Kino Das Verschwinder der Eleanor Rigby Rezension curt München

Im Kino: Das Verschwinden der Eleanor Rigby

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Einst waren sie ein glückliches Paar, Eleanor Rigby (Jessica Chastain) und Conor (James McAvoy), bis eine Krise die beiden auseinanderbrachte. Nach einem missglückten Selbstmordversuch zieht Eleanor wieder bei ihren Eltern Julian (William Hurt) und Mary (Isabelle Huppert) ein und bricht jeglichen Kontakt zu ihrem Mann ab. Der jedoch wird mit dieser Trennung nicht fertig, weigert sich, ihre Entscheidung zu akzeptieren und beginnt daher, ihr hinterherzulaufen und so vielleicht doch noch umzustimmen.

Leicht macht es einem „Das Verschwinden der Eleanor Rigby“ sicher nicht. In dem einen Moment sehen wir Eleanor und Conor die beiden noch glücklich in einem Restaurant, später tollen sie verliebt im Gras herum. Doch schon in der nächsten Szene versucht sich Eleanor das Leben zu nehmen. Das ist nicht nur für Conor unverständlich, auch der Zuschauer wird im Dunkeln gelassen, wie es zu diesem plötzlichen Sinneswandel kam. Gleiches gilt für den so wenig nachvollziehbaren Versuch, völlig aus dem Leben ihres Partners zu verschwinden.

Kino Das Verschwinder der Eleanor Rigby Rezension curt München

Doch auch wenn der Schluss naheliegt, „Das Verschwinden der Eleanor Rigby“ ist kein Film über Depressionen, für das Verhalten Eleanor gibt es tatsächlich einen Grund. Den jedoch erfahren wir erst später, und das auch nur stückchenweise. Dieser krimiähnliche Ansatz hat dabei nicht als primäres Ziel, das Publikum zu verwirren, sondern geht auf eine ambitionierte Idee des Regisseurs und Drehbuchautors Ned Benson zurück. Sein Ziel war es aufzuzeigen, wie unterschiedlich Menschen, insbesondere Paare Situationen wahrnehmen können.

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Zu diesem Zweck drehte Benson gleich zwei Filme: „The Disappearance of Eleanor Rigby: Her“ erzählt die Geschichte der beiden aus Eleanors Augen, bei „The Disappearance of Eleanor Rigby: Him“ wechseln wir zu Conors Perspektive. Eine dritte Fassung, welche der deutschen Kinoversion zugrunde liegt, nannte er folgerichtig „The Disappearance of Eleanor Rigby: Them“ und besteht aus einem Zusammenschnitt der beiden Filme. Von der Grundidee sind dadurch nur noch Fragmente übrig, was als komplexe Beleuchtung einer Beziehung gedacht war, wird so zu einem Flickenteppich, der mit seinen fehlenden Übergängen verwirrt. Und auch wenn sich die Puzzleteile später zusammenfügen und vieles nachträglich einen Sinn ergibt, ändert das wenig an dem manchmal frustrierenden Weg dorthin.

Kino Das Verschwinder der Eleanor Rigby Rezension curt München

Und doch: Auch in dieser verstümmelten Fassung ist „Das Verschwinden der Eleanor Rigby“ ein absolut sehenswerter Film über große Gefühle geworden. Fernab von Kitsch erzählt das Drama, was es heißt zu lieben, zu verlieren, zu trauern. Davon, wie schwierig es manchmal ist, mit diesen Gefühlen umzugehen. „All the lonely people, where do they all come from?“ sangen die Beatles einst in ihrem Lied „Eleanor Rigby“, nach der die Titelfigur des Films benannt wurde. Eine wirkliche Antwort bekommen wir nicht, dafür aber eine authentische Erinnerung daran, wie es ist, einer dieser Menschen zu sein.

Fazit: Wie gehen Menschen mit schwierigen Phasen und traurigen Erlebnissen um? „Das Verschwinden der Eleanor Rigby“ zeigt das anhand eines Paares. Durch die fragmentarische Erzählweise ist das Drama gerade in der ersten Hälfte oft frustrierend und willkürlich, wird später aber zu einem schlüssigen Bild zweier Menschen, die mit ihren Gefühlen überfordert sind.

Wertung: 7 von 10


Regie: Ned Benson // Darsteller: Jessica Chastain, James McAvoy, William Hurt, Isabelle Huppert, Viola Davis // Kinostart: 27. November 2014