Kino: La Gomera

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Eigentlich arbeitet Cristi (Vlad Ivanov) ja für die Polizei. So richtig wichtig ist ihm das mit der Einhaltung von Gesetzen aber nicht. Sein kleiner Hang zur Korruption ist auch kein wirkliches Geheimnis, weshalb ihm die Kollegen schon länger auf der Spur sind. Aber wo ein Wille zur Bereicherung, da auch ein Weg. Und so begibt er sich auf Drängen von Gilda (Catrinel Marlon) auf die Insel la Gomera, um die dortige Pfeifsprache zu lernen, die von Gangstern gern verwendet wird, um sich ungestört von der Polizei verständigen zu können. Das Ziel dieses Unternehmens: Zsolt (Sabin Tambrea) aus dem Knast holen. Denn nur der weiß, wo die 30 Millionen Euro geblieben sind, die er mit seiner Matratzenfabrik hätte waschen sollen …

„La Gomera“ ist vollgestopft mit Verbrechern, die alle gemeinsame Sache machen und mit diesem Code unter sich bleiben wollen. Aus gutem Grund, es soll ihnen ja niemand die fette Kohle wegschnappen. Das erinnert prinzipiell an die diversen Heist Movies, in denen Filmemacher eine Reihe mehr oder weniger liebenswürdiger Gangster in den Mittelpunkt stellt und bei der Vorbereitung und Ausführung ihres großen Coups beobachtet. „Ocean’s Eleven“ beispielsweise. So wie dort gibt es auch hier eine deutlich humorvolle Note. Das sollte niemanden wunden, der rumänische Regisseur und Drehbuchautor hat schon bei seinem letzten Werk „Der Schatz“ (>> Filmkritik) erstaunlich komische Seiten bei einer an und für sich ernsten Geschichte entdeckt. Und auch bei „La Gomera“ wird man sich zumindest ein gelegentliches Grinsen nicht verkneifen können, wenn die skrupellosen Schwerverbrecher sich auf kuriose Weise fortbilden lassen.

Dabei macht Porumboiu keine eigentlichen Witze zum Thema der Pfeifsprache. Es reicht ihm völlig aus, die absurde Situation zu zeigen. Wobei es auch die Figuren selbst sind, die für komische Situationen sorgen. Sie sind alle entweder kurios oder als Karikatur angelegt. Figuren, wie sie wirklich nur in Filmen auftauchen können. Dazu passt dann auch, dass „La Gomera“ selbst unentwegt im Filmarchiv kramt und mit kleinen Verweisen, Anspielungen oder auch direkten Zitaten um sich ballert. Das ist im Einzelfall dann zwar nicht so ganz nachzuvollziehen. Manches geschieht nur, weil es geschehen soll. Aber es macht meistens dann doch Spaß.

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Gleiches gilt für die kontinuierlichen kleinen Intrigen und Tricks, die angewendet werden. Wo in Heist Movies sonst eine eingeschworene Gruppe gegen den gemeinsamen Feind kämpft, da sind die Grenzen hier nur sehr vage gesetzt. Eigentlich weiß man bei „La Gomera“ nie so genau, wer eigentlich mit wem gegen wen unterwegs ist. Die Frage ist also weniger, bekommen sie Zsolt aus dem Gefängnis und finden das Geld? Vielmehr besteht die Spannung darin, wer am Ende das Geld auch für sich behält und als Sieger vom Platz geht, nach dem großen Endkampf.

Leider ist dieser eher etwas enttäuschend ausgefallen. Auch die Befreiung des Inhaftierten ist nicht sonderlich spektakulär. Es ist noch nicht einmal so, dass die auf der Insel gelernte Pfeifsprache so wahnsinnig relevant für den Plot gewesen wäre. Aber auch wenn das absurde Feuerwerk ausbleibt, Porumboiu ist ein amüsanter und zudem ungemein stylischer Film geglückt. Wer also mal wieder in der Stimmung ist für einen etwas anderen Genrefilm, der ist hier an einer guten Adresse gelandet. „La Gomera“ verneigt sich gleichzeitig vor der reichen Vorgeschichte und pfeift zeitgleich auf sie. Und das muss man auch erst einmal schaffen.

Fazit: In „La Gomera“ lernt ein korrupter Polizist eine Pfeifsprache, um ungestört mit Gangstern kommunizieren zu können. Der Film kombiniert dabei klassische Genrethematik mit einem leisen und zugleich absurden Humor. Das ist gut unterhaltsam geworden, auch wenn das Ende ein bisschen hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Wertung: 7 von 10

Regie: Corneliu Porumboiu; Darsteller: Vlad Ivanov, Catrinel Marlon, Agustí Villaronga, Cristóbal Pinto, Sergiu Costache, Antonio Buíl; Kinostart: 13. Februar 2020