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curt war da: „Ohne uns ist’s still“

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„Ohne uns ist’s still“

Danse Macabre in der Muffathalle. Am Vormittag des 7. Juli 2020 lud der Verband der Münchner Kulturveranstalter e.V. (VDMK) regionale Medienvertreter ein zur Aktion „Ohne uns ist’s still“. In der rund 1.200 Leute fassenden Veranstaltungshalle wurde auf die prekäre Situation der Branche in Zeiten von Corona aufmerksam gemacht. Geradezu unheimlich wurde es, als circa 100 Repräsentanten, und mit Umme Block eine aufstrebende regionale Band, zum Stillsein verdammt unter den aktuellen Abstands- und Hygieneregelungen den Saal nicht einmal annähernd füllten. So sähe sie aus, diese neue Normalität unter der Fuchtel von Covid-19. Eine Realität, die sich ohne staatliche Unterstützung nicht lange umsetzen lässt.

Wer war gekommen? Unter den Maskierten waren all die, die München ein ganzes Stück bunter machen. Sie repräsentieren Institutionen wie das Backstage oder das Feierwerk, Clubs wie das Strom, das Harry Klein oder die Nachtgalerie, die Veranstalter und Booker mit Namen wie Propeller Music, Global oder target Concerts. Aber auch die Verantwortlichen hinter dem Olympiapark und dem Gasteig blicken derzeit mit vielen weiteren Akteuren und noch mehr Sorge auf eine trotz Lockdown-Lockerungen weitestgehend brach liegende Veranstaltungswirtschaft. „Ohne uns ist’s still“, so der treffende Name dieser Foto-Aktion.

Einer der großen Sorgenpunkte war die „wirtschaftliche Machbarkeit“, die David Süß, Mitbetreiber des Harry Klein und Stadtrat der Grünen, in einer offenen Diskussionsrunde zum Thema machte. Zwar atmet Deutschland landesweit dank erster größerer Lockerungen wieder auf, doch angesichts übervoller Urlaubsflieger, illegaler Parties an öffentlichen Plätzen oder der Isar und weiteren mehr oder weniger offiziellen Massenevents, hat die Branche, die Menschenansammlungen zu ihrer Profession gemacht hat, wenig zu lachen. Vor allem dann, wenn die nötige Unterstützung fehlt.

100 Personen drinnen, 200 draußen, Theater-, Konzert- und Kino-Veranstaltungen nur höchst eingeschränkt machbar und seit dem 13. März komplett geschlossene Clubs. Neben etlichen bereits für immer geschlossenen Betrieben (nicht nur in der Veranstaltungsbranche) sind es diese Eckpfeiler, die wenig Hoffnung auf eine Wiederaufnahme der Betriebe mit schwarzen Zahlen machen. Technikern, der Event-Gastronomie, vielen Künstlern und vor allem Solo-Selbständigen fehlen derzeit bis zu 100% ihrer Einnahmen bei gleichbleibenden Kosten.

„Als Kulturveranstalter sorgen wir normalerweise für Freude, anspruchsvolle Unterhaltung sowie besondere Erlebnisse“, sagte David Süß, ebenfalls auch Vorstandsmitglied des VDMK. „Derzeit bangen wir um den Erhalt der kulturellen Vielfalt, die München wesentlich kennzeichnet, und die Existenz zahlreicher Kulturbetriebe, die seit Monaten ohne Einnahmen sind und keinerlei Perspektive für eine Rückkehr zum Normalbetrieb haben.“

Mit der Aktion „Ohne uns ist’s still“ will man auf die kritische Situation hinweisen und erläutern, welche Art von Unterstützung man benötige, damit auch nach der Pandemie ein kulturelles Leben möglich sei. Doch wie sehen die Forderungen des VDMK und seiner Mitglieder nun aus?

  • Klare politische Vorgaben und die damit verbundene Planungssicherheit
  • Schnelle Bereitstellung der Mittel zur Erhaltung der Kultur-Infrastruktur, langfristige Unterstützung
  • Bereitstellung von Mitteln um das kulturelle Leben langsam wieder hochzufahren
  • Vertrauen in Hygienekonzepte
  • Unterstützung bei Genehmigungen
  • Umnutzung von Räumlichkeiten
  • Entgegenkommen bei Mietkonditionen
  • Kooperation mit der Clubszene zur Vermeidung illegaler Parties

Wie man sieht, geht es auch hier wie bei der jüngst mit großem Medienecho begangenen „Night of Light“ nicht um ein paar schwitzige Konzerte oder das wilde Abfeiern in Techno-Clubs. Eine ganze Kulturlandschaft sieht sich angesichts der wenig erbaulichen Förderzugeständnisse in ihrer Existenz bedroht. Was ein Massensterben in diesem Bereich für die Sozialisierung der Jugend und die generelle Lebensqualität in deutschen (Groß-)Städten nach sich zieht, ist kaum vorstellbar. Der Wunsch nach konkreten Perspektiven sollte also auch über die Branche hinaus nachvollziehbar sein.

Dass Künstler- sowie Saalbuchungen, von der Planung ganz abgesehen, meist mehr Zeit als zwei Wochen oder drei Monate benötigen, macht jetzt durchzuführende Maßnahmen nur noch dringlicher. Denn anders als manch andere gebeutelte Branche, trifft es die Event-Branche besonders hart, wenn sie statt einiger weniger Monate vielleicht sogar ein ganzes Jahr und länger ihre Pforten schließen muss: „Wir werden heuer in der großen Halle keine Konzerte mehr machen“, so Gastgeber und Mitbetreiber der Muffathalle Christian Waggershauser, der derzeit lediglich rund 30 Tickets pro Woche im Vorverkauf misst. Ferner gibt er zu Bedenken, dass auch die Kaufkraft der Konsumenten sowie ihr Vertrauen krisenbedingt stark gelitten haben.

An Absurdität jedoch kaum zu übertreffen ist, dass die Club- und Hallenbetreiber ihre sicheren und geprüften Räumlichkeiten nicht einmal für private Events vermieten dürfen, es andernorts aber zu unüberschaubaren Exzessen kommt. Dabei stellt der VDMK die vorherrschenden Hygienevorschriften keineswegs infrage, kennen sich seine Mitglieder mit der Thematik doch nicht erst seit Corona aus. Auch für die Veranstalter stehen alle Zeichen auf „Sicherheit“, aber eben nicht auf Kosten der eigenen zum teil jahrelang erarbeiteten Existenz. „Alarmstufe Rot“ also für die Münchner Kulturszene, deren frommer Wunsch es doch nur ist, nicht vergessen zu werden.

Für die nächsten Tage hat der VDMK weitere Meldungen über erste Teilerfolge in Aussicht gestellt. Es bleibt also weiterhin spannend bis München endlich wieder weitestgehend sorglos Kultur genießen wird.


Verband der Münchner Kulturveranstalter e.V. (VDMK) > Homepage

Foto: Severin Schweiger