Ophelia curt war da München

curt war da: Ophelia in den Münchner Kammerspielen

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Die Premiere des Stücks Ophelia nach einer Bearbeitung von Matthias Günter wurde am 3. April im Werkraum der Münchner Kammerspiele aufgeführt. In der Rolle der Ophelia ist Marie Jung zu sehen.

Ophelia, bekannt als die liebeskummrige Geliebte Hamlets, gehorsame Tochter des Polonius und liebende Schwester des Laertes, erscheint meist als Nebenfigur. Bevormundet, beratschlagt und zumeist instrumentalisiert von den Männern um sie herum, wirkt sie wie eine Marionette. Doch in der Inszenierung vom Kristof Van Boven kommt Ophelia nun zu Wort und schildert ihre Sicht der Dinge.

Ophelia curt war da München

Der Zuschauer wird auf subtile Weise mitgenommen auf eine Berg- und Talfahrt durch die innerste Gefühlswelt der Ophelia. Sie wirkt stark, sogar trotzig und im nächsten Augenblick zerbrechlich wie aus Glas. Sie wehrt sich gegen die Ratschläge, die Forderungen an sie, gibt ihnen dann aber auch wieder nach. Sie ist eine Fahne im Wind, getragen von ihren eigenen Gefühlen.

Kleine, aber raffinierte Augenblicke weisen auf den Ausgang des Stückes und den Tod Ophelias hin. So lässt sie ein Radio in die Badewanne fallen, wodurch ein Kurzschluss den Werkraum in Dunkelheit taucht, in einem anderen Moment zieht sie ihr Halstuch fester als nötig.

Fazit: Ein Monolog über 50 Minuten, der zum Teil langatmig erscheint. Dennoch lässt das Wechselspiel an Gefühlen auch die Zuschauer nicht kalt: Hamlets Weg in den Wahnsinn wird von Ophelia auf eine empathische Weise erzählt, die nicht verheimlicht, dass auch sie diesen Weg einschlägt …

Nächste Termine: 17. April, 5. Mai, 20. Mai, jeweils 20 Uhr

TEXT: Annika Liebeknecht