Trifft Bayern auf Schweden und Handwerk auf Kunst und Nachhaltigkeit und hat das Ganze dann auch noch mit Mode zu tun, so ergibt das eine ziemlich spannende Mischung: Unter dem Namen „oipnglügg“ haben Patrick Clemens alias Geppetto und seine Frau Ebba Lindström eine extravagante Denim-Shorts kreiert, die definitiv das Zeug zur Lieblingsklamotte im Kleiderschrank des hippen Münchners hat. curt sprach mit den beiden Lebenskünstlern über Mode, Kunst und Heimat.
Schick ist sie anzuschauen, die aparte Alternative zum traditionellen Bayern-Beinkleid! Der klassische Lederhosenschnitt wurde so abgeändert, dass die Hose gleichermaßen stylish wie alltagstauglich ist. Drei Modelle gibt es bereits im Online-Shop zu erwerben, im Sommer 2014 bringt „oipnglügg“ eine weitere „vegane Lederhose“ auf den Markt – in Kooperation mit dem Münchner Künstler Raymond Miller (Heimatstoff). Das Material der Hose ist ein Baumwollgewebe, wie es auch zur Herstellung sogenannter Zunfthosen für Zimmer-männer verwendet wird. Das plus die aufwendigen Stickereien machen sie zu einem Zuckerl für die Augen.
2003 haben der Dipl.-Sportwissenschaftler und die Modedesignerin die Dachmarke „geppebba“ gegründet. Das erste Hosenmodell, das sie damals erstellten, ist auch heute noch im Sortiment. Im Lauf der Jahre kamen zusätzlich Kleinstserien von Taschen und Shirts hinzu.
Begonnen hat alles in München, doch seit rund fünf Jahren pendelt das Paar samt Kindern zwischen Bayern – ihrer alten – und Schweden – ihrer neuen Heimat – hin und her. Die Entscheidung, die Zelte in der Isarstadt abzubrechen, fiel nicht leicht, doch angesichts der hohen Lebenshaltungskosten wurde es immer schwieriger, ihren Traum zu verwirklichen. Zu viel Zeit ging dabei drauf, die Fixkosten mittels allerlei Nebenjobs zu decken. So blieb kaum Energie, um ein Modelabel aufzubauen und Prototypen zu entwickeln.
Das Leben in Südschweden ist wesentlich günstiger, die Familie lebt in schönster Natur nahe dem Meer, die Kinder sind gut betreut, und, wie Geppetto verrät: „Man kann sich hier gut auf die Arbeit konzentrieren, denn außer so Dingen wie Holz hacken gibt es kaum Ablenkung.“
Doch obwohl sich „geppebba“ in Schweden wohl fühlen, sind sie noch sehr mit ihrer Heimatstadt München verbandelt. Der Spagat, den die beiden schaffen, ist nicht nur der zwischen Eltern- und Künstlerdasein oder Heimat und Fremde, sondern eben auch der zwischen Stadt- und Landleben. „Hat man in der Stadt die Milch vergessen, ist das kein großer Akt. Hier muss ich fünf Kilometer radeln, um welche zu holen. Und das ist nur die einfache Strecke!“, lacht Ebba. Geppetto ergänzt: „Ich fühl mich manchmal schon ein wenig wie im Exil. Der Walchensee fehlt mir, außerdem das gute bayrische Bier.“ Er habe aus lauter Heimweh sogar einmal mit einem dort ansässigen Österreicher Starkbier auf offenem Feuer gebraut. Dieser Versuch wurde allerdings mangels trinkbaren Ergebnisses nicht wiederholt. So können geppebba weiterhin Mode zur Kunst und Kunst zur Mode machen. Die Kreativität der beiden Designer scheint von der Entbehrung der bayrischen Heimat zu profitieren, denn sie tüfteln gerade an neuen Ideen und haben sicherlich noch einiges in petto.
>> Oipnglügg
Der Artikel ist in unserer curt München Ausgabe #78 erschienen.