumpfen Explosionen zufrieden geben, ist das Gezeigte hier ungemein stylisch: unterkühlte Bilder, ein getragener Score, eine sehr dynamische Kamera und Kämpfe, die mal von Western, dann wieder von Martial Arts inspiriert zu sein scheinen – zu sehen gibt es hier mehr als genug. Und auch Reeves, der in „Man of Tai Chi“ doch recht steif wirkt, gibt bei den temporeichen Auseinandersetzungen eine mehr als gute Figur ab.

[display_video youtube=TdGmtekAkWU]

Wirklich viel bleibt von „John Wick“ nicht zurück, nimmt man die schicke Inszenierung und die vereinzelt komischen Einfälle weg. Doch der Unterhaltungsfaktor stimmt, die einzelnen Elemente fügen sich zu einem Film zusammen, der allein schon aufgrund seines Coolnessfaktors ein Gros der Genrekonkurrenz hinter sich lässt. Dass bereits an einem zweiten Teil gearbeitet wird, ist daher durchaus eine gute Nachricht, zumal man schon jetzt gespannt sein darf, was denn beim nächsten Mal als Grund für den Blutrausch herhalten darf.

Fazit: Die Geschichte von „John Wick“ ist so dünn, der Inhalt so übertrieben, dass nicht klar ist, ob der Film die B-Movie-Klischees feiert oder sich über sie lustig macht. Unterhaltsam ist das aber so oder so, der schicken inszenierten Actionszenen und einiger humorvoller Elemente sei Dank.

Wertung: 7 von 10

Regie: David Leitch, Chad Stahelski; Darsteller: Keanu Reeves, Michael Nyqvist, Alfie Allen; VÖ: 4. Juni 2015