kofelgschroa

Im Kino: Kofelgschroa & Ein Augenblick Liebe

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Einmal bayerische Musikdokumentation und französische was-wäre-wenn-Liebeskomödie für die große Leinwand bitte! Inhaltlich haben die zwei Kinostarts die Woche kaum etwas gemeinsam, empfehlenswert sind sie jedoch beide.

„Kofelgschroa. Frei. Sein. Wollen.“

Punk? Techno? Rap? Oder vielleicht doch Indierock? Es gibt eine lange Liste von Musikrichtungen, mit denen man sich als Jugendlicher identifiziert. Volksmusik gehört nicht dazu. Wenn eine junge Band Elemente daraus übernimmt, diese in bayerischer Mundart vorträgt und damit bei einem jugendlichen Publikum auch noch Erfolg hat, da wird man schon mal hellhörig. Regisseurin Barbara Weber geht dem Phänomen von Kofelgschroa nach, die in der aktuellen Musiklandschaft eigentlich keinen Erfolg haben dürften und dennoch haben. Vier Jungs aus dem Oberammergau, die eigentlich nur so ein bisschen Musik nebenher machten, weiterhin von soliden Berufen wie Gärtner oder Schweißer träumten. Weber schafft es sehr schön, durch Einzelinterviews und ausgewählte Szenen einen schlüssigen Eindruck der vier zu vermitteln. So sehen wir anhand vieler Beispiele, wie fremd sie dem eigentlichen Musikgeschäft sind, wie wenig sie seine Mechanismen verstehen. „Muss man denn da dauernd drüber reden“, fasst eines der Mitglieder ihr Unbehagen zusammen, wenn sie wieder einmal ein Interview geben müssen.

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Während „Kofelgschroa. Frei. Sein. Wollen.“ auf der Künstlerseite viel zu erzählen hat, bleibt die Dokumentation auf der Publikumsseite überraschend stumm. Wer sind die Menschen, die zu ihren Konzerten strömen? Was macht die Faszination der Gruppe aus? Gerade weil Kofelgschroa eine so unerwartete Erfolgsgeschichte sind, wäre es schön gewesen, auch darüber etwas zu erfahren. Wir werfen zwar regelmäßig bei Konzerten einen Streifblick auf die Menschen da unten vor der Bühne, sehen dass sie so rein gar nichts gemeinsam zu haben scheinen. Aber sie bleiben eben das, die Menschen da unten, anonym und völlig losgelöst von den vier Jungs. Dennoch ist der Film für Außenstehende und Nichtfans sehenswert, gerade wer gerne mehr über Menschen im Showgeschäft erfährt. An manchen Stellen sind diese Auseinandersetzungen und Missverständnisse sogar richtig lustig, für eine Dokumentation wird ungewöhnlich oft gelacht.

Regie: Barbara Weber; Kinostart: 7. August 2014

 

„Ein Augenblick Liebe“

Es hätte sicher eine schmeichelhaftere Methode der Vorstellung gegeben, als auf die geteilte Vorliebe fürs Kiffen zu verweisen. Funktioniert hat es dennoch. Als sich die bekannte Schriftstellerin Elsa (Sophie Marceau) und der Anwalt Pierre (François Cluzet) auf der Party eines gemeinsamen Freundes kennenlernen, dauert es nicht lange, bis der erste Joint geraucht ist. Doch Gastgeber und weiche Drogen sind nicht die einzigen verbindenden Elemente, beide verlieben sich auf Anhieb ineinander. Dumm nur, dass die beiden längst fest im Leben stehen, Kinder haben, Pierre seit gut 15 Jahren mit Anne (Lisa Azuelos) verheiratet ist. Eine Zukunft für die beiden gibt es nicht, auf eine Affäre wollen sie sich nicht einlassen. Also Sachlage geklärt? Nicht ganz, denn auch nach dieser Begegnung spuken sie beharrlich im Kopf – und Herzen – des anderen herum.

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Ein französischer Film mit stark komödiantischem Einschlag über zwei Menschen, die sich begegnen, ineinander verlieben, aber nicht zusammen sein dürfen – da kennen wir das Ende schon. Oder etwa doch nicht? Zunächst einmal stehen hier keine vom Laufsteg gefallene Teenager im Mittelpunkt, sondern zwei Figuren, die die Halbzeit ihres Lebens überschritten haben. Stehen einem mit Anfang 20 noch alle Türen offen, wirft man 15 glückliche Ehejahre nicht einfach weg. Aus dem Grund flüchten die beiden vergebens Verliebten auch oft und gerne ins Reich der Fantasie. Immer wieder spielen sich Szenen auf der Leinwand ab, in der sich die beiden doch noch näherkommen, die sich am Ende aber alle als Tagtraum entpuppen. Ein bisschen selbstverliebte Spielerei ist das schon, dafür ist der Film äußerst charmant. Wenn Sophie Marceau und François Cluzet ihre Rollen bis in die Nebensätze mit Leben erfüllen, fällt dann auch kaum mehr auf, dass manche Dialoge vielleicht schon etwas zu clever sind, der Film manchmal zu konstruiert wirkt. Denn man ist meistens zu sehr darauf gespannt, ob die beiden sich am Ende in die Arme fallen – und diesmal vielleicht auch richtig.

Wertung: 7 von 10

Regie: Lisa Azuelos; Darsteller: Sophie Marceau, François Cluzet, Lisa Azuelos; Kinostart: 7. August 2014

 TEXT: OLIVER ARMKNECHT