Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, zu Nneka zu gehen. Es war meine Freundin, die mir erzählte, was für eine taffe Frau Nneka sei. Dass sie gegen die Missstände in ihrem Land Nigeria aufbehre, gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit.
Je länger ich der Musik zuhörte, desto mehr klang auch bei mir an. Ähnlichkeiten zu Lauryn Hill, auch rockige Komponenten á la Skunk Anansie. Kurzum, ich war neugierig geworden.
Bildergalerie zum Durchklicken —>
Das Konzert hat mich dann überrascht. Es war famos. Die Krawallbürste die ich erwartet hatte, ließ sich nur erahnen. Ihr Auftreten und ihr Gesang waren viel weicher, als ich vermutet hatte. Sie schien ganz in sich zu ruhen. Als bewegte sich in ihrem eigenen Wohnzimmer, bewohnte sie die Bühne. In fleckige, schlabbrige Jeans, T-shirt und Kopftuch gekleidet, präsentierte sie ihren Sound, unaufgeregt und intensiv.
Die Band webte einen Teppich aus Reggeaklängen und souligen Noten, manchmal aus organischem Hip Hop und Rock – immer entspannt, getragen und getrieben von drückendem Bass und filigranem Schlagzeug, unterlegt mit Synties und einer unverzerrten Reggea- Gitarre. Und Nneka legte sich auf diesen Teppich, aalte sich auf ihm. Mit ihrer hellen, klaren Stimme behauptete sie sich mühelos, mit ihrer zuweilen vorgeschobenen Unterlippe und erkennbarem Sendebewusstsein erinnerte sie an eine singende Priesterin, die ihre Gemeinde einstimmt auf Nächstenliebe und Verantwortung, sie hinweist auf Achtsamkeit und Echtheit gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit.
Text und Fotos: Achim Schmidt