Spannung hoch drei: Gleich drei hochkarätig besetzte Filme starten diese Woche, die trotz drei völlig unterschiedlicher Genres einen Angriff auf eure Nerven planen. Was von ihnen zu halten ist, verrät euch curt schon mal vorab.
„Die zwei Gesichter des Januars“
Ach ja, Urlaubsbekanntschaften. Interessant können sie sein, romantisch, aber auch nervig und sogar gefährlich. Schließlich sind die Ansprüche an die eigene Moral selten so niedrig, wie wenn wir weit von unserer Heimat entfernt sind. Und so eben auch hier. Auf der einen Seite haben wir Rydal. Attraktiv und intelligent, lässt der Amerikaner gerade bei weiblichen Touristinnen seinen Charme spielen und kommt als Reiseführer und Trickbetrüger ganz gut über die Runden. Doch das ändert sich, als er das distinguierte Ehepaar Chester und Colette MacFarland kennenlernt, die offensichtlich eine dunkle Vergangenheit in ihren schicken Koffern rumschleppen. Als Chester in seinem Hotel Besuch von einem bewaffneten Unbekannten erhält, endet die Unterhaltung tödlich für den Angreifer. Kurze Zeit später ist das Ehepaar dann auf der Flucht, zusammen mit Rydal, der Zeuge des Vorgangs wurde und den beiden helfen will – aus Gründen, die alles andere als selbstlos sind.
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An einer klassischen Mördersuche hatte die amerikanische Krimiautorin Patricia Highsmith zeitlebens nie besonders großes Interesse. Und das gilt auch hier. Einen Fall im eigentlichen Sinn braucht man in „Die zwei Gesichter des Januars“ nicht zu erhoffen, relativ früh wird hier schon verraten, was der Zuschauer zu wissen hat. Der Film nimmt sich dafür viel Zeit, die schwierige Beziehung zwischen den drei Protagonisten zu beleuchten, die zunehmenden Spannungen, die eine Dreierkombination meistens mit sich bringt. Wer Thriller der Actionszenen wegen schaut, kann den Film getrost ignorieren. Hier ist alles sehr gemächlich, nur am Ende wird hier ein bisschen aufs Gaspedal getreten. Ein Manko muss die ruhige Inszenierung bei „Die zwei Gesichter des Januars“ aber nicht unbedingt sein. Vielmehr weckt die Romanverfilmung Erinnerungen an Genrevertreter vergangener Zeiten. Die Geschichte spielt nicht nur in den1960ern, sie hätte mit ihrer geradlinigen Handlung, den schönen Landschaftsaufnahmen und der nostalgischen Musik auch damals gedreht werden können.
Wertung: 7 von 10
Regie: Hossein Amini; Darsteller: Kirsten Dunst, Viggo Mortensen, Oscar Isaac; Kinostart: 29. Mai 2014
„Edge of Tomorrow“
Mit seiner Kampagne hat Major Bill Cage entscheidend dazu beigetragen, dass sich viele Tausende Menschen freiwillig gemeldet haben, um gegen die Außerirdischen zu kämpfen. Mit der Praxis hat er es allerdings nicht so. Seine Weigerung, selbst zu kämpfen, wird jedoch ignoriert, in Handschellen findet er sich am Kriegsschauplatz wieder und stirbt auch gleich beim ersten Einsatz. Während manche Geschichten auf diese Weise enden, fängt es hier erst richtig an: Der Gefreite wacht nämlich am Tag zuvor wieder auf, erlebt noch einmal genau dieselben Stunden. Und stirbt. Wieder. Und wieder. Und wieder. Während Cage in dieser Endlosschleife gefangen ist und seine Kampffähigkeiten immer weiter verbessert, stellt er fest, dass Rita Vrataski von den Special Forces früher auch einmal die Gabe der täglichen Wiedergeburt hatte. Zusammen suchen sie nach einer Möglichkeit, die verheerende Schlacht zu ihren Gunsten zu wenden und doch noch die Außerirdischen zu vertreiben.
