Eine überaus schöne und im Überfluss lebende New Yorkerin beschließt, sich von der Welt abzuwenden und zieht sich aus der Kunstszene zurück ins häusliche Exil. Pillen rein, Augen zu, Welt aus mit dem Ziel, die Wachzeiten so weit wie möglich zu reduzieren und sich der Realität radikal zu verweigern. Nebenwirkungen, Komplikationen, Spätfolgen? Nicht wichtig: „Ich setzte mein Leben gern aufs Spiel, wenn ich dafür den ganzen Tag schlafen und zu einem neuen Menschen werden konnte.“
So beginnt der renommierte Roman von Ottessa Moshfegh „Mein Jahr der Ruhe und Entspannung“ mit einer namenlosen Erzählerin, die gerade mal 26 Jahre alt ist und ihr Umfeld und ihre Mitmenschen hasst. Bei einer obskuren Psychiaterin besorgt sich die Protagonistin Unmengen an Psychopharmaka und Schlafmittel, die fortan ihre einzige Gesellschaft sind. Die Hohlheit der Welt, ihre gefühlskalte Kindheit, der Tod der Eltern und die anderen Überbleibsel aus ihrem vergangenen Leben will die Erzählerin im Winterschlaf einfach vergessen. Das gelingt nur bedingt, entwickelt sich doch im bewusstlosen Zustand ein Eigenleben, in dem ihr unbewusstes Selbst Dinge tut, die sie eigentlich hinter sich lassen möchte.
Anhand dieser erbitterten Figur dekliniert Moshfegh die alltäglichen menschlichen Abgründe durch. Ihr Stil ist sachlich und unaufgeregt, gleichzeitig makaber witzig, dass man als Leser aufs Glatteis gerät. Alles und jeder ist in dieser Handlung unglaublich dröge und trostlos, aber trotzdem maximal fesselnd. Das liegt an Moshfeghs fast maschinenhaft präziser Sprache, die der 37-Jährigen Amerikanerin den Ruf als größte literarische Hoffnung ihrer Generation einbrachte.
Die Regisseurin Katharina Stoll versetzt in dem Stück Mein Jahr der Ruhe und Entspannung die Handlung in eine New Yorker Galerie und inszeniert einen wilden Trip durch ein Labyrinth aus Traum und Realität. Nichts für schwache Nerven!
Mein Jahr der Ruhe und Entspannung nach dem Roman von Ottesa Moshfegh unter der Regie von Katharina Stoll // Premiere: 28. September, 20:00 Uhr // Münchner Volkstheater //
Weitere Vorstellungen am 30. September, 19., 21. Oktober, 02. und 03. November // Tickets >> Homepage