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Im Vergleich zum eher melancholischen „Oblivion“ kommt bei Tommys neuem Alienabwehrstreifen der Humor nicht zu kurz. Ein flotter Spruch sitzt immer auf den Lippen, auch die Zeitschlaufethematik führt immer mal wieder zu witzigen Momenten. Der Actionanteil wurde ebenfalls deutlich erhöht: Der Kampf mit den Aliens steht eindeutig im Mittelpunkt, fast der gesamte Film besteht aus Kampfszenen oder den Überlegungen, wie man den Invasoren so richtig eins auf die Mütze geben Durch den starken Fokus auf Humor und die Möglichkeit, den Angriff auf die Aliens jeden Tag neu und anders zu starten, will sich dabei jedoch keine wirkliche Spannung aufbauen. Doch das Hauptproblem ist die Geschichte an sich. Dass die Erklärungen eher dürftig sind und der Film später komplett das Konzept der Plausibilität über Bord wirft, darüber kann man hinwegsehen. Schlimmer aber ist die komplette Vorhersehbarkeit. Witze, Kampfszenen, ja selbst die obligatorische Romanze, alles gut, alles bekannt, alles bewährt. Viel bleibt nicht zurück, dafür sind die knapp zwei Stunden unterhaltsam und erstaunlich schnell vorbei.
Wertung: 6 von 10
Regie: Doug Liman; Darsteller: Tom Cruise, Emily Blunt, Bill Paxton, Brendan Gleeson; Kinostart: 29. Mai 2014
„Maleficent – Die dunkle Fee“
Als Stefan im Feenreich einen Schatz sucht, stößt er nicht nur auf einen Edelstein, sondern auch Maleficent. Obwohl sie verschiedenen Rassen angehören, werden der Menschenjunge und die Fee schnell Freunde. Und vielleicht auch ein bisschen mehr. Jahre später haben sie sich aus den Augen verloren, Maleficent ist zu einer wunderschönen Frau herangewachsen, Stefan steht in Diensten des Königs. Als sein Monarch eines Tages das Feenreich erobern will und dabei schwer verletzt wird, fordert er den Tod der geflügelten Zauberin. Stefan erliegt der Versuchung und hintergeht seine Jugendfreundin, um selbst König zu werden. Enttäuscht von dem Verrat wandelt sich Maleficent zu einer verbitterten dunklen Hexe und belegt Stefans Tochter Aurora mit einem Fluch – noch vor ihrem 16. Geburtstag soll sich die Prinzessin an einer Spindel stechen und in einen ewigen Schlaf fallen, aus dem sie nur durch echte Liebe erweckt werden kann.
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Die größte Überraschung bei „Maleficent“ ist, wie düster die Neuinterpretation von „Dornröschen“ geworden ist. Verschwunden ist der Humor, der Film ist vielmehr eine Mischung aus „Alice im Wunderland“ und „Herr der Ringe“. Ein bisschen aufgelockert wird die Geschichte durch die unbedarften Feen, die nicht nur für die Aufzucht von Aurora, sondern auch für die buntgetupften Comedy-Relief-Momente zuständig sind. Doch die große Bühne, die gehört natürlich Angelina Jolie. Wenn sie mit Genuss Unglück über alle anderen bringt, ist das neben der fantastischen Kulisse sicher das überzeugendste Argument, sich den Film einmal anzusehen. Von den anderen Darstellern lässt sich das eher nicht behaupten. Hier wurde alles so eindeutig auf Jolie zugeschnitten, dass für die anderen kein großer Platz mehr blieb. Überhaupt ist inhaltlich alles zielgruppengerecht recht einfach gehalten. Wer aus dem Film nicht etwas anderes machen will als einen neuen Disney und darüber hinaus ein Faible fürs Märchenhafte hat, darf jedoch beruhigt ins Kino laufen und sich bezaubern lassen.
Wertung: 7 von 10
Regie: Robert Stromberg; Darsteller: Angelina Jolie, Elle Fanning, Sharlto Copley, Sam Riley; Kinostart: 29. Mai 2014
TEXT: Oliver Armknecht